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Romeo und Julia

Sprache und Stil

Das Werk »Romeo und Julia« entstand in der Renaissance, welche die Blütezeit des englischen beziehungsweise elisabethanischen Theaters war, für das Shakespeares Dramen vorgesehen waren. Die Renaissance war aber auch die Zeit der Sonette, die kunstvollste und verbreitetste Form der Liebesgedichte während dieser Epoche. Shakespeare greift diese in den beiden im Drama vorhandenen Prologen, Monologen und auch Dialogen zwischen Romeo und Julia auf. Dabei befreit er das Sonett von seinen Vorurteilen, starr und gekünstelt zu wirken. Damit schafft er eine Dichtung voller Emotionalität und Lebendigkeit.

Die Versform, egal ob gereimt oder ungereimt, bildet die vorherrschende Sprache im Werk. Allerdings wird diese immer wieder von rhythmischer Prosa unterbrochen, was für Kontrast und Facettenreichtum sorgt. Die Wahl der Sprache zeichnet ein Bild der jeweiligen Charaktere und ihrer Beziehung zueinander. So zeigt sich Mercutios Wortgewandtheit sowohl in Prosa als auch Versmaß, die Harmonie zwischen Romeo und Julia in ihren aufeinanderfolgenden Reimen oder der Witz der in Prosa sprechenden Bediensteten. Der Kontrast zwischen Dienerschaft und Herrschaften wird somit auch über die Sprache hergestellt.

Typisch für das Elisabethanische Theater ist der Blankvers, bestehend aus zehn Silben mit fünf Hebungen, wie zum Beispiel:» Mein Kind ist noch ein Fremdling in der Welt,« (18). Diese Grundlage gewinnt durch Assonanzen, Alliterationen, Wiederholung von Schlüsselwörtern und Enjambements an Klang und künstlerischem Ausdruck. Er findet sowohl in gereimten Versen als auch im Prosa Anwendung. Shakespeare nutzt eine sehr metaphorische, bildhafte Sprache. Die dadurch verbal ausgedrückte Zuneigung von Romeo und Julia bildet den Kern des Dramas.

Des Weiteren nimmt er immer wieder Bezug auf die Mythologie, versieht so manchen Ausdruck mit einer sexuellen Mehrdeutigkeit und flicht Sprichwörter mit ein. Letztere zeigen sich insbesondere am Anfang des ersten Aktes und am Ende des vierten Aktes, treten aber im gesamten Verlauf des Werkes auf. Das führt zum Aufbruch sprachlicher Muster und sorgt für Abwechslung. Allerdings ist die Symbolik, die vor allem in der Mythologie verborgen ist, nicht jedem geläufig. Mercutios Monologe sind wie in: »Held Amor, der so flink gezielt, als König/ Kophetua das Bettlermädchen liebte« (39) mit zahlreichen solcher Ausdrücken gespickt. Die Handlung ist auch ohne Hintergrundwissen nachvollziehbar, gewinnt mit dem entsprechenden Verständnis jedoch noch mehr Tiefe.

Manche Informationen liegen zwischen den Zeilen verborgen. Romeo und insbesondere Julia machen teilweise Andeutungen, die sich nur für den aufmerksamen Zuschauer in ihrer Gänze erschließen. Dies zeigt sich besonders im Wortwechsel zwischen Julia und Paris zu Beginn des 4. Aktes.

Hinter »Romeo und Julia« verbirgt sich also keine »leichte Lektüre«, sondern vielmehr ein sprachliches Meisterwerk voller Gefühle, Gegensätze, Konflikte und Wachstum der Protagonisten.

Veröffentlicht am 7. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2023.