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Woyzeck

Szenen 11–15

Szene 11 (Wirtshaus)

Zusammenfassung

Im Wirtshaus wird gefeiert, zwei Handwerksburschen singen betrunken ein Lied. Woyzeck beobachtet Marie und den Tambourmajor durch ein Fenster. Beide tanzen und Woyzeck scheint die Anziehungskraft der beiden zu spüren. Dies bringt ihn zur Verzweiflung, denn Marie hat ihn scheinbar durch den Tambourmajor ersetzt.

Analyse

Die Gäste im Wirtshaus, hier Handwerksburschen, scheinen sich köstlich zu amüsieren. Sie sind betrunken vom Branntwein, singen und philosophieren über die Welt. Für Woyzeck ist es körperlich schmerzhaft, Marie mit dem Tambourmajor zu sehen. Hier wird Woyzecks Verhalten in Form von Regieanweisungen genau beschrieben. Maries Verhalten raubt ihm die Worte; er sinkt vor Verzweiflung zu Boden. Woyzeck ist an seinem Tiefpunkt angekommen; er liebt Marie und tut alles, um ihre kleine Familie zu ernähren, während sie sich mit einem bessergestellten Herrn vergnügt. Schnell schlägt Woyzecks Verzweiflung in Wut um und er bemerkt, wie der Tambourmajor Marie anfasst, so wie er es einst getan hatte. Dass sich die anderen Personen in dieser Szene im Wirtshaus aufhalten, während Woyzeck draußen steht, deutet auf seine Rolle als Außenseiter der Gesellschaft hin. Auch kann er Marie und den Tambourmajor nur beobachten und nichts gegen ihren Betrug unternehmen. Woyzeck ist als einfacher Soldat der Unterschicht machtlos, ihm bleibt nichts anderes übrig als zuzusehen, wie seine Welt zugrunde geht. Gegen Ende der Szene predigt der erste Handwerksbursche wieder. Es geht um Vergänglichkeit und dass Gott alles aus einem bestimmten Grund geschaffen hat. Der letzte Satz ist eindeutig anti-semitisch.

Szene 12 (Freies Feld)

Zusammenfassung

In Szene zwölf ist Woyzeck vermutlich gerade aus dem Wirtshaus geflohen und befindet sich auf dem freien Feld. Er ist außer sich, hat Wahnvorstellungen und hört Stimmen, die ihm befehlen, Marie Zickwolf zu töten. Zunächst ist er noch unschlüssig und fragt: »Soll ich? Muss ich?« (Büchner 22), doch als ihn die Stimmen von überall her auffordern, Marie zu töten, stimmt er schließlich zu.

Analyse

Diese Szene zeigt, dass die von der Erbsendiät erzeugten Wahnvorstellungen durch Woyzecks Wut und Verzweiflung beflügelt werden. Er ist von der Richtigkeit des Mordes an Marie überzeugt, da es ihm »Andere« befehlen. Dies macht deutlich, dass Woyzeck es gewohnt ist zu tun, was ihm befohlen wird. Von seiner eigenen Meinung scheint er nicht überzeugt zu sein, was daran liegt, dass er von den Mitgliedern höherer Gesellschaftsschichten regelmäßig erniedrigt wird. Sein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind sehr niedrig.

Szene 13 (Nacht)

Zusammenfassung

Wieder zurück in der Kaserne muss sich Woyzeck ein Bett mit Andres teilen. Er ist jedoch viel zu aufgewühlt über seine Entdeckung von Maries Affäre und den Stimmen, die ihm befehlen, sie zu töten. Selbst als er versucht zu schlafen, sieht er vor seinem inneren Auge nur die Szene aus dem Wirtshaus. Andres ist müde, Woyzecks Sorgen interessieren ihn nicht. Er möchte schlafen und geht deshalb nicht näher auf Woyzecks Probleme ein.

Analyse

Als Woyzeck seinem Freund schließlich erzählt, dass Stimmen ihm befehlen, Marie zu töten und er unter Kopfschmerzen leidet, reagiert Andres desinteressiert. Er hält Woyzecks Plan für eine weitere Wahnvorstellung, ausgelöst von Fieber. Aufgrund seiner niedrigen Bildung empfiehlt er Woyzeck, Schnaps mit Pulver zu trinken. Andres interessiert sich nicht wirklich für Woyzecks Probleme und hört ihm auch nicht richtig zu. Immerhin versucht er wenigstens, Woyzeck einen – wenn auch schlechten – Rat zu geben und ihn zu beruhigen.

Szene 14 (Wirtshaus)

Zusammenfassung

Woyzeck ist in das Wirtshaus zurückgekehrt. Der Tambourmajor, nun auch betrunken, brüstet sich mit seiner Stärke und sucht Streit, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Woyzeck pfeift und lenkt damit die Aufmerksamkeit des Tambourmajors auf sich. Die beiden kämpfen und Woyzeck unterliegt.

Analyse

Der Tambourmajor macht sich in dieser Szene über Woyzeck lustig, mit vielen Schimpfwörtern und vulgären Ausdrücken. Woyzeck wurde nun öffentlich von ihm gedemütigt und auch die anderen Gäste sehen auf ihn herab. Im letzten Satz schwört Woyzeck Rache und überlegt sich seine nächsten Schritte.

Szene 15 (Kramladen)

Zusammenfassung

Woyzecks besucht einen Kramladen und erwirbt bei dem jüdischen Verkäufer ein Messer, da ihm eine Pistole zu teuer ist. Es ist offensichtlich, dass er plant jemanden, vermutlich Marie, damit zu ermorden. Der Jude denkt zunächst, Woyzeck möchte Selbstmord begehen, dennoch versucht er, daraus noch ein Geschäft zu machen.

Analyse

Wie Woyzeck gehört der Jude der unteren Gesellschaftsschicht an, erkennbar an seiner umgangssprachlichen Ausdrucksweise. Er verurteilt Woyzeck, weil er ihm ohne jegliche Verhandlung das Geld für das Messer gibt. So als ob das Geld nichts für Woyzeck wäre. Das macht deutlich, dass Woyzeck, der so hart für jeden Groschen gearbeitet hat, nun alles gleichgültig ist. Er hat das Geld für Marie und seine Familie verdient, doch sie hat ihn betrogen. Nun hat er keinen Grund mehr, sparsam zu sein. Auch der Jude entmenschlicht Woyzeck in dem er ihn, wie schon der Doktor, abwertend als Hund bezeichnet. In der Vergangenheit wurden Juden oft abschätzig als Geschäftemacher beschrieben. Das hier gezeichnete Bild entspricht diesem Stereotyp.

Veröffentlicht am 27. September 2022. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.