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Antigone

Figuren

Figurenkonstellation

Antigone – Figurenkonstellation
  • Antigone

    Antigone ist eine von Ödipus’ Töchtern. Rückblickend auf das Schicksal ihrer Angehörigen versteht sie ihr Leben als unglücklich und ihre Familie als verflucht. Den Tod fürchtet sie daher nicht, sondern heißt ihn sogar willkommen. Für sie stehen die (ungeschriebenen) göttlichen Gesetze über den staatlichen Kreons. Die Unendlichkeit des Hades zählt für sie mehr als das begrenzte irdische Leben. Antigone besitzt eine starke Verbundenheit zu ihrer Familie, was sie dazu motiviert, ihren Bruder, der als Verräter gilt, zu bestatten. Damit will sie ihre Zusammenführung im Reich der Toten ermöglichen. Die Liebe, nach der sie handelt und von der sie sich leiten lässt, hat für sie eine große Bedeutung. Darum verurteilt sie Ismenes Einstellung, die sich an Kreons Gesetz orientiert und sich um Antigones Anspruch sorgt.

    Antigone handelt radikal und autonom nach ihren Überzeugungen und trägt die Konsequenzen mit Stolz. Sie ist von der Richtigkeit ihrer Tat überzeugt und gibt dies öffentlich kund. Antigone liefert sich Wortgefechte mit ihrem Onkel und Herrscher Kreon und lässt sich nicht von ihrer Rolle als Frau einschränken. Stattdessen tritt sie impulsiv und leidenschaftlich auf und wird zur Sympathieträgerin. Unverheiratet hingerichtet zu werden, erfüllt sie jedoch mit Trauer und Leid. Antigone fühlt sich von ihren Verwandten verlassen und allein in ihrer Argumentation. Ihr Tod ist selbst gewählt.

    Antigone verkörpert die göttliche Weltordnung und die Ehrung der Familie. Den Triumph über Kreon erlebt sie nicht mehr.

  • Kreon

    Kreon ist ein tyrannischer Herrscher, der als Antigones Gegenspieler agiert. Er verlangt absoluten Gehorsam bezüglich seiner Entscheidungen und Gesetze. Jeglicher Kompromiss stellt für ihn eine Leugnung seiner Kompetenz und Glaubwürdigkeit dar, was er um jeden Preis verhindern will. Sein Vaterland hat für ihn oberste Priorität, sodass er dessen Schutz über göttliche Gesetze und Blutsverwandtschaft stellt. Kreon personifiziert den Staat und bezieht dessen Belange auf sich als Herrscher. Er folgt dabei einer radikalen Unterscheidung zwischen Freund und Feind. Diese werden danach eingeteilt, ob sie seinen Vorschriften gehorchen oder widersprechen. Gegen Feinde geht er tyrannisch und kompromisslos vor.

    Kreon ist engstirnig und blind für die Stimme des Volkes sowie generell für eine erweiterte Perspektive. Zweifel an seiner Herrschaft interpretiert er als Rebellion. Selbst von seinem Sohn lässt er sich nichts sagen und lebt somit nach dem Vorurteil, dass die ältere Generation der jüngeren überliegt. Ebenso hält er als Mann nichts von der Meinung einer Frau. Kreon geht in seinem Gerechtigkeits- und Herrscheranspruch so weit, dass er bereit ist, seine Nichte und zukünftige Schwiegertochter zu töten. Selbst die Worte Teiresias ignoriert er und ist von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt. Erst als der Chor ihn auf deren Wahrheitsgehalt hindeutet, gelingt Kreon die Umkehr. Diese rührt jedoch aus Angst, nicht aus Einsicht und kommt zu spät. Als Kreon seine ganze Familie verliert, wird ihm sein Fehler bewusst. Hier zeigt sich seine Liebe zu Sohn und Frau, sein Schuldbewusstsein und sein Leid.
    Kreon bleibt als gebrochener Mann zurück. Mit seinem Anspruch, Gehorsam zu fordern, hat er Überheblichkeit gewagt und gegen das auf den gleichen Pfeilern beruhende Gesetz der Götter verstoßen.

  • Ismene

    Ismene ist Antigones Schwester und somit ebenfalls Ödipus’ Tochter. Die Vertrautheit der Schwestern zeigt sich, als Antigone sie in ihr Vorhaben einweiht. Ismene ist feinfühlig und besorgt um ihre Schwester. Sie kann Antigones Ideale trotz ihrer Liebe zu ihren Brüdern nicht teilen. Ismenes Unterwürfigkeit und Gesetzestreue – begründet in ihrer Angst vor Kreon – hindern sie daran, Antigone zu unterstützen, worauf Antigone sie verurteilend und missachtend ansieht. Als diese verhaftet wird, zeigt Ismene jedoch ihre Treue und behauptet, Antigone geholfen zu haben. Gegen Kreon kann sie sich nicht durchsetzen. Ihr Schicksal ist einsam, bleibt aber ungewiss.

  • Haimon

    Haimon ist Kreons Sohn und Antigones Verlobter. Er ist sich der Ansprüche seines Vaters bewusst und versucht, diese in seine Kritik diplomatisch einzuflechten. Er schätzt Kreon, ist jedoch in Sorge um ihn und bittet ihn um Weitsicht in seiner Regierungsform. Darin zeigen sich Haimons Intellekt und seine politische Kompetenz. Haimon hört die Stimme des Volkes und unterstützt die Demokratie. Er liebt Antigone. Die Kompromisslosigkeit seines Vaters führt dazu, dass er sich von ihm lossagt. Auf seine sachliche Argumentation folgt Emotionalität. Haimon kann sich nicht gegen Kreon durchsetzen. Er versucht Antigone zu retten, die sich jedoch bereits erhängt hat. Haimon richtet darauf zunächst das Schwert gegen seinen Vater und macht ihn somit für das Geschehene verantwortlich. Dann nimmt er sich das Leben.

  • Chor der Ältesten

    Der Chor gruppiert sich aus dem Rat der Ältesten Thebens, die der Stadt und seinen Regenten die Treue halten. Als solcher beobachtet, kommentiert und agiert er im Stück. Der Chor stellt sowohl eine Verbindung zwischen den Auftritten der Figuren als auch zwischen Mensch und Göttern her. Er bezieht immer wieder Stellung, die sich im Laufe des Dramas, basierend auf dem Geschehen, verändert. Die Stellungnahmen entsprechen nicht zwangsläufig der Wahrheit oder der Meinung des Volkes. Obwohl er Kreon anfänglich unterstützt, beruft er sich schlussendlich auf die Gebote der Götter, die man nicht missachten dürfe. Antigones Tod unterstellt er ihrem eigenen Verschulden sowie dem Fluch ihrer Familie.

  • Eurydike

    Eurydike ist Kreons Frau und Haimons Mutter. Sie taucht nur kurz am Ende des Dramas auf. Den Verlust ihres zweiten Sohnes nimmt sie wortlos hin. Allerdings offenbart sich ihre Verzweiflung und die Erfüllung von Teiresias’ Prophezeiung in ihrem Selbstmord, wofür sie Kreon beschudligt.

  • Teiresias

    Teiresias ist ein blinder Greis, der die Rolle des Sehers einnimmt. Als solcher wirkt er beratend, ermahnt zum richtigen Handeln und kann Schicksale voraussagen. Er stand bereits mehreren Herrschern Thebens zur Seite und sucht auch Kreon aufgrund seines Verhaltens auf. Kreons Misstrauen und Erbostheit über die Worte des Sehers stoßen bei Teiresias zwar auf Ärger, dennoch steht er über den Dingen. Teiresias beruft sich auf die Gesetze der Götter. Seine Worte stellen sich letztendlich als wahr heraus. Trotz seiner Blindheit sieht Teiresias im übertragenen Sinne mehr als die anderen Figuren.

  • Wächter

    Der Wächter gehört zum niederen Stand und stellt diesen stellvertretend dar. Er steht im Dienste Kreons. Vor diesem hat er große Furcht, sodass er sein Schicksal als besonders unglücklich ansieht, als er über die Bestattung von Polyneikes berichten muss. Dabei beteuert er immer wieder seine Unschuld. Der Wächter hat in erster Linie den Schutz seines eigenen Lebens im Sinne. Trotz seiner brenzligen Lage wagt er es, Kreon auf eine Weise zu widersprechen und dessen Geduld auszureizen, die als Naivität gedeutet werden könnte. Nach dem ersten Besuch bei Kreon will er fliehen, bekommt aber mit der Überführung Antigones den Freifahrtschein. Obwohl er Mitleid mit ihr hat und gleich der Stimme des Volkes mit ihr sympathisiert, liefert er sie Kreon aus.

  • Bote

    Der Bote gehört wie der Wächter zum niederen Stand. Seine Funktion ist es, die Geschehnisse der letzten Stunden inklusive Haimons Tod zu überbringen. Bereits zuvor zieht er das Fazit, dass Macht und Besitz nichts wert seien, wenn einem die Freude fehle. Nach Eurydikes Reaktion wird er zurecht misstrauisch.

Veröffentlicht am 6. Februar 2024. Zuletzt aktualisiert am 6. Februar 2024.