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Antigone

Prolog

Zusammenfassung

Antigone klagt über das Leid und die Demütigung, die sie aufgrund ihrer Familiengeschichte bereits ertragen musste. Sie hat ihre Schwester Ismene vor das Stadttor gebeten, um ihr vertrauliche Informationen mitzuteilen: Kreon, der Herrscher von Theben sowie Antigones und Ismenes Onkel, ließ ihren Bruder Eteokles bestatten, Polyneikes jedoch nicht. Wer es wagt, Polyneikes zu beerdigen, soll gesteinigt werden. Antigone will sich davon nicht aufhalten lassen und ihrem Bruder die letzte Ehre erweisen. Ismene ist darüber entsetzt. Sie warnt ihre Schwester vor Kreon, dem sie als Frauen unterlegen seien. Die Schwestern sind die einzigen Überlebenden ihrer Familie. Alle anderen mussten sterben. Ismene fürchtet Kreon und will sich seinem Wort fügen.

Antigone verurteilt ihre Schwester für diese Entscheidung. Sie selbst bleibt ihrem Entschluss treu und ist bereit, dafür zu sterben. Ismene sorgt sich um Antigone. Sie hält ihre Tat für sinnlos und hat für ein derartiges Aufgebot keine Kraft. Ismene bittet Antigone ihr Vorhaben heimlich zu unternehmen. Sie selbst wird darüber schweigen. Antigone aber hat andere Absichten. Sie ist fest entschlossen. Ismene soll es allen erzählen.

Analyse

Der Prolog dient als Vorspiel in einem dramatischen Werk und erfüllt dabei die Funktion der Exposition. Die Zuschauer werden in die Handlung eingeleitet. Die Szene zwischen Ismene und Antigone findet vor dem Tor statt und ist somit die einzige Abweichung vom sonstigen Handlungsort. Die wichtigsten Figuren der Handlung werden genannt und die Ausgangssituation geschildert.

Die Sprache der Hauptfiguren zeigt ihren gehobenen Stand und hebt sich klar von Alltagssprache ab. Zu Beginn begegnen sich die Schwestern in Verbundenheit und Liebe: »O Schwester, du mein eigen Blut, Ismene« (V 1). Sie teilen das Schicksal ihrer Familie und den kürzlichen Verlust ihrer beiden Brüder. Schnell wird Ismenes Einfühlungsvermögen deutlich: »Was ist’s? Ich merke, wie es in dir wogt!« (V 20) Obwohl sie versucht, Antigones Beweggründe nachzuvollziehen, kann sie diese nicht teilen. In einer Folge von Ausrufesätzen ruft sie Antigone die Schicksale ihrer Familienangehörigen ins Gedächtnis. Ismene hat Angst und fügt sich dem Gesetz. Dabei erfüllt sie das Frauenbild der damaligen Zeit und ist überzeugt, sich nicht gegen Männer und die höhere Macht des Gesetzes stellen zu können (vgl. V 61-68).

Antigone unterscheidet sich stark von dieser Einstellung. Sie verkörpert den Widerstand und ist bereit, die Konsequenzen zu tragen. Ismenes Sichtweise kontert sie mit Schroffheit und Zurückweisung. Die Verbundenheit der Schwestern wandelt sich zu einer Spaltung. Ismene liebt ihre Schwester dennoch und hat deren Wohl im Sinn. Sie trifft auf Antigones Ablehnung. Antigones Handeln geht über die bloße Bestattung des Bruders hinaus. Das Zitat »Nein, laut verkünden sollst du’s allen Leuten, | Du bist mir viel verhasster, wenn du schweigst!« (V 86f.) zeigt, dass ihr Vorhaben eine demonstrative und provokative Funktion erfüllt. Außerdem wird Antigones enger Bezug zu den Toten deutlich, der sich im Laufe des Werkes noch deutlicher zeigt. Die wiederholte Nennung von »Herz«, »Hass« und »Liebe« macht die Emotionalität der Schwestern deutlich.

Veröffentlicht am 6. Februar 2024. Zuletzt aktualisiert am 6. Februar 2024.