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Liebelei

3. Akt

3. Akt (Christines Zimmer, Mittagszeit):

Zusammenfassung:

Christine sitzt am Fenster, als Lina, die neunjährige Tochter Katharinas, die Wohnung betritt, um sich nach Theaterkarten und Christines Wohlbefinden zu erkundigen. Als das Mädchen wieder geht, kommt Mizi herein und unterhält sich mit Christine über die Abwesenheit der beiden Männer: Christine vermisst Fritz sehr und bittet Mizi sogar, an Theodors Haus vorbeizulaufen und sich danach zu erkundigen, wann dieser (und damit auch Fritz) zurückkehren wird. Mizi lehnt diesen Vorschlag entschieden ab und geht mit der Situation ruhiger und abgeklärter um, als das bei Christine der Fall ist.
Mizi geht wieder, später kehrt Weiring zu seiner Tochter zurück. Er redet beschwichtigend auf Christine ein und versucht, sie davon zu überzeugen, die Liaison mit Fritz zu vergessen und nach vorn zu sehen. Als anschließend Mizi und Theodor hinzukommen, berichtet Theodor davon, dass Fritz im Duell gestorben sei. Verzweifelt darüber, dass Fritz sein Leben für eine andere Frau gelassen hat und sie zudem nicht an der Beerdigung teilnehmen konnte, stürmt Christine aus der Wohnung. Während Theodor und Mizi ihr auf Weirings Wunsch nachlaufen, bleibt der Vater verzweifelt zurück.

Analyse:

Gleich zu Beginn des dritten Akts wird auf die Fenstermetapher zurückgegriffen, was die Vermutung bestätigt, dass es sich bei der Frau auf dem Bild um Christine handelt, deren tragisches Verlassen werden und Tod kurz bevorstehen. Durch die kurze Unterhaltung mit Lina, der neunjährigen Tochter Katharinas, wird das zuvor von Fritz gezeichnete Bild eines Kindes weiter bekräftigt. Auf diese Weise wirkt Christine noch hilfloser und ängstlicher. Es steigert zudem das Mitleid der Leser, das diese für Christine empfinden.
Christine verzweifelt an der Abwesenheit des Geliebten, während Mizi, die sich im Hinblick auf die äußeren Bedingungen in einer vergleichbaren Situation befindet, die Trennung von ihrem Liebespartner gleichgültig hinnimmt. Akzentuiert wird dies dadurch, dass Christine die Zeit der Trennung als Ewigkeit empfindet (»Seit vorgestern sind sie fort!«), Mizi im Gegensatz dazu aber anmerkt: »Na ja, das ist ja nicht so lang!« Sie macht dadurch nicht nur ihre Gleichgültigkeit hinsichtlich des Partners deutlich, sondern spielt auch die Sorgen der Freundin herunter und bietet ihr keine emotionale Unterstützung. Es lässt sich vermuten, dass ihr nicht nur die Beziehung zu Theodor, sondern Beziehungen im Allgemeinen gleichgültig sind.
Vater Weiring zeigt sich einerseits verständnisvoll, andererseits aber auch realistisch (»Schau, Kind, vergiß drauf! Vergiß drauf!«) – zu Christines Wohl wünscht er sich, dass diese Fritz und die Beziehung zu ihm hinter sich lässt, da er sie nicht glücklich machen wird. Es geht ihm dabei nicht etwa um finanzielle oder gesellschaftliche Vorteile, sondern einzig um das seelische Wohlergehen der Tochter. Wie Christine stellt er innere Werte und Prinzipien über die äußeren Bedingungen. Christine hingegen ist emotional so sehr auf Fritz fixiert, dass sie all das nicht hören möchte. In ihrer tiefen, ewig währenden Liebe gibt es keinen Platz für derartige Gedanken, neben Fritz findet sich in ihrem Herzen keine Alternative.
Als Theodor verkündet, dass Fritz im Duell gestorben sei, trauert Christine darüber, dass der Angebetete für eine andere Frau gefallen ist und sie nicht an der Beerdigung teilnehmen konnte, nicht aber um seinen Tod per se. Hiermit wird zum Ausdruck gebracht, dass es nicht so sehr Fritz als Person, sondern vielmehr das Ideal der ewig währenden Liebe ist, dem sie anhaftet und nun nachtrauert (»Er hat von mir fortgehn können, mit einem Lächeln, fortgehn aus dem Zimmer und sich für eine andere niederschießen lassen…«). Fritz‘ Tod macht ihr klar, dass ihr Ideal, und damit auch ihre Identität, gescheitert ist. Ihr bleibt schließlich nichts anderes als der Suizid. Dieser wird zwar nicht wörtlich genannt, durch die Flucht aus der Wohnung, die Bildmetapher sowie eigene Aussagen wie »Daß ich keinen lieb gehabt hab vor dir, und daß ich keinen lieb haben werde – wenn du mich einmal nimmer willst« jedoch angedeutet.

Veröffentlicht am 31. Mai 2022. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.