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Leben des Galilei

Rezeption und Kritik

Brechts Werke wurden in der DDR früher als in Westdeutschland bekannt, da der Autor und Dramatiker zuletzt im Osten von Berlin lebte und wirkte. Wichtig für den Erfolg seiner Stücke ist und bleibt die Inszenierung auf den deutschen und internationalen Bühnen der Welt. Noch zu Lebzeiten »galt Brecht als der wichtigste deutsche Dramatiker des Jahrhunderts« (Diekhans und Völkl 155). Bis heute werden seine Dramen, darunter das »Leben des Galilei«, vielfach im Unterricht gelesen und rezipiert.

Das Publikum nahm die Uraufführung des Stücks in Zürich sehr gut auf, obwohl im Vorfeld gewisse Erwartungen an das Werk gerichtet wurden. Dennoch war die Inszenierung des Schauspiels recht erfolgreich, was auch daran liegen mag, dass der von Brecht intendierte Verfremdungseffekt glückte. »Überall sei es gelungen, den Zuschauer vor die freie Entscheidung aus der Vernunft zu stellen.« (Diekhans und Völkl 155)

Die zweite Fassung des Stücks war dagegen nicht besonders von Erfolg behaftet. Auch wenn die Inszenierungen auf amerikanischem Boden oft Jubel beim Publikum hervorriefen, so wurde die Aktualität und Brisanz des Schauspiels nicht verstanden. Auch aufgrund der wenig dramatischen Struktur scheiterte diese Variante des Dramas in den Augen der Kritikerinnen und Kritiker.

Erst mit der letzten Fassung kam das Drama auch in Deutschland auf die Bühne. Zu nennen sind hier vor allem die Inszenierungen im Jahr 1955 in Köln und 1957 im Theater am Schiffbauerdamm in Ost-Berlin, die Brecht leider nicht mehr miterlebte, da er während der Proben im Jahr 1956 starb. Aus diesem Grund übernahm Erich Engel die Regie, der bereits zuvor mit Brecht zusammengearbeitet hatte. Während die Aufführung in Köln neben Lob auch viel Kritik erntete, war die Inszenierung des Berliner Ensembles ein voller Erfolg.

Es folgten viele Gastspiele des Berliner Ensembles in ganz Europa. Bis 1961 blieb die ursprüngliche Fassung des Stücks nahezu unverändert im Programm. Daraufhin kamen in den Jahren 1971, 1978 und 1997 neue Inszenierungen hinzu. »Diejenige von 1978, die bis 1992 aufgeführt wurde, ist mit 274 Aufführungen die bis heute erfolgreichste.« (Diekhans und Völkl 157).

Daneben existieren viele moderne Interpretationen des Stücks, die das Thema der Verfremdung wieder aufgreifen und zeitgemäß umsetzen. Zudem wurde das Drama auch als Spielfilm und Hörspiel mit der Musik Hanns Eislers adaptiert.

»Das Thema ›Verantwortung des Wissenschaftlers‹ hat an Brisanz nicht verloren, so dass das Leben des Galilei noch heute zu den häufig gespielten Stücken Brechts gehört.« (Große 98) Je nachdem, vor welchem zeitgeschichtlichen Hintergrund es betrachtet, inszeniert und rezipiert wurde, ergeben sich immer neue Deutungsmöglichkeiten, was die Arbeit mit diesem Stück sehr ergiebig und auch für zukünftige Generationen lohnenswert und spannend macht.

Veröffentlicht am 13. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. November 2023.