Das Prosawerk Wolfgang Borcherts entstand in einer kurzen Zeitspanne zwischen Anfang 1946 und dem Sommer 1947. Während dieser Zeit war Borchart schon schwer krank und fast völlig bettlägerig – er starb mit 26 ½ Jahren infolge einer Leberzirrhose am 20. November in Basel. Seine Erzählungen und Kurzgeschichten gruppiert er in zwei Sammlungen, beide noch 1947 erschienen in der Hamburgischen Bücherei: »Die Hundeblume« im Juni in einer Auflage von 5000 Exemplaren und »An diesem Dienstag« im November, ebenfalls mit 5000 Exemplaren und einer Neuauflage bereits im Januar 1948. »Die Hundeblume« enthält drei Sektionen mit insgesamt zwölf Kurzgeschichten, »An diesem Dienstag« ist in nur zwei Sektionen unterteilt: »Im Schnee, im sauberen Schnee« (10 Geschichten) und »Und keiner weiß wohin« (9 Geschichten). »Die Küchenuhr« ist die zweite Kurzgeschichte der zweiten Sektion, zu der auch die bekannte Geschichte »Nachts schlafen die Ratten noch« gehört.
Borchert gilt als wichtiger Vertreter der sogenannten Trümmer- oder Kahlschlagsliteratur – einer kurzen, vom Kriegsende gerade bis zum Beginn der 1950er Jahre reichenden Epoche, deren Programm der historischen Situation der ersten Nachkriegsjahre entsprechen sollte. Die radikale, historische Diskontinuität, die mit dem Kriegsende, dem Zusammenbruch Nazi-Deutschlands und den weitgehenden Zerstörungen verbunden war, bedingte ein Kappen auch literarischer Einfluss- und Traditionslinien. Natürlich konnte an die NS-Literatur nicht angeknüpft werden. Aber auch die in den Avantgarden entwickelten Programme und die in der Exilliteratur bestehenden Fortschreibungen älterer Stilschichten wurden abgelehnt, um sich in einer nüchternen, rhetorischen Schmuck ablehnenden Sprache eines authentischen, unmittelbaren Zugriffs auf die Wirklichkeit versichern zu können.
Gerade Borchert schreibt indes nicht voraussetzungslos. Bekannte er sich 1940 noch zum Expressionismus, benennt er im Mai 1947 – zur Zeit der Entstehung auch der »Küchenuhr« – amerikanische Autoren von Short Stories, Ernest Hemingway und Thomas Wolfe, als Lieblingsautoren.
