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Antigone

Stasimon und Schlussszene (Exodus)

Zusammenfassung

Der Chor der Ältesten ruft den Schutzgott von Theben, Bakcheus, an. Er lobt ihn und bittet ihn um Hilfe.

Ein Bote beklagt Antigones Schicksal und berichtet von Haimons Selbstmord. Eurydike, Kreons Frau und Haimons Mutter, kommt dazu und bittet um einen genauen Bericht. Der Bote erzählt, wie er mit Kreon den Hügel hinaufgegangen sei, um Polyneikes Leiche zu bestatten. Von der Ferne hören sie bereits Wehklagen aus Antigones Felsengrab. Es ist Haimon, der um Antigone weint, die sich aufgehängt hat. Kreon fleht ihn an, herauszukommen. Darauf richtet Haimon sein Schwert gegen ihn. Kreon flieht und Haimon ersticht sich selbst.
Nachdem Eurydike dies gehört hat, kehrt sie wortlos ins Haus zurück. Der Bote und die Ältesten werden misstrauisch und wollen nach ihr sehen.

Kreon kommt mit Haimons Leichnam zurück. Er klagt über seinen Verlust und erkennt seine Schuld. Der Bote muss ihm eine weitere Unglücksnachricht überbringen: Eurydike habe sich ebenfalls das Leben genommen und Kreon dafür verantwortlich gemacht. Kreon ist voller Leid, Schmerz und Selbsthass. Er wünscht sich den Tod und will fort. Der Chor der Ältesten ermahnt ihn, nichts zu erflehen. Er könne sich seinem Schicksal nicht entziehen. Die Diener führen Kreon ins Haus. Die Ältesten ziehen das Fazit, dass man sich nicht gegen die Götter wenden solle. Überheblichkeit würde bestraft.

Analyse

Der Anruf des Gottes Bakcheus, auch bekannt als Dionysos, stellt das retardierende Moment im Drama dar, das kurz vor der Katastrophe für Hoffnung sorgt. Es bildet somit einen deutlichen Kontrast zur vorherigen und zur folgenden Szene. Obwohl die Ältesten soeben die unheilvolle Prophezeiung von Teiresias gehört haben, glauben sie an eine positive Wendung der misslichen Lage. Mit hoffnungsvollem und lobendem Tonfall bitten sie den Schutzgott Thebens um Beistand: »Euoi! Euoi! jauchzt dir göttliche Geleite, | Wenn du wieder in Thebens Straßen einziehst« (V 1134f.).
Die Anrufung des Dionysos stellt eine Verbindung zum damaligen Dionysoskult her, welcher die Entwicklung der griechischen Tragödie erst ermöglichte.

Die Schlussszene, auch Exodus genannt, bildet das Gegenstück zum Prolog und beinhaltet die Katastrophe. Die tatsächlichen Ereignisse bekommen die Zuschauer allerdings nicht zu sehen, sondern erfahren diese ausschließlich aus den Berichten des Boten. Der Aufbau der Szene ist typisch für die Tragödie und hält die Spannung aufrecht, indem sich die Auflösung bzw. der genaue Bericht immer weiter hinauszögert.

Antigone beweist ihre Standfestigkeit durch ihren Selbstmord. Sie geht willentlich in den Tod, anstatt sich diesem im Verhungern hinzugeben. Haimons Selbstmord ist ein deutlicher Appell gegen den Vater und erfüllt die Prophezeiung. Dass sich auch Eurydike das Leben nimmt, vollendet Kreons Isolation. Er bleibt, wie Antigone, allein zurück. Der Verlust seiner Angehörigen macht ihn zu einem gebrochenen Mann, was durch die Schuldzuweisung seiner Frau noch gesteigert wird. Sein Klagen zeigt seine Menschlichkeit und führt dazu, dass zum Schluss die Zuschauer doch noch mit Kreon sympathisieren. (Kästler, 65)

Im Schlusswort des Chores wird das Fazit gezogen: Die göttlichen Gesetze wirken über den irdischen, womit Antigone als Triumphierende hervorgeht. Ihren Sieg erlebt sie jedoch nicht mehr. Überheblichkeit – Hybris – wird bestraft. Letztendlich wird auch die Macht des Schicksals nochmals verdeutlicht.

Veröffentlicht am 6. Februar 2024. Zuletzt aktualisiert am 6. Februar 2024.