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Ein Sommernachtstraum

Sprache und Stil

»Ein Sommernachtstraum« weist zwei Sprachformen auf: Vers und Prosa. Die Verse bilden dabei den Hauptanteil, wobei vorwiegend der Blankvers verwendet wird. Der Blankvers war der bevorzugte Verstyp im englischen Drama des 16. und 17. Jahrhunderts, was womöglich daran lag, dass er sich an den natürlichen Rhythmus der englischen Sprache anlehnt (Ulm, 44). Er wird aus einem jambischen Pentameter gebildet. Das bedeutet, dass fünf mal pro Vers auf eine unbetonte Silbe eine betonte folgt. In der Regel sind Blankverse reimlos. Das Metrum, in diesem Fall der Jambus, und der Sprechrhythmus können übereinstimmen. Ein Beispiel wäre: »Dann soll der Mond gleich einem Silberbogen | Am Himmel neu gespannt, die Nacht beschaun« (4). Diese Übereinstimmung ist allerdings nicht zwangsläufig gegeben und kann genauso variieren. Auch die Aufteilung eines Verses über mehrere Sprecher ist möglich. Deutlicher ließe sich dies jedoch an der Originalfassung im Englischen nachvollziehen.

Der Blankvers wird insbesondere von der höfischen Gesellschaft verwendet. Die Elfen werden dagegen mitunter durch strophenförmige Verse charakterisiert, was deren Bezug zu Musik und Tanz unterstreicht. Solche Verse sind vierhebig und gereimt: »Wenn dann zwei um eine frein: | Das wird erst ein Hauptspaß sein. | Gehn die Sachen kraus und bunt, | Freu ich mich von Herzensgrund« (36).

Einen starken Kontrast bildet die in Prosa verfasste Sprache der Handwerker. Obendrein ist diese von auf Verwechslung beruhenden Wortspielen durchzogen, welche die eigentlich gemeinten Intentionen verdrehen. Sogenannte Malapropismen hat Shakespeare bewusst komödiantisch eingesetzt. In dem Beispiel: »Aber ich will meine Stimme forcieren, ich will euch so sanft brüllen wie ein saugendes Täubchen« (12) steht forcieren für Verstärken und meint somit das Gegenteil von Zettels eigentlicher Absicht. Zusätzlich verwechselt er ein Täubchen mit einem Lämmchen. Die Darbietung von »Pyramus und Thisbe« wird von den Handwerkern in Versen gehalten, wie es sich für eine Tragödie gehört. Die komplizierte und irreführende Betonung verzieht jedoch auch hier den Wohlklang der Sprache, als ob Shakespeare seine eigene Dichtung parodiere. (Ulm, 47)

Shakespeares bildhafter Sprachstil dient dazu, die Fantasie des Publikums anzuregen, indem sie eine Szenerie beschreibt, welche mit der damaligen Bühnentechnik nicht nachzustellen war (ebd. 48). Gleichzeitig ist er für die rhetorische Gestaltung der Dichtung von Bedeutung. Dies geschieht durch Vergleiche, zum Beispiel mit dem Mond, vielfach aber auch anhand von Figuren aus der Mythologie oder Metaphern, die ebenso zur bildhaften Umschreibung dienen: »Warum so blaß die Wange? Wie sind die Rosen dort so schnell verwelkt?« (7).

Veröffentlicht am 30. Juni 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Juni 2023.