Erster Aufzug | Erster Auftritt | Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla, sitzt an seinem Schreibtisch und bearbeitet die eingegangene Post. Er stöhnt unter den vielen Klagen und Bittschriften. Darunter ist auch ein Bittbrief einer Emilia Bruneschi. Der Vorname erinnert ihn an die schöne Emilia Galotti, in die er sich vor kurzem verliebt hat. Ein Kammerdiener überbringt dem Prinzen einen Brief seiner Geliebten, der Gräfin Orsina. Den Brief in der Hand, stellt der Prinz fest, dass seine Liebe zur Gräfin verblasst ist. Der Besuch des Malers Conti wird gemeldet. Der Prinz hofft, dass Conti ihn auf andere Gedanken bringen werde. |
| Zweiter Auftritt | Der Maler Conti ist der Meinung, dass zu viel Auftragsarbeit das eigentlich Künstlerische behindere. Gleichwohl habe er das geforderte Porträt der Gräfin Orsina mitgebracht. Der Prinz erinnert sich kaum an den Auftrag. Conti erwähnt ein zweites Bild, das der Prinz sich ansehen solle. Er geht die Gemälde aus dem Vorzimmer holen. |
| Dritter Auftritt | Allein, monologisiert der Prinz über seine erloschene Liebe zur Gräfin Orsina. Er bedauert den Verlust der Liebe und der damit einhergehenden Leichtigkeit. Dennoch meint er, ohne die Orsina besser dran zu sein. |
| Vierter Auftritt | Der Maler Conti trägt zwei Gemälde herein. Zunächst zeigt er dem Prinzen das Bildnis der Gräfin Orsina. Der Prinz würdigt das Kunstwerk. Jedoch schmeichle das Bild dem Modell. Die Darstellung sei geschönt und verheimliche den wahren Charakter der Gräfin. Conti ist verärgert. Die Kritik des Prinzen falle nur deshalb so harsch aus, weil seine Liebe zur Orsina zwischenzeitlich erkaltet sei.
Das zweite Bild zeigt Emilia Galotti. Für Conti ist sie die schönste Frau der Stadt. Auch der Prinz ist tief beeindruckt von dem Bildnis. Er behauptet aber, Emilia nur flüchtig zu kennen. An ihren Vater erinnere er sich besser: einen aufrechten Mann, der die Auseinandersetzung mit dem Prinzen nicht scheut. Conti und der Prinz diskutieren Emilias Bildnis als Studie der weiblichen Schönheit. Schließlich kauft der Prinz beide Bilder. Das von Emilia behält er bei sich; die Orsina soll in der Galerie aufgehängt werden. |
| Fünfter Auftritt | Wieder allein, zeigt der Prinz seine Begeisterung für das Porträt von Emilia. Er ist entschlossen, auch Emilia selbst zu besitzen. Dafür ist er bereit, jeden geforderten Preis zu zahlen. |
| Sechster Auftritt | Der Kammerherr des Prinzen erscheint. Er erzählt, dass die Gräfin Orsina in der Stadt sei. Der Prinz zeigt kein Interesse und begründet dies mit seiner bevorstehenden Hochzeit mit der Prinzessin von Massa. Doch die Orsina vermutet, der Prinz habe sich neu verliebt, wie Marinelli berichtet. Der Prinz besteht auf einem Themenwechsel.
Marinelli verkündet die Verheiratung des Grafen Appiani. Seine zukünftige Frau habe weder Rang und Namen. Es handele sich um eine Liebesheirat. Anschließend wolle das Ehepaar das Land verlassen. Der Prinz schätzt den Grafen sehr. Doch er gerät außer sich, als er hört, dass Appiani sich mit Emilia Galotti vermählen will. Verzweifelt gesteht er Marinelli seine Liebe zu Emilia. Marinelli verspricht dem Prinzen, die Trauung zu verhindern. Er schlägt vor, den Grafen als Gesandten nach Massa zu beordern und seine sofortige Abreise zu verlangen. Unterdessen solle der Prinz in sein Lustschloss Dosalo reisen. Dort werde Marinelli ihm Emilia zuführen. |
| Siebter Auftritt | Der Prinz ist aufgewühlt. Er bedauert, dass er in Bezug auf Emilia nicht früher und entschlossen gehandelt hat. Er will sich nicht allein auf Marinelli verlassen, sondern selbst eine Begegnung mit Emilia herbeiführen. |
| Achter Auftritt | Camillo Rota, ein Berater des Prinzen, tritt ein. Er wundert sich über die Unruhe und Zerstreutheit des Prinzen. Als er den Prinzen bittet, ein Todesurteil zu unterschreiben, stimmt dieser ungewohnt bereitwillig zu. Dann eilt er aus dem Raum und lässt Camillo Rota irritiert zurück. |
Zweiter Aufzug | Erster Auftritt | Claudia Galotti, Mutter von Emilia, begegnet dem Diener Pirro. Sie erfährt von der unerwarteten Ankunft ihres Mannes Odoardo Galotti in der Stadt. |
| Zweiter Auftritt | Die Eltern sind glücklich über die bevorstehende Hochzeit ihrer Tochter Emilia. Claudia erzählt, dass ihre Tochter in der Kirche sei, um für diesen besonderen Tag zu beten. Odoardo ist besorgt, weil Emilia ohne Begleitung unterwegs ist. |
| Dritter Auftritt | Angelo tritt auf. Im Gespräch mit Pirro wird deutlich, dass die beiden eine gemeinsame kriminelle Vergangenheit haben. Angelo wird als Mörder gesucht und für seine Ergreifung ist eine Belohnung ausgesetzt. Angelo horcht Pirro aus. Er fragt nach Einzelheiten bezüglich der Fahrt der Hochzeitgesellschaft auf das väterliche Gut. Pirro erzählt, dass Emilia, ihr Verlobter und ihre Mutter allein in der Kutsche sein werden. Angelo geht ab und Pirro ahnt, dass er die Familie verraten hat. Er fürchtet ein Unglück. |
| Vierter Auftritt | Ungeduldig wartet Odoardo auf die Rückkehr seiner Tochter. Er schätzt seinen künftigen Schwiegersohn Appiani. Über dessen Entschluss, nach der Hochzeit die väterlichen Güter im Piemont zu bewirtschaften, ist er erfreut. Anderenfalls bliebe Appiani von der Gnade des Prinzen abhängig. Odoardo betrachtet die Residenzstadt mit Argwohn. Er verachtet die Nähe zum Hofe und Höflinge wie Marinelli, die dem Prinzen zu Diensten sind. Claudia erzählt ihrem Mann von der kurzen Begegnung zwischen dem Prinzen und Emilia. Sie ist stolz, dass ihre Tochter dem Prinzen gefällt. Odoardo dagegen ist wütend äußerst besorgt. Er fürchtet die Wollust und Rücksichtslosigkeit des Prinzen. Um einen Streit mit seiner naiven Frau zu vermeinen, reitet er zurück auf sein Gut Sabionetta. |
| Fünfter Auftritt | Claudia fragt sich, wo Emilia bleibt. Sie überlegt, ob der Prinz ein Auge auf ihre Tochter geworfen hat, um ihrem Mann zu schaden. |
| Sechster Auftritt | Verängstigt stürzt Emilia herein. Aufgelöst erzählt sie ihrer Mutter, dass der Prinz sich ihr in der Kirche genähert und ihr seine Liebe gestanden habe. Ihr habe der Mut gefehlt ihn zurechtzuweisen. Deshalb sei sie geflohen, doch er habe sie an der Hand festgehalten. Emilia ist voller Scham und will ihrem zukünftigen Mann die Begegnung gestehen. Doch ihre Mutter hält sie davon ab. Claudia ist erleichtert, dass ihr Mann bereits weg ist und nichts von dem Vorkommnis erfährt. |
| Siebter Auftritt | Der Graf tritt herein. Er ist ernst und feierlich. Dies sei der wichtigste Tag in seinem Leben. Die Heirat mit Emilia und die Aufnahme in ihre Familie bedeuten ihm viel. Voller Verehrung spricht er von Odoardos Tugendhaftigkeit. Emilia macht sich für die Hochzeit zurecht. Sie will einfach und natürlich wirken, wie bei der ersten Begegnung mit Appiani. Die kostbare Kette, ein Geschenk von Appiani, wird sie nicht tragen. In ihren Träumen hat sie sie mit Tränen in Verbindung gebracht. |
| Achter Auftritt | Der Graf klärt Claudia über den Grund für seine ernste Haltung auf. Er ärgere sich über seine eigene Schwäche. Seine Freunde hätten von ihm verlangt, den Prinzen aus Achtung über seine bevorstehende Heirat zu informieren. Er habe zugestimmt und nun müsse er sein Versprechen einlösen. |
| Neunter Auftritt | Pirro meldet die Ankunft des Marchese Marinelli. Er will den Grafen in einer dringen den Angelegenheit sprechen. |
| Zehnter Auftritt | Marinelli drängt Appiani seine Freundschaft auf, die dieser ablehnt. Dann unterrichtet Marinelli den Grafen von der großen Ehre, die ihm zuteil werde. Der Prinz habe ihn ausgewählt, um als sein Bevollmächtigter an den Hof von Massa zu reisen. Marinelli verlangt von Appiani, seine Hochzeit dafür aufzuschieben. Appiani weigert sich. Er sei ein freier Mann und kein Befehlsempfänger. Er verspottet Marinelli, woraufhin dieser ihm droht. |
| Elfter Auftritt | Nach Marinellis Abgang fühlt Appiani sich stark und gut. Zudem hat sich der Besuch beim Prinzen erledigt. Claudia hat den lauten Wortwechsel gehört und erkundigt sich besorgt, ob alles in Ordnung sei. Der Graf kann sie beruhigen. |
Dritter Aufzug | Erster Auftritt | Der Prinz ist unzufrieden mit dem Ausgang des Gesprächs zwischen Marinelli und Appiani. Er unterstellt, Marinelli habe sich nicht genug bemüht. Marinelli fühlt sich ungerecht behandelt. Tatsächlich hat er nach dem Scheitern des ersten Plans sofort einen neuen ausgedacht: Emilia Galotti soll auf das Lustschloss des Prinzen in Dosalo entführt werden. Die Entführung muss allerdings wie eine Rettung aussehen. Deshalb werden gekaufte Räuber die Kutsche mit der kleinen Hochzeitsgesellschaft überfallen. Ein Vertrauter Marinellis wird den Opfern zur Hilfe kommen und Emilia im Lustschloss in Sicherheit bringen. Noch während des Gesprächs zwischen dem Prinzen und Martinelli fallen Schüsse. Der Prinz ist überrascht von Marinellis Entschlossenheit und spürt eine unbestimmte Angst. |
| Zweiter Auftritt | Angelo berichtet seinem Auftraggeber Marinelli von den Ereignissen rund um die Kutsche. Graf Appiani war offenbar auf einen Überfall vorbereitet. Er tötete Angelos Helfershelfer Nicolo. Im Gegenzug griff Angelo den Grafen an. Der schleppte sich mit tödlichen Verletzungen in die Kutsche und sei wohl inzwischen tot. Emilia werde gerade zum Schloss gebracht. Angelo erhält die vereinbarte Belohnung in Gold und will damit über die Grenze flüchten. |
| Dritter Auftritt | Der Prinz und Marinelli beobachten Emilia Galotti, die auf das Schloss zueilt. Nach dem gescheiterten Antrag in der Kirche fürchtet der Prinz eine neuerliche Begegnung mit ihr. Emilias Angst war so offensichtlich und hatte sich sogar auf ihn übertragen. Deshalb soll Marinelli sie zunächst empfangen. Er selbst sei zu aufgewühlt, um mit ihr zu reden. |
| Vierter Auftritt | Die aufgeregte Emilia wird von Battista in den Saal geführt. Sie sorgt sich um ihre Mutter und ihren Verlobten. Als sie sich an die Schüsse erinnert, will sie sofort zurück und nach ihren Liebsten sehen. Marinelli versucht Emilia zu beruhigen. Er schickt Battista los, um die Mutter und den Grafen Appiani herzubringen. Marinelli erwähnt den Prinzen. Erst jetzt begreift Emilia, dass sie sich in dessen Schloss befindet. Sie reagiert überrascht und argwöhnisch. |
| Fünfter Auftritt | Emilia bangt um ihre Mutter und den Grafen. Sie hat eine böse Ahnung und misstraut dem Prinzen. In einer langen Rede bittet der Prinz Emilia um Vergebung für sein stürmisches Vorgehen in der Kirche. Er bemüht sich, Emilia von seiner Ehre zu überzeugen. Dann führt er sie mit sich weg. Emilia sträubt sich. Marinelli ist entschlossen, dafür zu sorgen, dass die beiden ungestört bleiben. |
| Sechster Auftritt | Battista verkündet mit großer Eile die Ankunft von Emilias Mutter. Claudia sei auf der Suche nach ihrer Tochter. Die aufgebrachte Frau schreie unentwegt und habe viele Menschen um sich versammelt. Zudem scheine sie einen Verdacht zu haben. Marinelli will Claudia empfangen. Er setzt darauf, dass das Werben des Prinzen um Emilia deren Mutter schmeichelt. Es sei wichtig, sie für die Zukunft auf seiner Seite zu haben. |
| Siebter Auftritt | Claudia Galotti wirft Battista vor, ihre Tochter entführt zu haben. Doch dieser versichert ihr, Emilia gerettet zu haben. Marinelli soll Claudia zu ihrer Tochter bringen. Unterdessen hindert Battista das Volk daran, Claudia zu folgen. |
| Achter Auftritt | Claudia ist außer sich, als sie in Marinelli den Mann erkennt, mit dem Graf Appiani am Morgen in Streit geraten war. »Marinelli« ist auch das letzte Wort des sterbenden Appiani gewesen, erinnert sich Claudia. Im selben Moment durchschaut sie die gesamte Intrige. Als sie hört, das Emilia allein mit dem Prinzen ist, fürchtet sie um die Ehre ihrer Tochter. Claudias ganze Wut richtet sich gegen Marinelli. Sie beschimpft ihn als Kuppler und feigen Mörder. Im Nebenraum hört Emilia das Schreien ihrer Mutter und ruft nach ihr. |
Vierter Aufzug | Erster Auftritt | Der Prinz ist schockiert über den Mord an Appiani. Er hat Sorge, damit in Verbindung gebracht zu werden. Die Intrige sei zu durchschaubar. Er gibt Marinelli die Schuld am Tod des Grafen. Er selbst hätte dem zugrunde liegenden Plan nie zugestimmt. Nach allem, was geschehen ist, müsse er auf das Liebesglück mit Emilia verzichten. Erneut klagt er Marinelli an. Dieser setzt sich zur Wehr: Den Prinzen treffe eine Mitschuld am Scheitern des Plans. Es sei nicht abgesprochen gewesen, dass dieser Emilia am Morgen seine Liebe gesteht. Nur deshalb wirke das Ganze wie ein abgekartetes Spiel. |
| Zweiter Auftritt | Battista meldet die Ankunft der Gräfin Orsina, des Prinzen ehemaliger Geliebter. Der Prinz ist entsetzt. Er will die Gräfin nicht sehen und verlangt von Marinelli, sie wegzuschicken. Marinelli hält das nicht für klug. Er schickt den Prinzen in ein Versteck, von wo aus er dem Gespräch unbemerkt lauschen kann. |
| Dritter Auftritt | Die Gräfin ist im Glauben gekommen, dass der Prinz sie erwarte. Am Morgen hatte sie in ihrem Brief um eine Unterredung auf dem Lustschloss gebeten. Der Prinz habe zwar nicht geantwortet, aber sie habe seine Abreise nach Dosalo als Einverständnis angesehen. Als die Gräfin im Nebenzimmer eine Frauenstimme hört, will sie nachsehen, wer beim Prinzen ist. Marinelli hält sie zurück. Die Gräfin beginnt über ihre verlorene Liebe zu philosophieren. Marinelli fühlt sich unwohl, denn Frauen, die ihren Verstand einsetzen, sind verpönt. Das weiß auch die Gräfin. Am Ende besteht sie auf einer Unterredung mit dem Prinzen. |
| Vierter Auftritt | Der Prinz kommt aus seinem Versteck, um Marinelli zu unterstützen. Er eilt an der Gräfin vorbei und erklärt, Besuch zu haben und beschäftigt zu sein. Dann bittet er sie zu gehen. |
| Fünfter Auftritt | Gräfin Orsina ist fassungslos über die Offenheit des Prinzen: Sie sei ihm nicht einmal mehr eine Notlüge wert. Wenigstens Marinelli solle ihr eine Erklärung oder eine Lüge anbieten. Danach sei sie bereit zu gehen. Um sie zu beruhigen, erzählt Marinelli von der Rettung Emilia Galottis und ihrer Mutter vor den Räubern. Der Prinz kümmere sich jetzt um die Frauen. Die Gräfin ist über die morgendliche Begegnung des Prinzen mit Emilia in der Kirche informiert. Sofort schlussfolgert sie, dass Graf Appiani im Auftrag des Prinzen ermordet wurde. Marinelli wehrt den Verdacht ab. Die Gräfin vermutet, dass auch Marinelli an der Intrige beteiligt ist. Auf jeden Fall will sie die Sache an die Öffentlichkeit bringen. |
| Sechster Auftritt | Emilias Vater Odoardo erscheint in dem Augenblick, als die Gräfin gehen will. Odoardo ist in großer Sorge um Frau und Tochter und verlangt sie zu sehen. Marinelli versucht das Zusammentreffen hinauszuzögern. Die Gräfin zwingt ihn jedoch, Odoardo sofort zu melden. Äußerst ungern lässt Marinelli die Gräfin und Odoardo allein zurück. Er warnt Odoardo davor, den geisteskranken Reden der Orsina zu glauben. |
| Siebter Auftritt | Odoardo erkennt schnell, dass die Gräfin keinesfalls verrückt ist. Sie teilt ihm mit, dass der Graf Appiani nicht nur verwundet, sondern tot sei. Odoardos Verzweiflung wird noch größer, als er von Emilias Begegnung mit dem Prinzen in der Kirche erfährt. Die Orsina behauptet, dass der Überfall und die angebliche Rettung zwischen Emilia und dem Prinzen abgesprochen waren. Doch Odoardo hat keinen Zweifel an der Ehrenhaftigkeit seiner Tochter. Er glaubt an Emilias Entführung auf das Lustschloss. Er sinnt auf Rache am Prinzen. Da Odoardo kein Gewehr bei sich hat, lässt er sich von der Gräfin einen Dolch aufdrängen. |
| Achter Auftritt | Claudia Galotti fliegt auf ihren Mann zu. Sie beteuert ihre eigene Unschuld und die ihrer Tochter. Sie schildert, wie verstört Emilia von der Kirche nach Hause gekommen sei. Doch Odoardo überkommen Zweifel. Er ordnet an, dass Emilia nicht in die Stadt zurückkehrt. Er werde sie mit aufs Land nehmen. |
Fünfter Aufzug | Erster Auftritt | Durchs Fenster beobachten Marinelli und der Prinz Odoardo. Er geht unschlüssig auf und ab. Marinelli glaubt, dass Odoardo dem Prinzen für die Rettung seiner Tochter und Frau danken wird. Doch der Prinz fürchtet, dass Odoardo sein Spiel durchschaut hat. Beide ziehen sich zurück, um sich für eine Begegnung mit Odoardo zu wappnen. |
| Zweiter Auftritt | Odoardo ist allein im Saal. In einem Monolog ruft er sich zur Ruhe und denkt nach. Schließlich verzichtet er auf Rache. Stattdessen beschließt er, Emilia mit aufs Land zu nehmen. Für den Prinzen werde die grausamste Strafe darin bestehen, das Objekt seiner Begierde am Ende doch nicht zu besitzen. Auch den Mord an seinem geliebten Schwiegersohn will Odoardo nicht rächen. Darüber werde Gott richten. |
| Dritter Auftritt | Odoardo erklärt Marinelli, dass Emilia nicht in die Stadt zurückkehre. Er wolle seine Tochter zu sich nehmen. Marinelli spricht sich dagegen aus. Er will den Prinzen entscheiden lassen. |
| Vierter Auftritt | Odoardo is wütend. Keiner habe das Recht, ihm seine Tochter vorzuenthalten. Doch wieder mahnt er sich selbst zur Ruhe. Gegebenenfalls will er sich dem Kampf mit dem Prinzen standhaft stellen. |
| Fünfter Auftritt | Odoardo Galotti verkündet dem Prinzen, dass Emilia fortan in einem Kloster leben soll. Der Prinz ist dagegen, erkennt aber das Recht des Vaters an, über seine Tochter zu bestimmen. Erneut mischt sich Marinelli ein. Er behauptet, ein sehr enger Freund des verstorbenen Grafen Appiani gewesen zu sein. Für dessen Tod sei ein Nebenbuhler verantwortlich, mit dem Emilia sich eingelassen hat. Odoardo ist entsetzt über die Vorstellung, dass seine Tochter ihre Ehre verloren habe. Er spricht sich dafür aus, sie vor Gericht zu stellen. Bis zur Verhandlung soll sie von ihrer Familie getrennt werden und im Haus des Kanzlers Grimaldi in Guastalla wohnen. Doch zuvor will Odoardo unbedingt unter vier Augen mit seiner Tochter reden. |
| Sechster Auftritt | Odoardo kämpft mit sich, wie er sich verhalten soll. Er zweifelt an Emilias Rechtschaffenheit. Dann wieder sieht er in ihr ein unschuldiges Opfer. Als er sich zum Gehen wendet, erscheint Emilia. |
| Siebter Auftritt | In dieser Schlüsselszene begegnen sich Emilia Galotti und ihr Vater Odoardo. In dem Dialog gelingt es Emilia, ihren Vater von ihrer Unschuld zu überzeugen. Sie tritt Odoardo ruhig und gefasst gegenüber. Sie weiß, dass sie nichts mehr zu verlieren hat. Odoardo bestätigt ihre Ahnung, dass ihr Verlobter tot ist. Emilia gibt zu erkennen, dass sie die Intrige durchschaut hat. Sie will fliehen, doch Odoardo hält das für unmöglich: Emilia sei für immer in den Händen des Räubers. Jetzt wird Emilias starker und unbeugsamer Charakter deutlich: Sie besteht auf ihr Recht auf Selbstbestimmung. Sie lasse sich zu nichts zwingen, weder von Vertretern des Adels (noch von ihrem Vater). Unter keinen Umständen werde sie in die Kanzlei von Garibaldi ziehen. Die unsittlichen Verhältnisse dort lassen sich nicht mit ihrer christlichen Haltung vereinbaren. Lieber möchte sie sterben und ihre Unschuld bewahren. Odoardo fördert den Dolch zutage und gesteht, dass er schon nahe daran war, den Prinzen damit zu töten. Emilia verlangt den Dolch von ihrem Vater, um sich selbst zu töten. Damit würde sie sich der drohenden Verführung durch den Prinzen entziehen. Ihre Tugend und ihre Unschuld würden so gerettet. Odoardo übergibt ihr den Dolch, doch bevor sie zustechen kann, entreißt er ihn ihr wieder. Mit Worten provoziert Emilia ihren Vater, sie zu töten. Odoardo sticht zu und Emilia sinkt sterbend in seine Arme. |
| Achter Auftritt | Der Prinz und Marinelli treten hinzu. Sie sind entsetzt. Emilia stirbt in Odoardos Armen. Danach ist Odoardo bereit, sich der Justiz zu stellen, die dem Prinzen untersteht. Doch es tröstet Odoardo, dass sich der Prinz dereinst für seine Taten vor Gott wird verantworten müssen. Der Prinz ist verzweifelt. Er nennt Marinelli einen Teufel und verbannt ihn aus dem Fürstentum. |