Skip to main content

Die Welle

Kapitel 14-15

Zusammenfassung

14. Kapitel
Laurie sucht am Montag nach Amy, um ihr den Artikel für die Schülerzeitung zu zeigen und sie von der Welle zu trennen. Als Amy den Artikel liest, ist sie jedoch entsetzt und versteht nicht, wie Laurie so über die Welle schreiben könne und sieht die Ursache in Lauries Streit mit David. Laurie verdeutlicht, wie ernst es ihr ist und dass die Welle Menschen verletze. Als Amy zugibt, dass sie dank der Welle nicht mehr in Konkurrenz stünde, vor allem nicht mit Laurie, und dennoch gemocht wird, spricht sie Lauries lang gehegte Vermutung aus. Laurie ist getroffen. Sie wollte schon immer mit Amy darüber sprechen. Amy meint, dass eine Menge Kinder mit Laurie verglichen würden und Laurie nun eifersüchtig sei, da sie nicht mehr im Mittelpunkt stehe. Laurie ist verletzt und reagiert trotzig. Amy warnt sie vor den Konsequenzen, wenn der Artikel veröffentlicht wird. Die beiden kommen sich wie Fremde vor.

Die Schülerzeitung verbreitet sich nach der Veröffentlichung schnell und mit ihr die Geschichte von der Schlägerei und dem anonymen Brief. Dadurch kommen noch mehr Berichte von Drohungen und Erpressungen ans Tageslicht. Schüler werden befragt und Lehrer und Eltern sprechen bei Direktor Owens vor. Ben hat den Artikel ebenfalls gelesen. Er bereitet ihm Kopfschmerzen. Ben spürt die Verantwortung. Gleichzeitig gehen ihm die Argumente aus. Seine Gedanken kreisen um den Erfolg der Welle, obwohl er eigentlich das Wohl der Schüler im Sinn haben sollte. Zufällig hört er, wie Trainer Schiller in einem Gespräch die Welle abwertet, sie könne schließlich keine guten Spieler ersetzen. Sein Gesprächspartner spricht von Gehirnwäsche und verurteilt Ross. Ben ist aufgeregt und erschüttert. Er meidet sein Spiegelbild, aus Angst, wer ihm entgegenblickt: er selbst oder ein Diktator.

David versteht die Aufregung nicht. Für ihn überwiegen nach wie vor die Werte von Gleichheit und Gemeinschaft, denen sich seiner Meinung nach jeder anschließen sollte. Auch wenn die Welle der Mannschaft nicht zum Sieg verholfen hat, hat sie den Teamgeist gestärkt. Lauries Artikel macht ihn beklommen. Er kann nicht glauben, dass es zu Verletzungen kam und es ärgert ihn, dass Laurie sich so aggressiv einmischt. Robert ist davon überzeugt, dass der Artikel auf Lügen beruht. Die Welle würde in ein falsches Licht gerückt. Auch Amy ist der Meinung, dass Laurie den Artikel nicht hätte veröffentlichen dürfen. David bittet sie, Ruhe zu bewahren. Sie könnten nicht verlangen, dass alle ihre Meinung teilen. Stattdessen sollte man neue Mitglieder lieber durch die Vorteile der Welle überzeugen.

Durch die zunehmenden Beschwerden ist Eric besorgt, dass der Erfolg der Welle bald ein Ende haben könnte. Robert will das verhindern und bezeichnet Laurie als Bedrohung. David will ihm widersprechen, doch Brian mischt sich ein. Er beschwichtigt Robert mit dem Angebot, dass er sich mit David um Laurie kümmern würde. Abseits von den anderen Schülern redet er David ins Gewissen, dass nur er Laurie aufhalten könne. David stimmt ihm zu, doch lehnt Roberts Haltung ab. Brian überredet ihn, nach der Schule mit ihm auf Laurie zu warten, damit David sie zur Rede stellen kann.

15. Kapitel
Christy eilt nach der Chorprobe nach Hause, da Ben in der Schule nicht mehr auffindbar war. Als sie heim kommt, ist Ben in ein Buch über die Hitlerjugend vertieft und behauptet, er habe sich unwohl gefühlt und sei deshalb eher gegangen. Obwohl er gereizt wirkt, beharrt Christy darauf, mit ihm über das Ausmaß der Welle, sein Werk, zu sprechen. Schüler würden ihren Unterricht schwänzen und Lehrer sich beschweren. Alle zweifeln daran, dass Ben die Lage noch unter Kontrolle hätte. Ben ist sich dessen bewusst und behauptet, dass die Kollegen nicht wüssten, was er bezwecken wolle. Bei ihrer Frage, ob sich seine Ziele verändert hätten, fühlt er sich ertappt, gibt es vor ihr allerdings nicht zu. Sie versichert ihm, auf seiner Seite zu stehen, doch fühlt sich von ihm entfremdet. Ben sei in eine Rolle geschlüpft, die er selbst zu Hause nicht ablege. Christy kennt dieses Phänomen bei ihm und findet, dass es aufhören müsse. Ben kann sie verstehen, ist aber noch nicht bereit, das Experiment abzubrechen. Ein plötzliches Ende stellt genauso eine Gefahr dar wie eine Fortsetzung. Christys Hartnäckigkeit macht Ben zornig. Er gesteht, dass er die Kontrolle über die Welle verloren habe, doch sieht sich in der Verantwortung, die Angelegenheit zu lösen. Er muss die Schüler dazu bringen, dass sie es selbst begreifen. Nur so haben sie die Chance, etwas daraus zu lernen. Christy bleibt davon unbeeindruckt und warnt ihn vor Direktor Owens, der Ben am nächsten Morgen sprechen wolle.

Die Redaktion der »Ente« feiert den Erfolg ihrer Sonderausgabe. Sie erhalten Dank für ihre Gegendarstellung und einige Schüler treten bereits von der Welle zurück. Obwohl den Redakteuren bewusst ist, dass sie die Welle mit ihrer Arbeit nicht aufhalten, haben sie diese zumindest geschwächt. Laurie bleibt bis zum Schluss im Büro und räumt auf. Als Chefredakteurin bleiben die unangenehmen Aufgaben immer an ihr hängen. Als sie fertig ist, ist es bereits dunkel. Wahrscheinlich ist außer ihr niemand mehr im Schulgebäude. Plötzlich wird sie nervös und spürt eine Gefahr durch ihre offizielle Positionierung gegen die Welle. Laurie versucht sich den Gedanken auszureden, doch ihre Nervosität wächst. Ihr Schrank ist mit dem Wort »Feindin« in roter Farbe beschmiert. Laurie bekommt Herzklopfen. Sie hört Schritte und eilt zum Ausgang. Als sie endlich im Freien ist, fühlt sie sich sicherer.

Brian und David warten im Auto auf Laurie. Als sie endlich aus der Schule kommt, steigt David aus und will die Sache allein regeln. Brian ermahnt ihn, die Situation ernst zu nehmen. David muss sich beeilen, Laurie einzuholen und weiß nicht, wie er die Sache angehen soll. Er spricht sie an und versichert ihr, dass nur er allein mit ihr sprechen wolle, woraufhin Laurie langsamer wird, sich aber nervös umsieht. Sie reagiert mit feindseligen Bemerkungen und will in Ruhe gelassen werden. David wird wütend und fordert sie auf, nicht über die Welle zu schreiben, sonst würde sie Probleme bekommen. Laurie hält dagegen. Sie geraten in einen Streit und David überkommt die Angst, dass Laurie alles kaputt machen könnte. Dabei packt er ihren Arm. Als Laurie sich weiter wehrt, stößt er sie nieder. Laurie weint. David erschrickt über sein eigenes Handeln. Er entschuldigt sich und nimmt Laurie in den Arm. Die Situation öffnet ihm plötzlich die Augen. Die Welle hat ihn dazu gebracht, Menschen zu verletzen, die er liebt.

Christy fordert Ben erneut auf, das Experiment zu beenden. Sie appelliert an seinen Ruf als Lehrer und was ein Scheitern für ihn bedeuten würde. Ben glaubt, dass sie übertreibt. Doch Christy argumentiert, dass er sie als seine Frau mit in Gefahr brächte und besteht auf ihre Forderung. Ben sei der Führer, dem seine Anhänger folgen werden. Er ist über ihre Direktheit empört, doch die Argumentation bringt ihn auf eine Idee. Er arbeitet einen Plan aus.

Als er endlich zu Bett gehen will, klingelt es an der Tür. Es sind Laurie und David, die dringend mit ihm sprechen wollen und ganz durcheinander wirken. Nachdem er sie hereingebeten hat, machen die Schüler deutlich, dass die Welle enden muss. Die Bewegung hat sich verselbstständigt und schürt Angst. Für Ben bedeutet das, dass die Welle ein Erfolg war. Die Schüler erkennen die Gefahr, die von ihr ausgeht und können so die Situation in Deutschland nachempfinden. David gesteht, dass er aufgrund der Welle zu weit gegangen sei und Laurie bittet Mr Ross, dass er das Ganze beenden möge. Ben gibt ihnen Recht. Allerdings könne er ihnen seinen Plan nicht verraten. Der Lerneffekt für die anderen Schüler würde verloren gehen oder sie sich sogar dagegen auflehnen, um die Welle zu retten. Ben bittet David und Laurie daher, ihm und seinem Plan zu vertrauen, dem sie zögerlich zustimmen. Kurz bevor sie gehen, fragt er noch nach zwei Schülern, die nichts mit der Welle zu tun haben. David fällt niemand mehr ein, aber Laurie nennt Alex und Carl. Nochmals bittet er sie darum, ihr Gespräch für sich zu behalten und so zu tun, als sei nichts geschehen. David nickt. Laurie ist unsicher, doch lenkt schließlich ein.

Analyse

Laurie teilt ihre Meinung über die Welle offen mit, in der veröffentlichten Sonderausgabe der Schülerzeitung sowie vor ihrer besten Freundin Amy. Dass diese immer noch zur Welle hält, trifft auf Lauries Unverständnis: »Siehst du denn nicht selbst, was die Welle ist? Sie bedeutet, dass jeder vergisst, wer er eigentlich ist. [...] Warum willst du unbedingt dazugehören?« (133). Für Amy überwiegen die persönlichen Vorteile. Der Gedanke von Gleichheit und Gemeinschaft löst sie aus ihrem ewigen Vergleichen und Konkurrieren, insbesondere mit Laurie. Ihre Probleme werden dadurch allerdings durch eine Instanz von außen gelöst und machen sie von dieser abhängig. Amy bindet sich somit an eine Organisation, die ihr ein bestimmtes Gefühl gibt und schränkt dafür ihre freie Entscheidungsfähigkeit ein.

Die Sonderausgabe der Schülerzeitung bringt Meinungen auf unterschiedlichen Seiten hervor. Schüler und Erwachsene bedanken sich beim Redaktionsteam für die Gegendarstellung, distanzieren sich von der Welle und schwächen sie damit. Der erhoffte Erfolg des Football-Teams blieb ebenfalls aus und entzaubert die Welle so von ihrem Bild als Lösung für alles. Trainer Norm Schiller, der erst von der Idee begeistert war, wechselt nun erneut die Seite, was anhand seiner Aussage: »Nein, diese Welle war überhaupt nichts wert« (136) als opportunistisches Verhalten interpretiert werden könnte. Die Spannungskurve der Gegenbewegung steigt weiter an, während die der Welle absinkt.

Die treuen Anhänger der Welle sind von ihr jedoch so eingenommen, dass Reflexion und kritisches Hinterfragen ausbleiben. Stattdessen bezeichnet Robert den Inhalt des Artikels als Lügen und Laurie Saunders als Bedrohung (vgl. 138f.). Er, Brian und Eric fürchten, dass der Erfolg der Welle ins Gegenteil umschlagen könnte, was sie unter allen Umständen verhindern wollen. An diesem Punkt wird David das erste Mal misstrauisch. Auch für ihn hat die Welle eine große Bedeutung. Sie radikal durchzusetzen, widerspricht ihm jedoch.

Laurie wird als Chefredakteurin für die Inhalte der Schülerzeitung verantwortlich gemacht. Sie muss die Konsequenzen tragen. Das zeigt sich bereits im kleinen Stil, als sie als Letzte im Redaktionsbüro die Überreste der Party aufräumen muss. Dies zeichnet eine Parallele zu Ben Ross. Auch er hat die Ausmaße und das Verhalten der Mitglieder nicht in der Hand, wird als Anführer jedoch dafür zur Verantwortung gezogen. Laurie wird sich ihrer verletzlichen Position bewusst. Das verlassene und dunkle Schulgebäude plus die Drohung an ihrem Schrank treiben das Gefühl von Angst in die Höhe. Obwohl Laurie versucht, sich zu beruhigen und die Gefahr durch die Welle herunterzuspielen, zeigt sich anhand ihrer Gefühle die ernstzunehmende Bedrohung, die aus dem Experiment entstanden ist. Nachdem sich Laurie offen gegen die Welle gestellt hat, wird sie zu deren Störfaktor.

Als David sie zur Rede stellen will, verliert er die Kontrolle. Die Welle schürt seine Wut und Ungeduld, wodurch er Laurie verletzt. Diese Situation führt jedoch seinen Sinneswandel herbei. Er erkennt, wie weit er aufgrund der Welle gegangen ist und dass dies zu weit geht. Die positiven wurden durch negative Ereignisse ersetzt: »Alles, was ihn dazu bringen konnte, sich so zu verhalten, war schlecht. Es musste schlecht sein!« (152). Dass Brian dann nicht auf ihn wartet, sondern davon fährt, symbolisiert Davids Entkopplung von der Welle.

Ben hingegen gerät zunehmend unter Druck, was sich nicht nur in Gedanken anhand erlebter Rede verdeutlicht, sondern auch an körperlichen Symptomen. Dass er sich an dem Misserfolg der Football-Mannschaft stört, zeigt, dass die Welle für Ben inzwischen mehr als bloß ein Schülerexperiment ist. Längst hat ihre Dynamik und Kraft ihn mitgerissen, das Gefühl von Macht ihn verführt, weshalb ihn der ausbleibende Sieg des Teams grämt. Es gelingt ihm jedoch, sich immer wieder auf die ursprünglichen Ziele des Experiments zu besinnen. Heftigen Gegenwind erhält er von seiner Frau Christy. Sie kennt Ben und seine Tendenzen, sich in einem Sachverhalt zu verlieren so gut, dass sie ihn auffordert, dem Ganzen ein Ende zu setzen, koste es, was es wolle. Ben gesteht ihr schließlich, die Kontrolle verloren zu haben. Somit beinhaltet die Welle auch für ihn eine ungeahnte Lektion.

Dennoch ist er noch nicht bereit, aufzugeben. Ben sucht nach einer Möglichkeit, die Welle und ihre Auswirkungen in eine neue Richtung zu navigieren. Das Experiment und der damit verbundene Lerneffekt, aber auch das Wohl der Schüler haben für ihn eine zu große Bedeutung. Ben erkennt außerdem, dass ein Ende zwar notwendig ist, eine plötzliche Desillusionierung jedoch nicht den notwendigen Effekt erzielen und somit genauso eine Gefahr darstellen würde, indem zum Beispiel Schüler die Welle retten wollen. Die Gewaltbereitschaft der Schüler und die Sorgen anderer Lehrern und Eltern drängen ihn zu einer schnellen Lösungsfindung und bedienen den raschen Verlauf und Zeitdruck im Werk.

David und Laurie schildern Mr Ross, wie sehr die Schüler in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt werden. Ben kann dadurch den Bezug zum Nationalsozialismus herstellen, an dem sich das Experiment orientieren sollte. Dass Schüler einer High School so leicht faschistischem Streben verfallen können, lässt ihn hinterfragen: »War es eine Schwäche des Menschen, dass er düstere Seiten der Menschen nicht wahrhaben wollte?« (157), und öffnet diese Frage zur Diskussion für die Lesenden. Obwohl Laurie und David sich Mr Ross anvertrauen, fällt es Laurie dennoch schwer, ihm ihr volles Vertrauen entgegenzubringen. Schließlich ist er der Führer der Welle, der Organisation, der sie als Opposition gegenüber steht.

Die direkte Bitte der Schüler sowie Bens Erkenntnis, dass die Welle beendet werden müsse, schwächt diese und lässt den dazugehörigen Spannungsbogen abfallen. Das Ende des Romans wird in Bens Zugeständnis, das Experiment aufzulösen, angedeutet. Wie dies genau geschieht und welche Auswirkungen das hat, ist an dieser Stelle jedoch noch offen.

Veröffentlicht am 15. August 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. August 2023.