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Geschichten aus dem Wiener Wald

Figuren

Figurenkonstellation

Geschichten aus dem Wiener Wald – Figurenkonstellation
  • Marianne

    Hübsche junge Frau aus dem Wiener Kleinbürgertum. Marianne ist die Tochter des sogenannten »Zauberkönigs«, des Inhabers einer Puppenklinik, und arbeitet bei ihm im Geschäft mit. Dafür muss sie auf eigene Berufswünsche verzichten. Sie ist dem Metzger Oskar zur Frau versprochen und fürchtet sich vor der Ehe mit dem groben Mann. In ihrer Unschuld und Naivität verliebt sie sich in den leichtlebigen Alfred und wird schwanger von ihm. Nachdem ihr Sohn auf die Welt gekommen ist, verlässt Alfred sie. Als sie alles verliert, wandelt sie sich und wird reifer. Sie ist nun bereit, für ihren Sohn die Ehe mit Oskar einzugehen und auf eigenes Glück zu verzichten. Als sie vom Tod ihres Kindes erfährt, hat ihr Leben für sie jedoch jeglichen Sinn verloren und sie gibt sich vollkommen auf.

  • Zauberkönig

    Vater von Marianne und Witwer, der gern voll falscher Rührseligkeit über seine verstorbene Frau Irene spricht. Er ist Inhaber einer Puppenklinik, und seine Tochter Marianne hilft ihm im Ladenlokal. Dabei lässt er sich von ihr bedienen und kommandiert sie herum. Er will Marianne mit dem Metzger Oskar verheiraten – nicht zuletzt, weil dessen Laden direkt neben seinem liegt und er sich davon eine bequeme Fortführung ihrer Unterstützung erhofft. Als Marianne sich seinen Wünschen widersetzen will, setzt er ihr gegenüber rigoros seine kleinbürgerlichen Moralvorstellungen durch. Hinter dieser wohlanständigen Fassade verbirgt er seine eigene Unmoral und Frivolität. Als Marianne eine Beziehung mit dem unsoliden Alfred eingeht, sagt er sich von ihr los. Zwar bietet er ihr später die Versöhnung an, dies aber nur, weil er im Geschäft auf ihre Mitarbeit angewiesen ist.

  • Alfred

    Gut aussehender ›Hallodri‹, Hedonist und Spielernatur, der ohne Verantwortungen durchs Leben treibt, aber aufgrund seiner Attraktivität und seines oberflächlichen Charmes gut bei Frauen ankommt. Alfred ist ohne Lebensziel, Begabungen oder Fleiß. Er hat ein Verhältnis mit der älteren Valerie und lässt sich finanziell von ihr aushalten. Von seiner Großmutter leiht er sich Geld, das er bei Pferdewetten verschleudert. Nachdem er Marianne verführt hat und sie von ihm schwanger wird, will er sie zur Abtreibung überreden. Als sie sich darauf nicht einlässt und das Kind zur Welt bringt, verliert er jedes Interesse an ihr und verlässt sie. Dabei zeigt er sich nicht nur vollkommen gleichgültig gegenüber ihrem weiteren Schicksal, sondern auch gegenüber dem seines Kindes.

  • Oskar

    Plumper, ungeschliffener Metzger, der Marianne heiraten will und glaubt, durch das Versprechen ihres Vaters ein Recht auf diese Ehe zu haben. Er geht äußerst grob mit Marianne um, hält aber auch dann noch am Ziel der Hochzeit mit ihr fest, als sie sich Alfred zuwendet und von ihm schwanger wird. Nachdem Alfred sie verlassen hat, bietet er ihr erneut die Ehe an und will auch das Kind bei sich aufnehmen. Dabei gefällt er sich selbst in der Rolle des großherzigen Verzeihenden. In Wahrheit ist er verständnislos gegenüber ihrem Schmerz und gegenüber ihrer späteren Verzweiflung über den Tod ihres Kindes.

  • Valerie

    Frau von Mitte Fünfzig, verwitwete »Frau Kanzleiobersekretär« und Inhaberin einer Tabak-Trafik. Sie ist stets geschminkt und modisch zurechtgemacht. Valerie ist mit ihrem Laden zu geringem Wohlstand gekommen und ›steht im Leben‹. Vor ihrem Geschäft führt sie gerne Tratschgespräche mit Stammkunden wie dem Rittmeister. Ihre deutlich jüngeren Liebhaber, unter ihnen auch Alfred, bindet sie mit Geld an sich. Sie fühlt sich als Wohltäterin gegenüber Marianne, weil sie ihren Vater dazu überreden kann, sie wieder bei sich aufzunehmen. Valerie versucht, Alfred zu steuern. Sie gibt sich ihm gegenüber spöttisch und kühl, ohne zu zeigen, wie sehr sie tatsächlich an ihm hängt.

  • Der Hierlinger Ferdinand

    Freund von Alfred und laut diesem ein »hochanständiger Kaufmann« (S. 8, 7). Interessiert sich für Wetten und Pferderennen, fährt ein schickes Cabriolet und hat Kontakte zum Rotlichtmilieu. Mithilfe dieser Verbindungen ermöglicht er Alfred, Marianne abzuschieben, indem er ihr eine Stelle als Nackttänzerin in einer Bar verschafft. Sein Frauenbild ist wie das seines Freundes verachtend, sein Verhalten gegenüber Frauen nutzenorientiert.

  • Die Großmutter

    Lebt mit ihrer Tochter zusammen und ist mit ihr in einer Art Hassliebe verbunden. Alfred ist sie anfangs wohlgesonnen. Sie sorgt sich um ihn und unterstützt ihn regelmäßig mit Geld, macht ihm aber zugleich Vorwürfe. Hinter ihrer bigotten Fassade verbirgt sich abgrundtiefe Gemeinheit. Sie spricht häufig über ihre vermeintliche Moral, verfolgt dabei aber ausschließlich egoistische Ziele. Die Großmutter ermordet den kleinen Leopold, indem sie ihn absichtlich Zugluft aussetzt. Ihre ganze Kälte offenbart sich in ihrem Brief an Marianne, den sie ihrer Tochter diktiert und in dem sie Leopolds Tod als göttlichen Willen bezeichnet.

  • Die Mutter

    Alfreds Mutter Frieda wohnt zusammen mit ihrer alten Mutter am Fuße einer Burgruine in der Wachau, die von den beiden Frauen in staatlichem Auftrag verwaltet wird. Hier bietet sie Turmführungen an. Ihr Name wird nur selten genannt. Stattdessen erscheint sie meist als »Die Mutter«, ein Hinweis auf das stereotype Rollenbild, das sie im Drama verkörpert. So ist sie ständig besorgt um Alfred und dessen Zukunft. Sie wünscht sich, er möge reich heiraten, und nimmt bereitwillig sein Kind bei sich auf. Dabei zeigt sie sich sanfter als ihre Mutter und ist entsetzt, als sie merkt, dass diese den Säugling bewusst kalter Zugluft aussetzt. Aktiv unternimmt sie jedoch nichts gegen diese grausame Behandlung und trägt so Mitverantwortung für den Tod des Kindes.

  • Rittmeister

    Offizier im Ruhestand, der die Prinzipien und Werte der alten Habsburgermonarchie repräsentiert. Trotz seiner Pensionierung lässt er sich nach wie vor mit »Herr Rittmeister« ansprechen, definiert sich also vor allem über seine Rolle als Offizier a. D. Seinen Namen erfährt man nicht. Der Rittmeister folgt einem festen Tagesablauf, zu dem der regelmäßige Gang zum Metzger oder das Studieren der Lotterie-Ziehungsliste in der Tabak-Trafik gehören. Sein Verhalten ist förmlich und sein Umgang mit den Mitmenschen ritualisiert.

  • Havlitschek

    Geselle in Oskars Metzgerei, brutal, sexistisch und frauenverachtend. Havlitschek ist permanent voller Wut und hat sadistische Gewaltfantasien.

  • Die Baronin

    Kennt den Hierlinger Ferdinand, hat wie dieser Kontakte zur Halbwelt. Sie bietet Marianne eine Stelle als Nackttänzerin in einer Bar an und verlangt von ihr, etwas vorzusingen. Während des Gesprächs verbirgt sie ihr Gesicht hinter einer kosmetischen Gesichtsmaske.

  • Helene

    Blinde Schwester der Baronin, wirkt aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung orientierungslos und wird von der Baronin harsch behandelt. Spielt Klavier und liest Menschen aus der Hand, prophezeit Marianne ein langes und glückliches Leben für ihren Sohn.

  • Erich

    Jurastudent aus Kassel. Entfernter Verwandter des Zauberkönigs und Mariannes, vom Zauberkönig als »Neffe« und »Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe« vorgestellt. Prototyp eines jungen Nationalsozialisten und Karikatur eines Preußen, der mit Militärausdrücken und unpassenden Kommandos um sich wirft. Mitglied eines akademischen Wehrverbandes und Anhänger der nationalsozialistischen »Rassenlehre«.

  • Beichtvater

    Ist kalt, empathielos und streng, hat keinerlei Verständnis für Mariannes elende Lage, tritt ausschließlich als typisierter Repräsentant einer heuchlerischen Kirche auf. Weil der kleine Leopold unehelich geboren ist, lässt er nicht gelten, dass Marianne über ihren Sohn glücklich ist und ihn liebt. Stattdessen verurteilt er sie im Namen Gottes dafür und treibt sie damit in noch tiefere Verzweiflung.

  • Der Mister

    Jugendfreund des Bruders des Rittmeisters, stammt aus Wien und lebt in den USA, ist offenbar wohlhabend. Bei seinem Wienbesuch verklärt er die Heimat und pflegt alle Klischees der ›Walzerstadt‹, spricht aber auch über seine Wahlheimat nur in vorgefertigten Bildern. Seine vermeintlich heitere Feierlaune schlägt ins Gegenteil um, als Marianne sich nicht prostituieren will und er sie daraufhin des Diebstahls beschuldigt. Durch ihn kommt sie ins Gefängnis.

Veröffentlicht am 27. März 2023. Zuletzt aktualisiert am 27. März 2023.