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Kleider machen Leute

Figuren

Figurenkonstellation

Kleider machen Leute – Figurenkonstellation
  • Wenzel Strapinski

    Wenzel Strapinski ist nach dem frühen Tod seines Vaters – eines armen Schulmeisters – in armen Verhältnissen bei seiner Mutter aufgewachsen. Diese hatte von dem Dienst bei einer Gutsherrin eine etwas feinere Art und das Vergnügen an schöner Kleidung erworben und an den Sohn weitergegeben. Sie hindert ihn aber wegen ihrer heftigen Liebe zu dem Sohn daran, selbst in den Dienst bei dieser Gutsherrin zu treten. Wenzel geht, weil keine andere Möglichkeit bleibt, bei dem Dorfschneider in die Lehre. Er leistet seinen Militärdienst bei den Husaren ab und verliert in dieser Zeit seine Mutter. Erotische Abenteuer kennt er – bis auf eine unbedeutende Kinderliebe mit der Tochter der besagten Gutsherrin – keine.

    Wenzel hat ein feines, melancholisches Aussehen, das gut zu einem polnischen Grafen passen würde – oder zu dem Bild, das man sich von einem polnischen Grafen macht. Er ist höflich, zurückgezogen und feinfühlig. Er hat ein gesundes moralisches Gefühl, ihm mangelt es aber an Entschlusskraft, danach auch gegen Widerstand zu handeln. In gesicherten Verhältnissen verwandelt er sich zum tüchtigen, strengen Geschäftsmann.

  • Nettchen

    Nettchen, die Tochter des Goldacher Amtsrats, entwickelt als Kind und Jugendliche romantische Vorstellungen von dem Mann, den sie einmal heiraten will: Es soll ein polnischer Graf oder ein italienischer Räuber sein. Die einheimischen Bewerber lehnt sie ab. Sie ist sozial gut integriert, nicht eben schüchtern und pflegt den üblichen Klatsch. Auf die Probe gestellt, beweist sie Mut, Durchsetzungskraft und Pragmatismus.

  • Melchior Böhni

    Melchior Böhni ist Buchhalter und Strapinskis Rivale bei Nettchen. Als geborener Skeptiker wird er früh auf Strapinskis eigentlichen Beruf aufmerksam, lässt die Dinge aber gehen, weil er bei ihm keine böse Absicht am Werke sieht. Erst, als die Dinge zwischen Wenzel und Nettchen ernst werden, tritt er in Aktion: Er plant mit den Seldwylern die aufwendige und spektakuläre Enttarnung Strapinskis, verkalkuliert sich aber bei Nettchen, die sich nicht von ihm nach Goldach fahren lässt, sondern allein in Richtung Seldwyla davonfährt und Wenzel im Schnee findet.

  • Der Amtsrat

    Der Amtsrat ist an dem Tag der Ankunft Strapinskis in Goldach sein zweiter Gastgeber und legt bei seiner Bewirtung denselben zuvorkommenden Eifer an den Tag wie die übrigen Mitglieder seiner Gesellschaft. Er willigt in die Verlobung seiner Tochter mit dem vermeintlichen Grafen und schlägt sich dabei gleich auf die Seite seines Schwiegersohns, wenn er fordert, er solle sich in seinen Geschäften mit Heiratssachen nicht lange aufhalten. Nachdem Strapinski aufgeflogen ist, versucht er die Heirat freilich zu verhindern: hat aber inzwischen die Handhabe über seine Tochter wegen deren erreichter Volljährigkeit verloren. Mit dem geschäftstüchtig gewordenen Wenzel kommt er in ein gutes und profitables Einvernehmen.

  • Der Wirt

    Der Wirt ist maßgeblich daran beteiligt, die Täuschung über Strapinskis Stand zu etablieren. Dabei folgt er eigenen ökonomischen Interessen. Er sieht in der vortrefflichen Bewirtung des vermeintlich hohen Gasts eine Werbeaktion. Wenn er auch momentan dabei Verluste macht, werde der Reputationsgewinn dies wettmachen.

  • Die Köchin

    Die Köchin berät mit dem Wirt, was für den unerwarteten Gast zubereitet werden kann. Für die Stammgäste am Nachmittag ist etwas vorbereitet worden, das unter bestimmten Bedingungen Strapinski aufgetischt werden kann. Auch sie kalkuliert genau und benennt den Punkt, ab dem der Wirt mit den Köstlichkeiten, die er dem vermeintlichen Grafen bestimmt, Verluste zu machen droht.

  • Der Anwalt

    Nettchen engagiert in Seldwyla den besten Anwalt der Stadt – und tatsächlich besorgt der seine Sache zum allerbesten. Ihm gelingt es nicht nur, Strapinskis Vorleben zu erhellen, sondern auch die Goldacher Begebenheiten, sodass der Beschuldigte weitgehend entlastet werden kann.

  • Der Schneidermeister

    Der Schneidermeister, dessen Konkurs Strapinski aus Seldwyla hatte fortgehen lassen, und der seinem Angestellten auch seinen Lohn schuldig geblieben war, hat einen unerwarteten Auftritt auf der Verlobungsfeier in dem Gasthaus zwischen Seldwyla und Goldach. Er selbst ist als Strapinski verkleidet und spielt dessen Abenteuer pantomimisch nach. Er spricht den Verlobten an und tadelt sein Fortgehen: Es sei um ihn ja gar nicht so schlecht bestellt gewesen, wie es den Anschein gehabt habe. Ob die Angabe des Erzählers stimmt oder die des Schneidermeisters, lässt sich nicht genau sagen. Es ist jedenfalls interessant, dass auch in dieser Sache ein falscher Anschein eine Rolle spielt.

  • Die Bäuerin

    Nettchen sucht, nachdem sie Strapinski im Schnee gefunden und wieder ins Bewusstsein geholt hat, einen Bauernhof auf. Die Bäuerin dort ist mit ihr bekannt, und sie ist ökonomisch von ihrem Vater abhängig. Nettchen verlängert, um sich mit Wenzel aussprechen zu können, für einen Moment die Täuschung über seinen Stand. Während die Festgesellschaft schon aufgeklärt ist, konnte die Nachricht zu der Bäuerin noch nicht gelangen. Nettchen kann sich außerdem auf den harmlosen Egoismus der Bäuerin verlassen: Sie wird alles tun, um sich bei Nettchen beliebt zu machen.

  • Häberlin, Pütschli-Nievergelt, Stadtschreiber, Notar

    Mitglieder der höheren Goldacher Gesellschaft, die sich im Gasthaus Zur Waage zum Kartenspiel treffen. Unter ihnen ist Melchior Böhni der einzige, der für die Handlung in engerem Sinne relevant wird.

Veröffentlicht am 24. Januar 2024. Zuletzt aktualisiert am 24. Januar 2024.