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Die Welle

Kapitel 7-8

Zusammenfassung

7. Kapitel
Laurie erzählt ihren Eltern beim Abendessen von der Welle, um nicht noch mehr Golfgeschichten von ihrem Vater hören zu müssen. Sie fühlt sich mitgerissen und von der Dynamik der Bewegung angesprochen. Ihre Mutter reagiert besorgt und erkennt darin einen militärischen Charakter. Laurie hält dagegen und streitet militärische Vorwürfe ab. Ihre Mutter sei zu negativ und müsse es selbst erleben. Ihr Vater ist für die Welle, wenn diese die Kinder begeistert. Die Familie beginnt zu diskutieren. Mrs Saunders appelliert an Lauries Erziehung zum selbstständigen Menschen und warnt sie vor Manipulation, während Mr Saunders die Gemeinschaft befürwortet und es als harmlos erachtet. Laurie hat nur das Positive im Blick. Sie fühlt sich missverstanden und glaubt, ihre Mutter nehme die Situation zu ernst. Ihr Vater wechselt das Thema und fragt nach David, der ansonsten oft abends vorbeikommt. Laurie erwidert, dass David sich auf den Unterricht vorbereiten wolle. Das überrascht ihren Vater.

Ben ist so in Gedanken um seine Klasse vertieft, dass er anstatt zu kochen nur Fertiggerichte kauft. Christy verzeiht ihm und erkundigt sich nach seinem Experiment. Ben berichtet von erstaunlichen Erfolgen. Das führt seine Frau zu der Annahme, dass die Schüler vor Ben Angst hätten, was dieser ignoriert. Als Musiklehrerin an derselben Schule kennt sie die Schüler und befürchtet, dass sie nicht mehr selbst denken, sondern nur seinen Anweisungen folgen. Ben ist noch immer in seinen Gedanken und den positiven Effekten des Experiments versunken. Christy sorgt sich, dass ihr Mann in etwas Unkontrollierbares hineingeraten könne. Doch Ben will weitermachen und die Entwicklung beobachten.

8. Kapitel
David und Laurie gehen wie immer gemeinsam zur Schule. Sofort berichtet er ihr von seiner Idee, das Football-Team der Welle anzuschließen. Laurie hält davon nicht viel, was David wütend macht. Er habe bereits Verbesserungen beobachten können. Laurie erzählt ihm von der Reaktion ihrer Mutter. David lehnt dies sofort ab und schiebt es auf ihre elterlichen Sorgen. Zuerst will Laurie ihm widersprechen, aber um einen Streit zu vermeiden, hält sie sich zurück. Sie lenkt das Gespräch stattdessen auf Davids Problem in Mathe. Er will jedoch keine Hilfe von jemand anderem annehmen. Auch hier wird Laurie der Konkurrenzkampf unter den Schülern bewusst.

Im Unterricht verteilt Mr Ross Mitgliedskarten für die Welle. Er trägt jetzt einen blauen Anzug. Im Klassenzimmer hängt ein Poster mit dem Symbol der Welle. Wer ein rotes Kreuz auf seiner Karte hat, gilt als Helfer. Robert und Brian haben je eines und sind darüber erfreut. Die Helfer sollen Regelverletzungen melden. Ben erklärt auf Lauries Nachfrage, dass damit die Gruppe organisiert würde.

Als nächstes führt er den Aspekt des Handelns ein. Nur durch Handeln haben Gemeinschaft und Disziplin einen Sinn und führen zum Ziel. Ben fragt seine Schüler, ob sie an die Welle glauben. Nach einem kurzen Zögern antworten sie mit einem klaren und gemeinschaftlichen JA. Daraufhin fordert Ben sie auf, für ihre Überzeugungen zu handeln. Sie sollen zusammenhalten, nur so habe die Welle Erfolg. Laurie beschleicht ein unheimliches Gefühl. Mr Ross verbietet das Konkurrenzverhalten. In der Welle seien alle gleich. Die erste Aufgabe der Schüler besteht darin, neue Mitglieder für die Welle zu gewinnen. Ein Beitritt ist möglich, wenn diese die Regeln kennen und geloben, sie strikt zu befolgen.

Ben will mit dem Unterricht fortfahren, doch mehrere Schüler springen auf, bekennen sich zur Welle und wie gut sie sich dadurch fühlen. David sieht darin die gegenseitige Unterstützung. Auch er steht auf. Ben wird sich seiner Verantwortung als Führer bewusst und lässt die Klasse Gruß und Leitsätze der Welle wiederholen. Er erkennt, dass die Welle mehr als ein Spiel ist und das Leben einiger Schüler nachhaltig beeinflusst. Er glaubt, die Kontrolle halten zu können und will weitergehen.

Beim Mittagessen essen alle Schüler zusammen. Robert zögert erst, ob er sich dazusetzen kann. Doch David lädt ihn, bei ihnen zu sitzen. Laurie wagt es, ihr Unbehagen über die Bewegung zu äußern. Die anderen Schüler sind jedoch begeistert und können nicht verstehen, wie man die Welle nicht gut finden könne. Brian warnt sie mit seiner Helferkarte, ihren Verstoß zu melden. Doch er scherzt nur. Robert meint es jedoch ernst: Würde sich Laurie gegen die Welle stellen, müsse er es Mr Ross melden. Alle sind überrascht, Robert offen sprechen zu hören. Er ist nun Teil der Gemeinschaft. Laurie traut sich nichts mehr zu erwidern, da sie Robert damit wieder ausschließen würde. Brad, der Robert sonst immer geärgert hat, heißt ihn in der Gruppe willkommen.

Analyse

Die Welle wird zum Gesprächsthema bei der Familie Saunders. Da Mrs Saunder politisch informiert und engagiert ist, durchschaut sie die Gefahren und manipulativen Tendenzen des Experiments. Laurie will davon nichts hören und widerspricht den Aussagen ihrer Mutter. Sie streitet ab, dass sie manipuliert würde oder die Welle militärische Züge aufweise. Tatsächlich treffen aber beide Aspekte zu. Noch kann Laurie diese nicht erkennen. Die positiven Eigenschaften überwiegen für sie und verschleiern die Sicht auf die negativen Tendenzen. Mrs Saunders’ Charakterzug, sich ständig über alles Sorgen zu machen, erschwert es Laurie, in diesem Punkt die Sorge ihrer Mutter ernst zu nehmen.

Die starke Verbindung zwischen Laurie und David zeigt sich in dem Ausdruck von Mrs Saunders »die beiden seien einfach vom Himmel füreinander bestimmt« (71) sowie der Tatsache, dass sie regelmäßig zusammen zur Schule gehen und, bereits bevor sie ein Paar wurden, jeweils heimlich ihren Weg aufeinander abgestimmt haben. Durch die Welle drohen sie allerdings in einen Streit zu verfallen. David will von den Sorgen von Lauries Mutter nichts hören, er ist viel zu begeistert von seinen Fortschritten im Football-Team. Die Welle nimmt seinen Alltag ein, sodass er seine Freundin nicht wie üblich abends besucht und sich lieber auf den Unterricht vorbereitet. Laurie meidet das Thema daher, verschweigt somit jedoch ihr wachsendes Unbehagen.

Ben ist ebenfalls vollkommen von der Welle und ihren Erfolgen eingenommen, sodass er seine Pflichten im Haushalt vernachlässigt. Im Gespräch mit seiner Frau Christy teilt er seine Erkenntnisse wie zum Beispiel: »Es ist verblüffend, aber sie mögen dich tatsächlich mehr, wenn du alle Entscheidungen für sie triffst.« (72) Seine Frau bildet dabei den kritischen Gegenpart. Sie kennt Ben und seinen Hang, sich einer Thematik vollkommen hinzugeben. Ihre Bemerkungen werden von Witz getragen, wie im Vergleich mit der Romanfigur Frankenstein. Dieser hat einen künstlichen Menschen erschaffen, der sich gegen seinen Schöpfer gerichtet hat. Gleichzeitig beinhalten ihre Aussagen aber eine metaphorische Warnung, von der sie hofft, dass Ben sie annimmt: »Vielleicht wirst du zu einem Versuchskaninchen in deinem eigenen Experiment« (73).

Ben füllt seine Rolle als Gründer der Welle aus. Von nun an trägt er Anzüge in der Schule, etwas, das er vorher nie gemacht hat. Das Prinzip der Welle wird durch weitere Regeln und Strukturen gefestigt. Mitgliederkarten bestätigen die Zugehörigkeit. Wer als Helfer gekennzeichnet ist, erhält eine extra Aufgabe und damit Verantwortung. Die Betroffenen freuen sich darüber und fühlen sich als etwas Besonderes. Den anderen ist dieser Umstand unangenehm. Darin zeichnen sich die Macht- und Kontrolldynamiken der Bewegung ab.

Die von Ben beschriebene Organisation der Gruppe erinnert an die Kontrollmaßnahmen im Nationalsozialismus. Die Gestapo, die Geheime Staatspolizei, war aus dem übrigen Verwaltungssystem herausgelöst. Außerdem war sie allein an die zugeteilten Aufträge, jedoch nicht an das Gesetz gebunden. Ein willkürliches und tiefgreifendes Kontrollieren der Bevölkerung sowie das Vorgehen gegen Verstöße war damit uneingeschränkt möglich. (Freund, 14)

Nachdem der dritte Leitsatz »Macht durch Handeln« eingeführt wird, erhält die Welle damit einen erheblichen Aufschwung. Ihre Mitglieder sind nun aufgefordert, gemeinsam zu agieren, ein Ziel zu verfolgen und ihre Ideologie zu verbreiten. Was bisher in kleinen Schritten wie am Beispiel von David und dem Football-Team unternommen wurde, kann nun im großen Stil stattfinden. Durch das Hinzufügen neuer Leitsätze hält Mr Ross die Motivation und das Interesse der Schüler wach. Seine Frage an die Klasse, ob sie an die Welle glauben, erhebt diese zu einem Ideal, für das es einzustehen gilt. Er vergleicht die Gemeinschaft mit einer gut funktionierenden Maschine. Sie bildet ein Kollektiv, dessen Leistung und Erfolg im Vordergrund steht. Die Situation des Einzelnen wird dabei übergangen. Dadurch entsteht eine totalitäre Gemeinschaft. Auf Laurie hat diese bereits eine unangenehme Wirkung. Sie spürt die Kraft der Gruppe, doch anstatt diese als durchweg positiv zu deuten, ahnt sie ihre negative und zerstörerische Kompetenz.

Selbst Ben überkommt bei den aufspringenden Schülern, die sich zur Welle bekennen, Nervosität. Vom bisherigen Erfolg seiner Methode geblendet, ignoriert er diese jedoch und glaubt weiterhin, das Experiment kontrollieren zu können. Er wird sich seiner Führungsposition bewusst und füllt diese bereitwillig aus. Das Wohl der Schüler und deren Lerneffekt sind seine Begründung, doch gleichzeitig ist er selbst von Macht und Gemeinschaftsgefühl erfüllt. Seine Gedanken und Empfindungen werden in erlebter Rede deutlich und lassen die leicht aufkommende Unsicherheit nachempfinden. In direkter Rede überwiegt sein befehlender und bestimmender Ton, mit dem er die Klasse führt.

Die Schüler folgen der Gruppenorganisation. Robert wird integriert und wechselt seine Position vom Außenseiter zum Mitglied einer Gemeinschaft. Da diese Wandlung erst durch die Welle möglich wird, wird diese zu Roberts Anker und Idealbild. Er warnt Laurie, sie bei Mr Ross melden zu müssen, sollte sie sich gegen die Welle stellen. Ihr Unbehagen wächst. Lauries Gedanken, die zunächst in erlebter Rede für die Leser*innen ersichtlich wurden, drückt sie nun auch vor den anderen Schülern aus. Aus Mitgefühl für Robert, der nun Teil der Gruppe ist, hält sie sich mit ihren Zweifeln jedoch zurück. Die übrigen Schüler sind von der neuartigen Unterrichtsform begeistert.

Veröffentlicht am 15. August 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. August 2023.