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Leonce und Lena

Prüfungsfragen

  • Wie entstand »Leonce und Lena«?

    Ursprünglich verfasste Büchner »Leonce und Lena« als Beitrag zu einem Wettbewerb im Jahre 1836, der vom Verleger Cotta gesponsert wurde und die beste deutsche Komödie küren sollte. Seine Einreichung traf allerdings zu spät ein und wurde nicht mehr in den Wettbewerb aufgenommen. Büchner überarbeitete das Drama daraufhin im Herbst und Winter desselben Jahres.

  • Welche Ideale vertritt Büchner in »Leonce und Lena«?

    In »Leonce und Lena« beschäftigt Büchner sich wie auch in seinen anderen Werken mit der Kluft zwischen den Idealen des Vormärz und der politischen und sozialen Realität. Leonce und Lena sind auf der Suche nach Idealen, denen sie folgen können. Sie wollen ein authentisches Leben führen und ihre Individualität ausleben, scheitern aber. Daher kann »Leonce und Lena« genau wie Büchners andere Werke nicht von einem unitarischen Standpunkt aus betrachtet werden: Er ist ein Anti-Idealist, dessen Weltanschauung sich nicht auf ein paar wenige Worte oder Gedankenschulen reduzieren lässt.

  • Warum langweilt sich Leonce?

    Leonce langweilt sich, weil er sein Leben als vorherbestimmt empfindet. In der Gesellschaft, in der er lebt, gibt es bestimmte Regeln und Normen, denen man folgen muss, und Karrierewege, von denen man nicht abweichen darf. Selbst ihm als Königssohn und Thronfolger ist nicht die Freiheit gewährt, selbst über sein Schicksal zu entscheiden.

  • Wofür steht die Figur des Königs Peter?

    König Peter steht stellvertretend für den Absolutismus. Er ist der alleinige Herrscher seines Staates und sieht sich allen anderen überlegen. Seine Untertanen bedeuten ihm wenig und er sieht sie als unfähig, Entscheidungen zu treffen. Dementsprechend glaubt Peter, er müsse sogar das Denken für sie übernehmen, und reißt jegliche Macht an sich. Peter verhält sich damit wie ein typischer absolutistischer Herrscher. Gleichzeitig aber wird er auch zur Parodie eines solchen: Peters Sprache und Gedanken sind hochgradig konfus und verwirrt. Es ist offensichtlich, dass er nicht zum Regieren geeignet ist und dass ihm eigentlich keinesfalls die Verantwortung für einen ganzen Staat übertragen werden dürfte. Büchner kritisiert mit dieser Figur daher das zu seiner Zeit in Europa verbreitete absolutistische Herrschaftssystem, indem er seinem Publikum in der Gestalt Peters deutlich die Schwächen und Risiken dieses Systems vor Augen führt.

  • Warum empfindet Leonce Melancholie?

    Melancholie ist die Folge von Leonces nicht enden wollender Langeweile. Er empfindet Hoffnungslosigkeit angesichts der Alternativlosigkeit seines Lebens. Alles ist bereits für ihn vorherbestimmt: seine Karriere, seine Heirat, sein gesamtes Leben. Er genießt keinerlei Entscheidungsfreiheit und ist komplett den Regeln eines absolutistischen Staates sowie den Normen und Erwartungen seiner Gesellschaft unterworfen.

  • Wie werden die zahlreichen literarischen und historischen Referenzen des Dramas von Kritikern bewertet?

    In der Vergangenheit wurde Büchner für die vielen literarischen und historischen Referenzen in seinen Werken oft kritisiert, und sie wurden als Missbrauch der Originalquellen gesehen. Heutzutage aber schätzen Kritiker diese Referenzen eher und betrachten seine Zitationen weniger als Quellenmissbrauch, sondern vielmehr als Kunststil. Außerdem bieten die vielen Zitate und Referenzen Literaturwissenschaftlern die Möglichkeit, Büchners Werk tiefergehend zu analysieren und ihn dadurch besser in den Kontext der Literatur- und Gesellschaftsgeschichte einzuordnen.

  • Nennen Sie drei Beispiele für literarische/historische Referenzen im Drama.

    1. Leonces Selbstmordversuch: Anlehnung an Goethes »Die Leiden des jungen Werther«. Werthers Tod ist in der Literaturgeschichte berühmt wie sonst kaum einer, und der Roman löste nach seinem Erscheinen eine regelrechte Selbstmordwelle aus. Auch Leonce scheint das durch Werther veherrlichte Bild des perfekten Selbstmordes verinnerlicht zu haben.

    2. König Peter: »Die Substanz ist das 'an sich', das bin ich« (1.2): Referenz zum berühmten Satz des französischen Königs Louis XIV: »L'État, c'est moi«, »Der Staat bin ich.«

    3. Valerios Volkslied: »Hei, da sitzt e Fleig an der Wand! Fleig an der Wand! Fleig an der Wand!« (1.1): ein Volkslied, das in den 1830er-Jahren häufig von den Gegnern der absolutistischen Herrschaftsform auf ihren Protesten gesungen wurde, wenn die Polizei in der Nähe war.

  • Was meint Valerio, wenn er Leonce und Lena als »Automaten« bezeichnet?

    Indem Valerio Leonce und Lena bei der Hochzeit als Automaten bezeichnet, stellt er sie als perfekt an die Gesellschaft angepasste Wesen dar: zwei Maschinen, die selbst keinen Charakter und keine Menschlichkeit besitzen, sondern nur noch nach Erwartungen anderer zusammengebaut sind. Damit bringt Valerio zum Ausdruck, wie wenig Freiheit dem Brautpaar vergönnt ist. Als Mitglied der menschlichen Gesellschaft ist man nichts weiter als eine Marionette oder ein Automat, der all das ausführt, was von ihm verlangt wird. Automaten besitzen keine Persönlichkeit, genauso wenig wie die Menschen in den Königreichen Popo und Pipi.

  • Warum wollen Valerio und Leonce Narren werden?

    Die Narrheit ist eine Art Bewältigungsmechanismus. Sie bewahrt Leonce und Valerio davor, an der Langeweile zu verzweifeln und in die Tiefen der Melancholie zu stürzen. Die Narrheit äußert sich in Humor, Verrücktheit und Sprachwitz und bietet Leonce einen Weg, der Realität zu entfliehen.

  • Begründen Sie, warum »Leonce und Lena« mehr als nur eine oberflächliche Komödie ist.

    Büchners »Leonce und Lena« ist zwar rein formal ein Lustspiel, aber von Anfang bis Ende von satirischen Elementen durchzogen. Es ist kritisch, revolutionär und innovativ auf vielerlei Ebenen: Einerseits kann es als eine politische Satire gesehen werden. Mit Popo und Pipi hat Büchner zwei unverkennbar absolutistische Königreiche geschaffen, wie sie bis ins 19. Jahrhundert hinein in Europa existierten. Andererseits ist das Drama aber auch eine literarische Satire. Die Figuren des Dramas sind nicht nur Parodien der Bürger eines absolutistischen Staates, sondern auch Parodien literarischer Charaktere und dramatischer Konventionen.

Veröffentlicht am 3. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 3. Juli 2023.