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Ein Sommernachtstraum

Prüfungsfragen

  • Welche Position nimmt Theseus im Drama ein?

    Theseus tritt nur zu Beginn und Ende des Dramas auf sowie ausschließlich in den Szenen, die am Tag spielen. Der Tag, der im Gegensatz zur Nacht mit dem Licht in Verbindung steht, ist ein Symbol für die Vernunft. Theseus charakterisiert diese Vernunft. Als Herzog bildet er die richtende Instanz in Athen, die für Ordnung und Harmonie im Reich sorgen soll. Egeus kommt zu ihm, als Hermia sich weigert, Demetrius zu heiraten. Theseus ist daher bestrebt, eine Lösung zu finden, zu der er sich die Stimmen aller Beteiligten anhört. Hermias Entschlossenheit versucht er mit einer Bedenkzeit zu entschärfen. Als sich Demetrius am Ende allerdings zu Helena hingezogen fühlt, hat sich das Problem für ihn von selbst gelöst und er beschließt die dreifache Hochzeit, welche die Wiederherstellung von Harmonie und Ordnung symbolisiert.

  • Welche Symbolik kann Tag und Nacht im Werk zugeschrieben werden?

    Tag und Nacht ist einer von mehreren Gegensätzen im Werk. Anfang und Ende spielen am Tag, der Mittelpart findet in der Nacht statt. Die Nacht steht dabei durch die Abwesenheit von Licht, auch für die Abwesenheit von Vernunft sowie für Verwirrung, Schein und Illusion. Somit entstehen Chaos und Unordnung zwischen den Charakteren. Am Tag können sie allerdings zur Vernunft zurückfinden. Die Auseinandersetzungen haben sich geklärt, die Ordnung wird wiederhergestellt.

  • Welche Bedeutung wird der Ehe zugeschrieben? Gehen Sie dabei auf den historischen Kontext ein.

    In der Renaissance war die Ehe eine fundamentale, Struktur verleihende Einheit, deren Bund für Ordnung sorgen sollte. Liebschaften wurden hingegen mit Chaos assoziiert. Allerdings wurde die Ehe nur selten nach den Interessen des Brautpaares eingegangen, sondern hauptsächlich von den Eltern arrangiert. Wie es auch in »Ein Sommernachtstraum« verdeutlicht wird, mussten sich die Frauen dabei erst ihren Vätern und später ihren Ehemännern fügen.

  • In welchen Aspekten weicht Shakespeares »Sommernachtstraum« von einer klassischen Komödie ab?

    Die zu Shakespeares Zeiten typische Komödie spielte ausschließlich von Figuren aus der unteren Schicht. Die behandelten Themen waren selten ethischer Natur. Solche waren der Tragödie vorbehalten. Shakespeare bricht in »Ein Sommernachtstraum« mit beiden Aspekten. Er lässt sowohl Adelsleute als auch Handwerker auftreten, wobei letztere selber noch Akteure einer Tragödie und damit adliger Themen werden. Shakespeare passt die Sprache der jeweiligen Stände an. Seine Zuschauer kommen wie die Figuren in seinen Werken aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die dadurch ihren jeweils eigenen individuellen Zugang finden können. Neben Witz und Ironie hat »Ein Sommernachtstraum« auch ernste Aspekte. So steht Hermia vor der Entscheidung, Demetrius zu heiraten, zu sterben oder ein Leben im Kloster zu führen. Die Flucht sieht sie als einzigen Ausweg.

  • Welche Figurengruppen kommen im Werk vor? Wie sind sie miteinander verbunden?

    »Ein Sommernachtstraum« weist vier Figurengruppen auf, denen jeweils ein eigener Handlungsstrang zugeordnet ist. Diese vier Gruppen bilden erstens Theseus und Hippolyte, zweitens Hermia, Lysander, Helena und Demetrius, drittens die Elfen, insbesondere vertreten durch Oberon, Titania und Droll sowie viertens die Handwerker. Im Verlauf des Dramas werden ihre Handlungsstränge miteinander verknüpft und überlappen sich. Die Elfen greifen in die Beziehungen der jungen Paare ein, die bereits vor Theseus Rechenschaft ablegen müssen. Die Handwerker wollen zu Theseus’ Hochzeit ein Schauspiel aufführen, doch Zettel wird verwandelt und von Titania ins Elfenreich verschleppt. Zum Abschluss, nachdem alle inhaltlichen Verstrickungen aufgelöst wurden, kommen alle Figurengruppen in einer Szene zusammen.

  • Inwiefern zeichnet Symmetrie das Drama aus?

    Die Szenen des Dramas sind in Bezug auf Ort und Zeit symmetrisch nach dem ABA-Schema aufgebaut. Den Anfang bildet der Palast in Athen, gefolgt von Squenz’ Wohnung. Die dort stattfindenden Szenen spielen am Tag. Danach wechselt der Schauplatz zum Wald und der Tag schlägt in die Nacht um. Für fünf Szenen wird diese Konstellation beibehalten, in der jede Menge Verwirrung geschürt wird. Mit dem Anbruch des Tages löst sich diese allerdings auf. Es folgt nochmals eine Szene bei Squenz, bevor der Abschluss im athenischen Palast gefeiert wird. Auch in der von der Regie gewählten Umsetzung könnten sich auf Basis der Konflikte symmetrische Schaubilder und Gegenüberstellungen der Figuren ergeben.

  • Welchen Verstyp setzt Shakespeare bevorzugt ein und warum?

    Shakespeare verwendet den Blankvers, ein jambischer Pentameter, der in der Regel ungereimt ist. Die Abfolge, bei der auf eine unbetonte Silbe eine betonte folgt, gleicht dem natürlichen englischen Sprachrhythmus und bietet einen weitläufigen Gestaltungsspielraum. Metrum und Sprechrhythmus können dabei übereinstimmen, müssen es aber nicht zwangsläufig. Auch eine Aufteilung auf zwei Figuren, in dem die eine die andere unterbricht, somit aber das Versmaß fortführt, ist möglich.

  • Lysander beschreibt in der 1. Szene eine andere Konstellation der jungen Paare als die, welche vor Theseus vorgestellt wird. Welche Verbindung hat vor dem Handlungsbeginn bestanden und inwiefern ist diese bedeutsam?

    Der Konflikt der jungen Paare, wie er in der 1. Szene vorgestellt wird, ist in Egeus’ väterlichen Willen begründet. Er verlangt von Hermia, dass sie Demetrius heirate, worauf dieser auf eine Verbindung mit ihr beharrt. Lysander weist allerdings darauf hin, dass Demetrius zuvor Helena umworben habe, die ihn noch immer liebt. Die ursprüngliche Zuordnung von Demetrius und Helena sowie Hermia und Lysander entspricht dem letztlich glücklichen Ausgang des Dramas. Die Komödie vertritt den Typus der Liebeswirren durch eine zwischenzeitliche falsche Zuordnung der Liebenden. Am Ende werden diese aufgelöst und das Happy End herbeigeführt.

  • Welche Folgen hat Drolls Verwechslung zwischen Lysander und Demetrius?

    Durch Drolls Irrtum gelangt das Chaos in »Ein Sommernachtstraum« erst richtig in Fahrt. Lysander sagt sich von Hermia los und liebt nun Helena. Um den Fehler zu korrigieren, verzaubert Oberon auch Demetrius, jedoch bevor er Lysanders Zauber rückgängig macht. Helena interpretiert die plötzliche Zuneigung der beiden Männer als Intrige, in die auch Hermia verwickelt sei. Diese ist jedoch von dem unerwarteten Vertrauensbruch plus den Anschuldigungen ihrer Freundin erschüttert. Zwischen den Frauen bricht ein Streit aus, während sich die Männer duellieren wollen. Droll amüsiert sich köstlich über die Entwicklung seiner Taten, welche die Spannungskurve bis zum Höhepunkt ansteigen lassen.

  • Zeige auf, warum Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« auch heute noch aktuell ist.

    Obwohl »Ein Sommernachtstraum« vor über 400 Jahren geschrieben wurde, haben die darin vorkommenden Themen bis heute nicht an Aktualität verloren. Liebe und Gefühl, Schein und Sein, Verwechslungen, Chaos und die Rückkehr zur Harmonie beschäftigen die Menschen damals wie heute. Shakespeares Menschenbezug, die Integration verschiedener sozialer Schichten, selbst die Addierung der Feenwelt, die aber genauso menschliche Charakterzüge zeigt, geben dem Publikum die Möglichkeit, die Handlungen der Figuren individuell zu interpretieren. Obwohl die Charaktere in »Ein Sommernachtstraum« verzaubert werden, können ihre Flatterhaftigkeit und somit die Unberechenbarkeit der Liebe auch unabhängig von den fantastischen Begebenheiten nachvollzogen werden.

Veröffentlicht am 30. Juni 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Juni 2023.