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Antigone

Zitate und Texstellen

  • »Ich weiß, dein Gang Ist sinnlos, doch die Liebe liebst du recht.«
    – Ismene, S. 9

    Ismene liebt ihre Schwester von ganzem Herzen. Als sie deren Pläne erfährt, versucht sie, sie davon abzubringen. Das führt zum Konflikt zwischen den beiden Schwestern. Ismene sieht in Antigones Vorhaben keinen Sinn und glaubt, dass diese sich nur ins Unglück stürze. Dies ist ein deutlicher Kontrast zu Antigone selbst, die von der Richtigkeit und Notwendigkeit ihres Handelns überzeugt ist. Dennoch ist Ismene von der Hingabe ihrer Schwester berührt und unterstützt sie in ihren familiären Ansprüchen. Diese führen dazu, dass sie sich später zu Antigone und schuldig bekennt.

  • »Und zu keiner Zeit Werd ich den Schlechten vorziehn dem Gerechten. Wer aber einsteht für sein Volk, der wird Von mir geehrt im Leben und im Tod.«
    – Kreon, S. 12

    Kreons Regentschaft unterliegt dem Schutz Thebens. Dafür unterteilt er in Freund und Feind. Diese Einteilung beruht darauf, wer nach seinen Gesetzen lebt und wer sich dagegen stellt. Seine Verpflichtungen gegenüber dem Staat sind ehrenhaft; seine radikale Durchführung inklusive der Forderung absoluten Gehorsams weniger.

  • »Der Täter kränkt dein Herz, ich nur dein Ohr.«
    – Wächter, S. 17

    Der Wächter bewegt sich auf dünnem Eis. Für Kreon ist er der Hauptverdächtige im Fall des Bestattungsversuches. Der Wächter ist sich dessen bewusst und versucht alles, um sich zu schützen. Dennoch behält er das letzte Wort und durchschaut Kreon. Seine naive und gleichzeitig intellektuelle Herangehensweise, nicht zuletzt seine Direktheit, unterscheiden ihn von den übrigen Figuren und sorgen für Witz und Erkenntnisse. In diesem Zitat unterstreicht der Wächter, dass er nicht der Täter sei, sondern nur der Überbringer der unerwünschten Nachricht.

  • »Ungeheuer ist viel und nichts Ungeheurer als der Mensch.«
    – Chor, S. 18

    Das Wort »Ungeheuer« hat zwei Funktionen. Es kann einmal als Steigerung genutzt werden, wie zum Beispiel »ungeheuer groß« oder als Umschreibung von etwas Fraglichem/ Gefährlichen. Der Chor umschreibt damit die Errungenschaften und außergewöhnlichen Fähigkeiten des Menschen. Allerdings befähigen ihn diese auch dazu, zwischen Gut und Böse zu wählen und in beiden Fällen Großes zu schaffen.

  • »Mitlieben, nicht mithassen ist mein Teil.«
    – Antigone, S. 25

    Antigone beruft sich auf die Liebe. Diese bezieht sie aber vor allem, wenn nicht sogar ausschließlich, auf ihre Blutsverwandten. Deren Schutz und Zusammenführung im Totenreich machen ihre Motivation aus. Das führt zum Konflikt mit Kreon.

  • »Du krochst an mich heran wie eine Natter Und sogst mein Blut im Stillen!«
    – Kreon, S. 26

    Kreons Misstrauen ist groß. Nachdem Antigone als Täterin überführt wurde, verdächtigt er auch ihre Schwester Ismene. Damit widerspräche diese jedoch ihren loyalen und sich fügenden Eigenschaften. Kreon nutzt den Vergleich mit einer Natter, die Ismenes Hinterhältigkeit verdeutlichen soll. Der zweite Vers drückt sein Empfinden aus, dass Ismene intrigant vorgegangen sei und ihre wahren Absichten »im Stillen« ausgeübt habe, sodass diese nicht erkennbar waren.

  • »Sei ruhig, du sollst leben. Meine Seele Ist lange tot und steht im Dienst der Toten.«
    – Antigone, S. 27

    Dieses Argument bringt Antigone Ismene entgegen. Ismenes plötzlicher Sinneswandel, nun doch zu ihrer Schwester zu stehen, obwohl sie ihre Hilfe bei der Bestattung verwehrt hat, erzürnt Antigone. Sie will sterben und damit ihr Werk vollenden, was vor allem in der zweiten Zeile zu lesen ist. Im Tod findet Antigone die Zusammenführung ihrer Familie, von der sich Ismene in ihren Augen abgewandt hat. Gleichzeitig steckt darin aber auch der Wunsch Antigones, dass Ismene leben und nicht sterben soll.

  • »Allein herrschst du am besten in der Wüste.«
    – Haimon, S.34

    Haimon versucht seinen Vater von seiner engstirnigen Sichtweise und ichbezogenen Regentschaft abzubringen. Er sieht darin mehrere Gefahren: Kreon missachtet das Gesetz der Götter und die Stimme des Volkes. Sein Zitat fungiert als Gegenargument zu Kreons Behauptung, alleiniger Besitzer des Staates zu sein.

  • »Sich verirren Ist aller Sterblichen gemeinsam Los.«
    – Teiresias, S. 45

    Teiresias Mahnung ist die zweite, die Kreon erhält. In seinen Worten macht der Seher deutlich, dass der Fehler nicht im Irrtum liegt, sondern darin, diesen nicht einsehen zu wollen. Es ist nicht Kreons bloßes Bestattungsverbot, das zur Katastrophe führt.
    Seine Schuld liegt in seiner mangelnden beziehungsweise verspäteten Einsicht, damit einen Fehler begangen zu haben, sein starres Festhalten an den eigenen Prinzipien und die damit einhergehende Selbstüberschätzung.

  • »Er ist lebendig tot. Füll meinetwegen Dein Haus mit Schätzen, leb im Herrscherprunk – Ich gebe nicht den Schatten eines Rauchs Für alles, wenn des Herzens Freude fehlt.«
    – Bote, S. 51

    Noch bevor das Schicksal der Figuren verkündet wurde, gibt der Bote mit diesem Zitat, besonders mit dem ersten Vers, einen Ausblick auf Kreons Ruin. Seine Worte machen deutlich, dass das Festhalten an Macht und Herrschaftsanspruch nicht zum Glück führt. Der Verlust seiner Lieben, wie Kreon ihn erfahren wird, wiegt viel mehr.

Veröffentlicht am 6. Februar 2024. Zuletzt aktualisiert am 6. Februar 2024.