»Die Marquise von O…« schildert eine unerhörte Begebenheit. Eine Frau, eben jene Marquise von O…, ist schwanger geworden, weiß aber nicht, von wem. Das Problem sind aber nicht etwa zu viele potenzielle Väter, sondern zu wenige. Die Marquise, die Witwe ist und bereits zwei Kinder hat, erinnert sich nicht, Sex gehabt zu haben. So beginnt die Novelle: Die Marquise setzt eine Annonce in die Zeitung, die nach dem Vater des Kindes sucht.
Danach wird die Vorgeschichte der Empfängnis wiedergegeben. Nach dem Tod ihres Mannes ist die Marquise wieder in das Haus ihres Vaters gezogen. Dieser ist Soldat und Festungskommandant. Als ein Krieg ausbricht, wird die Festung von russischen Soldaten erobert, unter denen auch der Graf F… ist, ein Offizier, der bei den Sturmtruppen Befehlsgewalt hat. Er verhindert eine Vergewaltigung, vergewaltigt die ohnmächtige Marquise allerdings selbst, ohne dass es jemand mitbekommt, nicht einmal sie selbst. Aufgrund der Niederlage muss die Familie umsiedeln und zieht in ein Stadthaus.
Nach einiger Zeit zeigen sich erste Anzeichen einer Schwangerschaft bei der Marquise, sie ignoriert diese jedoch. Der Graf F… tritt auf und hält um die Hand der Marquise an. Die Familie bittet sich Bedenkzeit aus und schafft es unter Gewährung einiger Zugeständnisse, den Grafen zunächst zu vertrösten. Er begibt sich nach Neapel, wo er dienstlich zu tun hat.
Unterdessen werden die Symptome einer Schwangerschaft wieder heftiger. Schließlich wird ein Arzt gerufen, der der Marquise die Schwangerschaft attestiert. Ungläubig zieht sie außerdem eine Hebamme hinzu, die aber zum gleichen Ergebnis kommt. Hierauf wird sie von Mutter und Vater als Ehrlose verstoßen. Der Versuch des Vaters, ihr ihre Kinder zu entziehen, schlägt fehl. Die Marquise zieht mit ihren Kindern auf ihren Landsitz.
Der Graf kommt aus Neapel zurück und sucht die Marquise sofort auf. Diese entzieht sich ihm jedoch. Doch der Graf erlangt Kenntnis davon, dass die Marquise eine Annonce aufgesetzt hat, in der sie nach dem Vater ihres Kindes sucht. Er versucht nun, seinen Willen durchzusetzen, indem er eine Antwort verfasst, welche wiederum die Mutter der Marquise zu einer List inspiriert. Sie fährt zu ihrer Tochter und behauptet zu wissen, wer der Vergewaltiger sei. Der Reaktion der Marquise entnimmt sie, dass diese tatsächlich von nichts weiß. Sie nimmt sie daher wieder mit zurück ins Haus des Vaters. Auch dieser ist reumütig. Schließlich ist die ganze Familie versöhnt.
Am nächsten Vormittag tritt genau zu der Zeit, für die der Vergewaltiger sich angekündigt hatte, der Graf F… ins Zimmer und enttarnt sich so selbst als Erzeuger des Kindes. Die Reaktion der Marquise ist von heftiger Ablehnung, wieder flieht sie. Doch die Eltern und der Graf machen die Eheschließung auch ohne sie ab. Am nächsten Tag wird geheiratet. Über den weiteren Verlauf der Ehe heißt es, durch das sanfte und zurückhaltende Betragen des Grafen hätten die Eheleute schließlich zueinander gefunden.
