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Kleider machen Leute

Inhaltsangabe

Der Schneider Wenzel Strapinski wandert mittellos von Seldwyla in Richtung der wenige Stunden entfernten Stadt Goldach. Er hat einen Hang zu schöner, vornehmer Kleidung und trägt einen großen Radmantel und eine polnische Mütze. Er wird von einem Kutscher überholt, der einen neuen, prächtigen Reisewagen zu seinem Herrn bringt und der ihn mitzunehmen anbietet. In Goldach machen sie in einem Gasthaus Rast. Strapinski, allein im Wagen sitzend, wird von den herbeigeeilten Neugierigen für einen polnischen Graf gehalten und der Wirt bemüht sich augenblicklich um eine standesgemäße Bedienung, die dem Ruf seines Hauses aufhelfen soll.

Wenzel gelingt es nicht, aus dem Wirtshaus rechtzeitig wieder herauszukommen, und er möchte sich und die anderen durch eine Entdeckung ihres Irrtums nicht beschämen. Er gerät in die höhere Goldacher Gesellschaft und wird noch am selben Abend auf das Gut eines Amtsrats geladen, wo er dessen Tochter Nettchen kennenlernt, die immer schon einen polnischen Grafen kennenlernen wollte. Melchior Böhni, ein Buchhalter, erkennt sein eigentliches Handwerk an seinen zerstochenen Fingern, hebt die Täuschung aber nicht auf, ja er schießt Wenzel den ersten Einsatz beim Glücksspiel vor, sodass dieser eine Summe gewinnt, mit der er seine Schulden im Wirtshaus bezahlen könnte.

Tags darauf besieht sich Wenzel die Stadt, gerät an deren Rand und will wieder fortgehen, doch Nettchen kommt ihm entgegen, und er beschließt zu bleiben. Er nimmt die ihm aufgedrängte Rolle an und gestaltet sie aktiv mit. Er spielt an verschiedenen Adressen Lotto und bringt so eine Summe zusammen, mit der er die angenommene, vielfache Bewirtung bezahlen könnte. Er beschließt, eine Geschäftsreise vorzuwenden und verkündet auf einem Ball seine baldige Abfahrt. Dadurch kommt es zwischen ihm und Nettchen zum Liebesgeständnis – sie verloben sich, und der Amtsrat billigt die Heirat.

Melchior Böhni, der inzwischen selbst von Nettchen abgewiesen wurde, plant für das prächtige Verlobungsfest, das Wenzel auf halbem Weg zwischen Seldwyla und Goldach nach einer Schlittenfahrt veranstaltet, die spektakuläre Enttarnung Strapinskis mit Hilfe der Seldwyler. Diese machen selbst eine Schlittenfahrt und führen zum Vergnügen der Goldacher Festgesellschaft ein Maskenspiel auf, in dem am Ende Strapinskis Geschichte pantomimisch durch dessen ehemaligen Schneidermeister vorgeführt wird. Wenzel verlässt tief beschämt die Gesellschaft, begibt sich auf die Straße nach Seldwyla, legt sich, von den Seldwylern überholt, in den Schnee und schläft dort, zu sterben bereit, ein. Nettchen fährt – Böhni stehen lassend – mit ihrer Kutsche hinterher und findet Wenzel. Sie bringt ihn wieder zu Bewusstsein und kehrt mit ihm bei einer ihr bekannten Bäuerin zur Aussprache ein. Wenzel erklärt ihr, wie alles gekommen ist; er kann ihr seine sonstige Unbescholtenheit glaubhaft machen, und sie verloben sich erneut.

Statt in die Ferne, wie Wenzel vorschlägt, will Nettchen mit ihm nach Seldwyla gehen. Sie ist gerade volljährig geworden und fordert von dem Vater, der sie zu holen kommt, ihr beträchtliches mütterliches Erbe. Die Seldwyler schlagen sich wegen dieser Mitgift auf die Seite des Paares und zeigen sich bereit, sie gegen die Goldacher zur Not zu verteidigen. Ein von Nettchen engagierter Anwalt kann aber die Vorwürfe gegen Wenzel weitgehend ausräumen. Das Paar heiratet, und Wenzel wird geschäftstüchtig und gewinnt, nun in Zusammenarbeit mit dem Amtsrat, ein großes Vermögen. Nach etwa einem Jahrzehnt siedelt die kinderreiche Familie nach Goldach über.

Veröffentlicht am 24. Januar 2024. Zuletzt aktualisiert am 24. Januar 2024.