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Die Räuber

Historischer Hintergrund und Epoche

Seit 1776 war Schiller vermutlich mit den »Räubern« beschäftigt, wobei die Hauptschaffensphase wohl in die Jahre 1779 und 1780 gefallen ist (vgl. Luserke-Jaqui: 1). Obwohl Schiller die Akademie nach seinen Abschlussprüfungen Ende 1780 verlassen hatte, wurde er als angehender Staatsdiener vom Hof weiter beobachtet, sodass er sich gezwungen sah, sein Drama anonym und unter Angabe eines falschen Verlagsortes zu veröffentlichen (vgl. Luserke-Jaqui: 1).

Als Quelle der Inspiration diente Schiller wohl die Erzählung »Zur Geschichte des menschlichen Herzens«, die der Autor Christian Friedrich Daniel Schubart 1775 veröffentlichte (vgl. Hofmann: 41). Die beiden Werke teilen das Motiv der verfeindeten Brüder (vgl. Hofmann: 42) und weisen daher inhaltlich Ähnlichkeiten auf. Für die Figur des Karl Moor hat Schiller den Räuber Roque aus »Don Quijote« von Cervantes als Vorbild genutzt (vgl. Hofmann: 44). Im 18. Jahrhundert waren Räuberbanden ein bekanntes Phänomen, sodass Schiller sich nicht nur aus der Literatur, sondern auch aus der Realität Anregungen holen konnte (vgl. Hofmann: 43).

»Die Räuber« wird häufig als Drama des Sturm und Drang aufgefasst (vgl. Hofmann: 57). Tatsächlich enthält es einige Elemente, die typisch für den Sturm und Drang sind. So kann Karls Verhalten als Rebellion gegen die Modernisierung und damit zunehmende Rationalisierung der Gesellschaft gesehen werden, da er versucht, durch sein individuelles Handeln einen Unterschied zu machen (vgl. Hofmann: 40). Dazu passt auch, dass Karl sich seine Vorbilder (z. B. »Plutarch«, S. 21, Z. 28) bei den Helden der Antike  sucht. Der für den Sturm und Drang typische Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft entfaltet sich somit auch in den »Räubern« (vgl. Hofmann: 37). Auch die Freiheit ist ein wichtiges Motiv, da die Individuen in ihrem »Streben nach Freiheit […], oder in einer Verfolgung weltlicher Leidenschaften wie Herrschsucht« (El-Dandoush: 99) »durch politisch-gesellschaftliche Verhältnisse eingeengt« (Hofmann: 38) werden.

Das Drama kann allerdings nicht ausschließlich dem Sturm und Drang zugeordnet werden, da es auch Elemente der Aufklärung und der Empfindsamkeit enthält (vgl. Hofmann: 57). Der Empfindsamkeit sind vor allem die Figuren Amalia und Graf von Moor zuzuordnen, wie in der sprachlichen Analyse gezeigt werden kann.

Besonders das Streben nach Autonomie und Mündigkeit bei den beiden Brüdern passt zum Leitgedanken der Aufklärung (vgl. Hofmann: 24). Aufklärerische Elemente finden sich allerdings bei Franz noch mehr als bei Karl, weil Franz »als aufgeklärter Bösewicht die Trennung von Vernunft und Moral radikalisier[t]« (Hofmann: 30) und ein Zusammenleben damit unmöglich macht, da zwischenmenschliche Beziehungen für ihn nur von Funktionalität und Manipulation geprägt sind.

Veröffentlicht am 18. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 18. April 2023.