Skip to main content

Ein Sommernachtstraum

Zitate und Textstellen

  • »Der Vater sollte wie ein Gott Euch sein,
    Der Euren Reiz gebildet; ja, wie einer,
    Dem Ihr nur seid wie ein Gepräg’, in Wachs
    Von seiner Hand gedrückt, wie’s ihm gefällt.«
    – Theseus, S. 5

    Mit diesem Zitat gesteht Theseus Egeus das Recht zu, über seine Tochter bestimmen zu dürfen. Der Vergleich mit einem Gott veranschaulicht die Unhintergehbarkeit der väterlichen Instanz. Auch die Metapher, dass sich Hermia wie Wachs in den Händen ihres Vaters formen lassen müsse, ist ein eindeutiger Ausdruck der damals vorherrschenden patriarchalen Weltanschauung. Dem Willen ihres Vaters unterlegen, bleibt Hermia kein Raum für ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Am Ende des Stückes zeigt sich gleichwohl die Relativität auch von Egeus’ Macht: Theseus, der in der allgemeinen sozialen Hierarchie über ihm steht, kann sich über ihn einfach hinwegsetzen.

  • »Dem schlechtesten Ding an Art und an Gehalt,
    Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.
    Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,
    Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.«
    – Helena, S. 10

    In Helenas Versen wird die Liebe personifiziert und ihre Unberechenbarkeit aufgezeigt. In zwei aufeinanderfolgenden Paarreimen weist sie darauf hin, dass die Liebe nicht der Vernunft folgt, sondern ihren eigenen, irrationalen und individuellen Weg einschlägt. Dessen Ausmaß zeigt sich an der Verwendung des Superlativs in Form des schlechtesten Dinges. Eine rationale Einschätzung oder das hier genannte Urteil sind nicht möglich.

  • »Die tolle Jagd, sie macht mir weh und bange!
    Je mehr ich fleh, je minder ich erlange.«
    – Helena, S. 25

    Helena hat Demetrius Lysanders und Hermias Fluchtplan verraten. Nun folgt sie Demetrius auf seiner Suche nach Lysander, den er töten will. Demetrius versucht Helena mit Beschimpfungen loszuwerden, doch diese ist so hoffnungslos in ihn verliebt, dass selbst seine gemeinen Worte sie nicht aufhalten. In dem genannten Zitat begreift sie, dass ihre Versuche ins Nichts führen. Mit der tollen Jagd ist ihre von Sehnsucht und Verzweiflung angetriebene Verfolgung von Demetrius gemeint. Mit dem Parallelismus in der zweiten Zeile wird ihr bewusst, dass ihre Bemühungen ins Gegenteil umschlagen.

  • »Ich bitte dich, du holder Sterblicher,
    Sing noch einmal! Mein Ohr ist ganz verliebt I
    n deine Melodie; auch ist mein Auge
    Betört von deiner lieblichen Gestalt«
    – Titania, S. 31

    Titania erwacht, nachdem Oberon ihr den Liebestrank in die Augen geträufelt hat. Der mit einem Eselskopf versehene Zettel ist das erste Geschöpf, das sie erblickt und in das sie sich augenblicklich verliebt. Dies bringt sie in dem Zitat zum Ausdruck. Mit einer Apostrophe, einer feierlichen Anrede, in der ersten Zeile wendet sie sich Zettel zu. Mit der Personifikation der Sinnesorgane Ohr und Auge beschreibt sie ihre Zuneigung auf unterschiedlichen Ebenen. Titanias Liebe zu Zettel ist ein Symbol für das Chaos, das in »Ein Sommernachtstraum« angerichtet wird, denn nach den damaligen Standesregeln hätte sich eine Königin niemals für einen Handwerker interessiert.

  • »Wenn dann zwei um eine frein:
    Das wird erst ein Hauptspaß sein.
    Gehn die Sachen kraus und bunt,
    Freu ich mich von Herzensgrund.«
    – Droll, S. 36

    Dieses Zitat bringt Drolls Charakter treffend zum Ausdruck. Der erste Teil zielt darauf ab, dass nun auch Demetrius Opfer des Liebeszaubers wird und somit zwei Männer um Helena werben. Das daraus entstehende Durcheinander, die Streitigkeiten und Verwirrungen erheitern den Kobold. Die vierhebigen, trochäischen Verse im Paarreim sind typisch für die Vertreter der Feen- und Geisterwelt. Der strophenähnliche Aufbau stellt ihren Bezug zur Musik dar.

  • »Nein, Hermia mag ich nicht: behalt sie, Lieber!
    Liebt’ ich sie je, die Lieb’ ist längst vorüber.
    Mein Herz war dort nur wie in fremdem Land;
    Nun hat’s zu Helena sich heimgewandt,
    Um da zu bleiben.«
    – Demetrius, S. 38

    Durch den Liebeszauber interessiert sich Demetrius wieder für Helena. Genau wie Lysander vor ihm, sagt er sich von Hermia los und will sie Lysander überlassen. Mit der Metapher, dass sein Herz in einem fremden Land gewesen sei, weist er darauf hin, dass die Besessenheit von Hermia wie eine kurzzeitige Gefühlsregung war, die nun nicht länger von Bedeutung ist. Helena als Symbol für die Heimat seines Herzens werden somit tiefere Gefühle zugeschrieben. Die letzte Zeile macht deutlich, dass Demetrius seine Meinung nicht noch einmal ändern wird.

  • »Wie klein bin ich, du bunte Bohnenstange?
    Wie klein bin ich? Nicht gar so klein, daß nicht
    Dir meine Nägel an die Augen reichten.«
    – Hermia, S. 41

    Mit einer Anapher, einer Wiederholung zum Versanfang, zeigt Hermia, dass ihr die Kommentare zu ihrer Größe nicht gefallen. Ihre Wut zeigt sich in der Beschimpfung Helenas als bunte Bohnenstange, eine Alliteration, die als Gegenargument auf deren Größe abspielt. Hermia droht Helena die Augen auszukratzen und tritt somit deutlich aggressiver und vor allem tatkräftiger auf als ihre Freundin.

  • »Wenn sie erwachen, ist, was sie betrogen,
    Wie Träum’ und eitle Nachtgebild’ entflogen;
    Dann kehren wieder nach Athen zurück
    Die Liebenden, vereint zu stetem Glück.«
    – Oberon, S. 44

    In diesem Zitat Oberons werden direkt mehrere bedeutende Motive des Dramas angesprochen. Im ersten Teil nennt er den Kontrast zwischen Schlafen und Wachen. Träume werden hier mit Einbildung und Verwirrung gleichgestellt, die vergehen, sobald die Schlafenden aufwachen und somit zur Vernunft zurückkehren. Im zweiten Teil wird die Wiederherstellung der Ordnung und Harmonie thematisiert. Nach den Ausflüchten in den Wald, dem Reich der Feen und Geister, kehren die Paare glücklich vereint zurück in ihre vertraute Umgebung. Die baldige Hochzeit sorgt für zusätzliche und durch die Bemerkung »stete« endgültige Struktur.

  • »Ich hatte ‘nen Traum – ‘s geht über Menschenwitz, zu sagen, was es für ein Traum war.«
    – Zettel, S. 53

    Zettel erwacht, nachdem Titania von ihrem Liebeszauber und er von seinem Eselskopf befreit wurden. Die Fähigkeiten der Feen lassen ihn das Erlebte nur wie einen Traum nachempfinden. Dieser fühlt sich zwar wie eine Illusion an, enthält aber dennoch Wahrheit. Denn was man träumt, erlebt man, auch wenn es im Unterbewusstsein stattfindet. Zettels einfache prosaische Sprache macht seine Überforderung mit dem Erlebten deutlich. Seinen ersten Gedanken bricht er ab und korrigiert diesen mit der Aussage, dass er seinen Traum nicht in Worte fassen könne. Trotz seiner Verwirrtheit wird spürbar, dass dieser für ihn von Bedeutung ist.

  • »Wenn wir Schatten Euch beleidigt,
    O so glaubt – und wohl verteidigt
    Sind wir dann! –, Ihr alle schier
    Habet nur geschlummert hier«
    – Droll, S. 69

    Dieses Zitat ist ein Auszug aus Drolls Epilog am Dramenende. Er greift dabei das Traum-Motiv, welches das gesamte Stück durchzieht und sogar im Titel vorkommt, abschließend auf, indem er das gesamte Bühnenstück in einen Traum hüllt. Die Darsteller seien nur Schatten, die eine Illusion erzeugen. Droll wendet sich direkt an das Publikum, was das Stück als Traum verstehen soll, wenn es ihnen nicht gefallen hat und schließt sie somit in die Handlung mit ein.

Veröffentlicht am 30. Juni 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Juni 2023.