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Emilia Galotti

Prüfungsaufgaben mit Lösungen

  • Inwiefern weicht Lessing in »Emilia Galotti« von den drei aristotelischen Einheiten ab?

    Die drei Einheiten nach Aristoteles besagen, dass Zeit, Raum und Handlung einheitlich bleiben müssen. Die Zeit muss chronologisch und ohne Aussetzer verlaufen und die gesamte Handlung sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden vollziehen. Es darf nur einen Schauplatz geben. Bezüglich der Handlung darf es nur eine zusammenhängende Haupthandlung ohne Nebenhandlungen geben. In »Emilia Galotti« ist die Einheit der Zeit teilweise erfüllt. Die gesamte Handlung spielt sich in einem Sonnenumlauf ab und es gibt keine Aussetzer bis auf den Vorfall bei der Messe und den Überfall auf dem Weg nach Sabionetta. Die Einheit des Raumes wird nicht eingehalten, denn es gibt insgesamt drei Schauplätze. Die Einheit der Handlung gilt als erfüllt, da es keine Nebenhandlungen gibt.

  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben Claudia und Odoardo Galotti hinsichtlich Emilias Erziehung?

    Beide Elternteile führen eine gute Beziehung zu ihrer Tochter Emilia. Odoardo Galotti ist jedoch strenger und konservativer. Er sieht das höfische Leben in Guastalla als Gefahr für Emilia und ihre Tugend an. Das Interesse des Prinzens an Emilia versteht er als Bedrohung. Er begrüßt die Entscheidung Emilias und Graf Appianis, Guastalla zu verlassen. In diesem Aspekt unterscheidet sich Claudia. Sie sucht die Nähe zum Hof und lebt deshalb mit Emilia in Guastalla. Zusätzlich vertraut sie Emilia, denn sie erlaubt ihr, alleine das Haus zu verlassen. Sie sieht die Nähe zum Hof außerdem als Vorteil, denn so haben sich Emilia und Graf Appiani kennenlernen können. Dass Emilia und Appiani Guastalla verlassen wollen, macht sie traurig. Letztlich können als weitere Gemeinsamkeiten die Sorge und der Beschützerinstinkt aufgeführt werden. Als Emilia entführt wird, suchen beide Elternteile nach ihr und stellen sich mutig gegen Marinelli und den Prinzen.

  • Vergleiche die Figuren Graf Appiani und Marinelli.

    Beide Figuren gehören zum Adelsstand, wobei Marinelli als adliger Kammerherr des Prinzen zum Hofe gehört, während Graf Appiani als Herrscher eines unabhängigen Kleinstaates nicht durch politische oder andere Beziehungen mit dem Hofe des Prinzen verbunden ist. Marinelli steht im Dienste des Prinzen, Graf Appiani lehnt es hingegen ab, sich dem Prinzen zu unterwerfen. Auch charakterlich unterscheiden sich beide. Marinelli beweist sich in »Emilia Galotti« als skrupellos und rachsüchtig. Graf Appiani tritt als tugendhaft und mutig auf. Er ist bereit, sich dem Duell mit Marinelli zu stellen. Marinelli zieht allerdings zurück und beweist damit seine Schwäche.

  • Analysiere die rhetorischen Stilmittel in Odoardos Monolog (Fünfter Aufzug, vierter Auftritt).

    Odoardos Monolog ist durch einzelne Worte und kurze Sätze strukturiert. Es kommt zu Ellipsen, wie u. a. hier: »Wie?—Nimmermehr!—« (S. 82, Z. 12). Dies verdeutlicht seine emotionale Zerstreutheit und Rage. Er stellt zudem diverse rhetorische Fragen: »Was will ich?« (S. 82, Z. 21). Seine Wut gegenüber Marinelli drückt er durch Beleidigungen aus. Eine Metapher ist an folgendem Satz sichtbar: »Wer kein Gesetz achtet, ist ebenso mächtig, als wer kein Gesetz hat« (S. 82, Z. 17f.). Damit möchte er ausdrücken, dass er sich nicht vor dem absoluten Fürst fürchtet und stattdessen als ebenbürtiger Gegner angesehen werden möchte. Schließlich ist ein Oxymoron anhand folgendem Ausdruck nachzuweisen: »alter Knabe« (S. 82, Z. 28).

  • Marinelli schwärmt für Gräfin Orsina. Diskutiere diese These.

    Schon im ersten Aufzug beschreibt sich Marinelli als Vertrauter der Gräfin Orsina. Demzufolge spricht er im Privaten mit ihr und berichtet dem Prinzen, dass sie wieder in der Stadt weilt. Dass Marinelli über den Verbleib Orsinas eher Kenntnis besitzt als der Prinz, kann damit begründet werden, dass Marinelli der Kammerherr des Prinzen ist. Somit steht er in dessen persönlichen Dienst und die Überbringung von Informationen wie dieser fällt vermutlich in seinen Aufgabenbereich.

    Marinelli spricht vor dem Prinzen im Guten von Orsina, bis der Prinz seine Abneigung gegenüber Orsina kenntlich macht. Sodann passt sich Marinelli an und verspottet Orsina stattdessen. Auch dieser Aspekt kann mit seiner Folgsamkeit begründet werden. Dabei offenbart Marinelli jedoch, dass Orsina sich ihm mit ihren Sorgen anvertraut. Folglich müssen sie zumindest eine mittelmäßig freundschaftliche Beziehung zueinander pflegen. Als Orsina im Lustschloss erscheint, befiehlt der Prinz Marinelli, sie abzuweisen. Dementsprechend widmet Marinelli sich der Gräfin. Orsina ist emotional zerstreut und spricht vor Marinelli offen ihre Gefühle aus. Dieser versucht sie zu beruhigen und schmeichelt ihr mit freundlichen Worten. Ob er dies ausschließlich mit der Absicht der Deeskalation tut, kann nur spekuliert werden. Es ist schließlich nicht möglich, auf Grundlage des Werks eine Schwärmerei Marinellis für Orsina nachzuweisen.

  • Welche Szenen können als Beispiel für die absolute Willkürherrschaft des Prinzen genannt werden?

    Im ersten Aufzug widmet sich der Prinz den Bittschriften der Bürger. Dabei bewilligt er die Bitte einer Emilia Bruneschi nur, weil sie denselben Vornamen mit Emilia Galotti teilt. Ein weiteres Beispiel ist beim Besuch des Malers Conti sichtbar. Der Prinz erlaubt ihm, so viel Geld für sein Gemälde zu verlangen, wie der Maler es möchte. Dadurch wird der irrationale Umgang mit der Staatskasse deutlich. Als der Rat Camillo Rota mit einem Todesurteil an den Prinzen tritt, zeigt sich der Prinz unpassend gelassen und bereit, dieses sofort zu unterzeichnen. Letztlich ist seine Schwärmerei für Emilia und die Bereitschaft, ihre Heirat mit Graf Appiani zu sabotieren, um sie für sich zu erobern, ein weiteres Exempel für seine Willkür.

  • Charakterisiere die Figur Odoardo Galotti anhand des zweiten Aufzugs.

    Odoardo Galotti tritt im zweiten Aufzug als ein strenger, von Tugenden geleiteter Ehemann und Vater auf. Er ist in einem solch großen Ausmaß besorgt um seine Tochter Emilia, dass er es bereits als Gefahr einschätzt, sie alleine zur Messe gehen zu lassen. Dies illustriert ein hohes Maß an Fürsorge. Außerdem verbalisiert er seine Zuneigung für Emilia, Claudia und Graf Appiani. Folglich ist er nicht nur streng, sondern auch liebevoll.
    Odoardo lehnt das höfische Leben mitsamt seinen adligen Angehörigen ab. Er bewertet den Hof als schädigend für die Tugend und Erziehung. Seine Ablehnung diesbezüglich beeinflusst ihn, fernab von seiner Frau und Tochter zu leben. Er zieht es vor, auf seinem Landgut in Sabionetta zu bleiben. Dadurch beweist er, dass seine Prinzipien von wichtigster Priorität sind. Letztlich gerät Odoardo, nachdem er mit seiner Frau über den Prinzen spricht, in solche Aufruhr, dass er Guastalla verlässt. Dies zeigt, dass seine Wut ihn übernimmt und sein Handeln beeinflussen kann.

  • Inwiefern entspricht Lessings Werk »Emilia Galotti« der Epoche der Aufklärung?

    Die Epoche der Aufklärung kennzeichnet sich durch die Thematisierung von Idealen wie Vernunft und Moral. Lessings Werk beschäftigt sich mit der Tugendhaftigkeit, somit ist das Merkmal erfüllt. Überdies weichen die Dichter der Aufklärung von der Glorifizierung der Herrscher ab und üben Kritik an den vorherrschenden Machtverhältnissen aus. In »Emilia Galotti« kritisiert Lessing durch die Figur des Prinzen und seinen Untergebenen die absolute Herrschaft und die Hofgesellschaft. Dadurch beabsichtigt Lessing, das Publikum aufzuklären und auch die realen Zustände zu reflektieren. Außerdem nutzen Dichter dieser Zeit häufig antike Vorlagen für ihre Werke. Folglich kann auch hier geschlussfolgert werden, dass Lessings »Emilia Galotti« das Merkmal erfüllt. Lessing bedient sich hierfür nämlich der Virginia-Legende von Titus Livius.

  • Odoardo Galotti ersticht Emilia aus egoistischen Gründen. Diskutiere diese These.

    Bereits im zweiten Aufzug gibt Odoardo zu erkennen, dass er den Prinzen als seinen Feind sieht. Das Interesse des Prinzen für Emilia sieht er als Bedrohung. Als er schließlich im fünften Aufzug von dem Prinzen und Marinelli erfährt, Emilia dürfe nicht mit ihm gehen, sieht er sich für den Moment machtlos. Weil er dann aber ein letztes Gespräch mit Emilia führen darf, erkennt er die Unschuld seiner Tochter. Dadurch ist ihre Rechtschaffenheit in seinen Augen wiederhergestellt.

    Es erscheint somit nicht sinnig, dass Odoardo seine Tochter erstochen hätte, wenn sie den Wunsch nicht selbst geäußert hätte. Außerdem hat sie ihn davon überzeugt, welche fatalen Konsequenzen eintreten würden, wenn sie in der Gewalt des Prinzen bliebe. Demzufolge kann Odoardo nicht gänzlich unterstellt werden, aus purem Egoismus gehandelt zu haben. Dass er Emilia lieber ersticht, um sich damit dem Prinzen zu widersetzen, als eine lebende gefangene Tochter zu haben, zeigt wiederum, dass diese Tat für ihn als eine geeignete Lösung seines Dilemmas erschien.

  • Inwiefern beeinflusst das Motiv der Rache den Handlungsverlauf?

    Der Prinz liebt Gräfin Orsina nicht mehr und stellt stattdessen Emilia Galotti nach. Orsina findet durch ihre Kundschafter heraus, dass der Prinz mit Emilia bei der Messe spricht. Daraufhin plant sie, Rache an ihm auszuüben. Sie bricht nach Dosalo auf und trägt einen Dolch und Gift bei sich. Als Odoardo Galotti kommt, sieht sie eine günstige Gelegenheit und überträgt ihre Rachelust auf ihn. Somit ist Odoardo nun aufgrund des Mordes an Graf Appiani und der Entführung Emilias von der Rachelust getrieben. Auch Marinelli ist durch Rache motiviert. Nachdem sein Feind Appiani ihn vor dem Hause der Galottis verhöhnt, fordert Marinelli ein Duell. Seine Genugtuung bekommt Marinelli schließlich, als Graf Appiani beim Überfall stirbt. Folglich ist Rache ein Motiv, welches den Handlungsverlauf in »Emilia Galotti« entscheidend beeinflusst.

Veröffentlicht am 13. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 18. April 2023.