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Romeo und Julia

5. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Auf Mantuas Straßen lässt Romeo das Publikum an seinem Traum teilhaben, in welchem Julia ihn von den Toten erweckte. Balthasar, sein Diener, hat keinen neuen Brief von Lorenzo und überbringt ihm stattdessen die Nachricht von Julias Tod. Daraufhin plant Romeo, sich das Leben zu nehmen. Er sucht einen zwielichtigen Apotheker auf und kauft ein tödliches Gift.

2. Szene
Lorenzo erfährt, dass Bruder Marcus, den er ausgesandt hatte, um Romeo die Botschaft hinter seinem Plan zu überbringen, aufgehalten wurde. So konnte die Nachricht Romeo nie erreichen. Lorenzo will daher Julia aus der Gruft befreien und bei sich verstecken.

3. Szene
Paris besucht Julia an ihrem Grab, doch kaum, dass er bei ihr war, wird er von seinem Pagen gewarnt und zurückgerufen. Romeo trifft derweilen mit Balthasar auf dem Kirchhof ein. Er verbietet seinem Diener, ihm zu folgen, doch gibt ihm einen Brief für seinen Vater mit. Romeo steigt in die Gruft und wird dort von Paris aufgehalten. Romeo versucht ihn fortzuschicken, doch Paris fordert ihn heraus und die beiden fechten, wodurch Paris stirbt. Romeo sieht sich dem Tod geweiht. Er bettet Paris in ein Begräbnis, bittet Tybalt um Vergebung und beweint seine geliebte Julia. Schließlich trinkt er das Gift und stirbt.

Auf seinem Weg zur Gruft, um Julia zu befreien, trifft Lorenzo auf Balthasar. Dieser träumte, während er auf die Rückkehr seines Herrn hoffte, von einem Fechtkampf, in dem Romeo seinen Gegner umbrächte. Lorenzo ahnt Schlimmes und steigt in die Gruft hinab. In der Gruft erwacht Julia nach ihrem vorgetäuschten Tod. Lorenzo ist bei ihr und muss ihr nun von dem Tod von Romeo und Paris berichten. Er bittet Julia, sie möge fliehen. Er hört Geräusche und verschwindet darauf. Julia hingegen bleibt zurück und wünscht, sie könne sich mit Romeos Gift das Leben nehmen. Stattdessen ergreift sie einen Dolch und ersticht sich.

Die Wächter laufen auf und erblicken die tragische Szenerie. Lorenzo wird festgehalten und die Grafen Montague und Capulet sowie der Prinz werden herbeigeholt. Lorenzo bekennt sich als schuldig und berichtet, was sich in den letzten Tagen ereignet habe. Auch Balthasar und der Page legen ihre Beobachtungen dar. Romeos Brief an seinen Vater bestätigt die Aussagen. Der Prinz macht Capulet und Montague für die Vorkommnisse verantwortlich. Capulet geht daraufhin auf Montague zu, reicht ihm die Hand und die beiden schließen Frieden. Der Prinz will am nächsten Tag ein Urteil fällen. Der langersehnte Frieden hat einen hohen Preis gekostet.

Analyse

Nach den intimen Wehklagen hinter den Mauern des Capulet-Anwesens erfolgt mit dem Beginn des fünften Aktes der Wechsel auf die Straßen Mantuas. Nachdem sich im vierten Akt das Geschehen hauptsächlich um Julia drehte, ist der fünfte Akt auf Romeo ausgerichtet. Das Separieren der beiden Hauptcharaktere lässt die Neugierde bei den Zuschauern ansteigen. Sein Traum von Julia enthält sowohl Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen als auch die Vorahnung des Todes.

Als Romeo von Julias Beisetzung erfährt, ist sein Handeln sofort klar. Dies verdeutlicht die Reifung, die er dank Julia erlebt hat. Der Romeo zu Beginn des Dramas war melancholisch, zerstreut und orientierungslos. Durch Julia hat sein Leben und Handeln einen Sinn bekommen. Er durfte aufrichtige Liebe erfahren und einen Prozess durchlaufen. Für Julia ist er bereit, sofort in den Tod zu gehen. Mit dieser Motivation gelingt es ihm, den Apotheker zum Verkauf des Giftes zu überreden, das für ihn zum »Stärkungstrank, nicht Gift!« (120) wird.

Die zweite Szene des fünften Aktes scheint das Unglück zu besiegeln. Marcus, der als Bote die Nachricht von Lorenzos Plan an Romeo überbringen sollte, wurde aufgehalten. Obwohl Lorenzo hofft, Julia noch rechtzeitig befreien zu können und Romeo eine weitere Nachricht zukommen zu lassen, ist den Zuschauern durch Romeos Handlungen zuvor bereits bewusst, dass das Unheil nun seinen Lauf nimmt. Der Misserfolg bei der Nachrichtenüberbringung lässt über den Einfluss von Schicksal oder Zufall diskutieren. Wie in mehreren Vorahnungen der Protagonisten, als auch durch den Chor angekündigt, scheint der Liebe von Romeo und Julia von Beginn an kein glückliches Ende vergönnt zu sein. Jegliche Versuche, diese Vorsehung abzuwenden, scheitern.

Mit der letzten Szene des Dramas erreichen die Motive von Verzweiflung, Liebe, Trauer, Frieden und Schuld ihren Höhepunkt. An Julias Grab treffen Romeo, ihr Ehemann und Paris, ihr Verehrer, aufeinander. Paris will ihn verhaften, doch erneut bittet Romeo um Milde. Die Worte »Bei Gott, ich liebe mehr dich als mich selbst, Denn gegen mich gewaffnet komm ich her« (125) zeigen seine Reue, Selbsthass und Bereitschaft zu sterben. Doch der unwissende Paris versteht nicht. Es kommt zum Kampf und Paris fällt.

In Romeos darauffolgenden Monolog werden die tiefen Gefühle für Julia in Form von Trauer, Verzweiflung und Liebe deutlich, genauso wie der Wandel, den er dadurch erfahren hat. Reue, für die von ihm verursachten Tode, lässt ihn Tybalt um Vergebung bitten und Paris in ein Grab betten. Mit dem Ausspruch: »Dies meiner Lieben!« (127) erinnert er an Julias Handlung zuvor, nimmt das Gift und stirbt.

Lorenzo trifft ein und versucht Julia zur Flucht zu überreden, doch ähnlich wie für Romeo, ist auch für sie der nächste Schritt eindeutig. Die Entschlossenheit zum Selbstmord der Liebenden ist, wie es vorher die Sprache war, ein Zeichen für ihre Zugehörigkeit auf Handlungsebene. Romeo folgt der vermeintlich toten Julia und Julia folgt Romeo. Das Aufeinandertreffen bei Nacht in der düsteren Gruft ist eine traurige Erinnerung an ihre letzte gemeinsame Liebesnacht, als sie noch zusammen und am Leben waren. Die dunkle Gruft ist außerdem ein Sinnbild für die dunkle Stunde und das Schicksal der Liebenden.

Als die Wächter am Schauplatz des Geschehens eintreffen, werden sie Zeugen dieser Tragik. Neben den Eltern der Verstorbenen wird auch der Prinz als richtende Instanz hinzugerufen. Lorenzo wird festgehalten und klärt die unwissenden Angehörigen auf. In seiner Zusammenfassung des Geschehens wird deutlich, wie sein Verhalten maßgeblich zum Ausgang der Ereignisse beigetragen hat. Lorenzo bekennt sich als schuldig. Doch der Prinz stellt vor allem Capulet und Montague im Angesicht des schrecklichen Schicksals zur Rede. Ihr Hass bildete das Fundament für das Unglück der Liebenden. Darauf reicht Capulet Montague die Hand und die beiden schließen endlich Frieden.

Wie zu Beginn vom Chor verkündet wurde, konnte der Streit zwischen den Häusern Capulet und Montague erst durch den Tod deren Kinder besiegt werden. Dieser wäre ebenso wie der sinnlose Hass vermeidbar gewesen. Durch die Friedensschließung erhält ihr Tod jedoch einen Sinn und ist Sinnbild für die Tragik der Geschichte. Der Prinz bezeichnet diesen als »düstern Frieden« (135), ein Oxymoron, das den Zuschauer mit der Frage zurücklässt, wie es für die Stadt Verona und deren Familien weitergeht.

Das gegenseitige Einverständnis von Montague und Capulet, ihren Kindern ein Denkmal zu bauen, lässt hoffen, dass der Frieden anhält. Der Prinz scheint es nicht für nötig zu halten, die genauen Geschehnisse gegeneinander aufzuwiegen. Beide Familien haben schwere Verluste erlitten, können ihre Mitschuld einsehen und fühlen Reue durch den Verlust ihrer Kinder.

Veröffentlicht am 7. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2023.