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Schachnovelle

Prüfungsfragen

  • Welche Bedeutung hat das Schachspiel für Mirko Czentovic?

    Czentovic wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und wird allgemein als ungebildet und »halb analphabetische[r] Famulus« (11f.) betrachtet. Das Schachspiel kristallisierte sich in seiner Jugend als Inselbegabung heraus und stellt für Czentovic die einzige Möglichkeit dar, ein erfolgreiches Leben zu führen und Reichtum zu erlangen.

    Das Schachspiel sichert ihm Anerkennung und seinen Lebensunterhalt, wodurch es für Czentovic eine ernstere Bedeutung einnimmt als für seine Gegner auf dem Passagierdampfer.

  • Welche wiederkehrenden Merkmale zeichnen die Erzählung aus?

    Die Erzählung ist durchzogen von Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten. Zu der ambivalenten Haltung des Ich-Erzählers gegenüber dem Schachspiel kommen die Figuren Czentovic und Dr. B., welche einen starken Kontrast zueinander darstellen. Czentovic wird als ungebildet und unsympathisch dargestellt, während Dr. B. stets gebildet und höflich auftritt. Auch die unterschiedlichen Bedeutungen des Schachs sowie die unterschiedlichen Herangehensweisen bilden ein wichtiges Merkmal.

  • Schildere in knappen Worten, wie die Entwicklung von Dr. B.s. Persönlichkeitsspaltung, innerhalb des Werkes, dargestellt wird.

    Der Leidensdruck, den Dr. B. vor dem Hintergrund seiner Isolationshaft verspürt, nimmt im Verlauf des Werkes exponentiell zu. Gefangen in Einsamkeit, kann er sich von tiefgreifenden Ängsten und Gedankenspiralen nicht mehr befreien. Nach dem Diebstahl des Schachbuches setzt ein kurzes emotionales Hoch ein. Schach bietet ihm eine Rettung aus den seelischen Qualen. In Form einer psychologischen Schutzstrategie nimmt seine Schachfaszination jedoch exzessive Ausmaße an, die ihn letztlich in eine dissoziative Identitätsstörung stürzen.

  • Welche Funktion übernimmt der Ich-Erzähler in der Erzählung?

    Die Individualität des Ich-Erzählers, ebenso wie seine Vorgeschichte, nehmen innerhalb der Novelle kaum Raum ein. Seine zentrale Funktion ist die des Beobachters. Zu beachten ist, dass er die Geschehnisse aus seinen Augen schildert und durchaus subjektiv und wertend erzählt. Einzig auf der Grundlage des Erzählstils lässt sich auf wenige Merkmale des Ich-Erzählers schließen.

  • Nenne eine zentrale Besonderheit des Aufbaus der »Schachnovelle«.

    Eine zentrale Besonderheit des Aufbaus sind die zwei formgebenden Rückblenden. Insbesondere die Rückblende über Dr. B.s. Gefangenschaft bildet den Kern der Erzählung, während die Handlungsgegenwart den Rahmen darstellt. Gegenwart und Vergangenheit werden dabei immer im Wechsel beleuchtet, wodurch eine klare Struktur entsteht.

  • Erkläre die Wirkung des Schachspiels auf Dr. B. in drei Sätzen.

    Schach stellt für Dr. B. den Auslöser seines Traumas und der damit einhergehenden dissoziativen Identitätsstörung dar. Das Schachspiel bedeutete für ihn einst eine Rettung, nahm jedoch während seiner Isolationshaft exzessive Ausmaße an. Sobald er sich nun einem Schachspiel hingibt, beginnt ein Wiedererleben seiner Haft und seine zweite Persönlichkeit kommt zum Vorschein.

  • Stelle die zentralen Persönlichkeitsmerkmale von Czentovic und Dr. B. einander gegenüber und beschreibe sie kurz.

    Innerhalb der Novelle wird wiederholt Czentovics plumpes und schamloses Benehmen hervorgehoben. Er ist ungebildet, abgehoben und habgierig. Dr. B. stellt nahezu das vollständige Gegenteil zu Czentovic dar. Er erscheint äußerst höflich, bescheiden und gebildet. Im Gegensatz zu Czentovic stammt er aus der intellektuellen Oberschicht.

  • Nenne eine sprachliche Besonderheit, die den Erzählstil auszeichnet.

    Den Erzählstil kennzeichnet u. a. die wiederholte Verwendung von Fremdwörtern. Neben lateinischen Begriffen wird ebenfalls auf Wissenschaftler oder Philosophen verwiesen. Dies setzt eine gebildete Leserschaft voraus und bietet gleichzeitig einen Hinweis darauf, dass es sich bei dem Ich-Erzähler um eine gebildete und wissbegierige Person aus der Oberschicht handelt.

  • Wodurch zeichnet sich Dr. B.s. Herangehensweise an das Schachspiel aus?

    Im Gegensatz zu Czentovic beherrscht Dr. B. das Schachspiel in einem imaginativen Raum. Vor dem Hintergrund seiner Isolationshaft gelang ihm mit Hilfe seiner Imaginationskraft das Ausdenken verschiedenster Schachpartien. Darüber hinaus begann er, im Kopf gegen sich selbst bzw. sein zweites Ego zu spielen. Dr. B. gelingt demnach das Imaginieren von Schachpartien sowie verschiedener Verläufe und Ausgänge, ohne sie bildlich vor sich zu haben.

  • Interpretiere mit wenigen Worten die Textstelle (vgl. 108), in welcher der Ich-Erzähler eingreift, um Dr. B. aus seinem Wahnzustand zu retten.

    Der Ich-Erzähler, der als einziger die Vorgeschichte Dr. B.s. kennt, nutzt an dieser Stelle nicht nur Worte, um ihn in die Realität zurückzuholen. Die zusätzliche Berührung seiner Narbe, die sich dieser während der Zuspitzung seiner dissoziativen Identitätsstörung in seiner Gefangenschaft zugezogen hat, erzeugt ein Erinnern auf kognitiver und physischer Ebene. Mit Hilfe dieser Methode gelingt es Dr. B., wieder Kontakt zu seiner Grundpersönlichkeit herzustellen und dem wahnhaften Zustand zu entkommen.

Veröffentlicht am 5. September 2023. Zuletzt aktualisiert am 5. September 2023.