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Romeo und Julia

4. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Als Julia in Lorenzos Zelle eintrifft, spricht dort gerade Paris vor, damit die Hochzeit so bald wie möglich stattfinden könne. Julia macht ihm keine Zugeständnisse und versteht es, die Wahrheit geschickt zu verschleiern. Nachdem Paris gegangen ist, gesteht Julia vor Lorenzo, sie wolle lieber sterben, als ihn zu heiraten. Lorenzo hat hingegen einen Plan. Julia soll einen Schlaftrunk einnehmen, der so stark ist, dass man sie für tot erklären wird. Während man sie in der Gruft bestattet, wird Lorenzo Romeo benachrichtigen, sodass dieser kommt, um Julia zu sich zu holen. Julia willigt sofort ein.

2. Szene
Julia spricht bei ihrem Vater vor und bittet um Vergebung. Sie versetzt ihre Eltern somit in den Glauben, sie wäre nun bereit, Paris zu heiraten. Augenblicklich wird mit den Hochzeitsvorbereitungen begonnen.

3. Szene
Zurück in ihrem Zimmer fürchtet Julia, was bei Lorenzos Plan alles schief gehen könnte. Doch in Gedanken bei Romeo nimmt sie den Trunk.

4. Szene
Im Hause Capulet sind die Diener mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Auch das Grafenpaar bereitet sich vor.

5. Szene
Die Amme kommt in Julias Kammer, um sie für die Hochzeit zu wecken. Als Julia nicht reagiert, erklärt die Amme sie für tot, ruft Julias Eltern herbei und bricht in Wehklagen aus. Auch das Grafenpaar trauert um ihr einziges Kind. Lorenzo stößt hinzu und versucht, sie mit Julias Einkehr in den Himmel zu beruhigen. Schließlich schickt er sie fort, sodass sie die Tote nicht länger beweinen. Peter, ein Diener der Capulets, will, dass die Musikanten trotzdem spielen. Doch diese weigern sich aufgrund der Tragödie.

Analyse

Mit dem vierten Akt fällt die Handlung immer weiter Richtung Tragödie ab. Obwohl Julia verzweifelt ist, gelingt es ihr dennoch, ihre Gefühle sowie die Wahrheit vor dem ahnungslosen Paris zu verbergen. Vor Lorenzo gesteht sie jedoch ihre Entschlossenheit, sie wolle lieber sterben, als Paris Frau zu werden. Lorenzos Plan weckt einen letzten Hoffnungsschimmer auf ein gutes Ende und kreiert somit das retardierende Moment.

Julia wahrt den Schein auch vor ihren Eltern. Sie bittet ihren Vater um Vergebung und willigt zur Hochzeit ein. Allein in ihrem Zimmer überkommen sie jedoch starke Zweifel und Ängste darüber, was sich wirklich hinter Lorenzos Trunk verbirgt oder dass der Plan schief gehen könnte. Hier zeigen sich erneut die Gegensätze zwischen öffentlichem und privatem Raum. Nur im privaten Raum kann sie ihre wahren Gefühle zulassen. Die Einnahme des Schlaftrunks kann als düstere Vorschau auf die Gruftszene am Ende des fünften Aktes verstanden werden. Ihre Emotionen verleiten Julia zu der Tat. Ihre Wortwahl »Ich komme, Romeo! Dies trink ich dir« (108) wird später ähnlich von Romeo aufgegriffen.

Die nachfolgende Szene ist bewusst gewählt, um den Zuschauern eine kleine Atempause zwischen all der Verzweiflung zu ermöglichen. Das turbulente Treiben der Dienerschaft gepaart mit Ironie und Witz sorgt für Auflockerung.

Gleich darauf ist jedoch in der letzten Szene des Aktes die Schwere erneut spürbar. Die Amme erklärt nach ihrem gescheiterten Versuch, die tief schlafende Julia zu wecken, diese für tot. Zahlreiche Akkumulationen und Wortwiederholungen unterstreichen das Wehklagen der Amme und des Grafenpaares. Mit der Metapher »Der Tod liegt auf ihr, wie ein Maienfrost/ Auf des Gefildes schönster Blume liegt« (111) wird nicht nur Julias Schönheit auf ein neues verdeutlicht, sondern auch Capulets Zuneigung für sie. Der Verlust seiner einzigen Tochter bedeutet für ihn allerdings auch den Verlust eines Erben. Diese Erkenntnis wiegt schwer für den Grafen. Als Lorenzo hinzustößt, versucht er, die Trauernden zur Vernunft zu bringen, an Julias Erlösung im Himmel zu appellieren und sie an die nun bevorstehenden Aufgaben zu erinnern. Capulets Worte »Und alles wandelt sich ins Gegenteil« (114) erinnern nicht nur an die Zweiseitigkeit in jedem Ding, sondern auch an die Unberechenbarkeit des Schicksals.

Nur Lorenzo und die Zuschauer wissen, dass Julia nicht wirklich tot ist. Somit können sie auch das Verhalten des Dieners Peter mit Humor nehmen, der es sich nach der schrecklichen Botschaft nicht nehmen lässt, die Musikanten aufzuziehen. Das Auffinden der scheintoten Julia ist ebenso wie die Einnahme des Trunkes eine Antizipation der bevorstehenden Gruftszene.

Veröffentlicht am 7. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2023.