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Homo faber

Inhaltsangabe

Bei dem Roman »Homo faber« des Autors Max Frisch handelt es sich um einen Lebensbericht des erfolgreichen Schweizer Ingenieurs Walter Faber, der kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag steht. Als moderner Mensch führt er ein mobiles Leben zwischen New York, Paris und den verschiedensten Einsatzorten, an denen er als Mitarbeiter der internationalen Organisation UNESCO tätig ist. 

Faber lebt aus tiefster Überzeugung allein, führt aber eine oberflächliche und emotionslose Beziehung mit Ivy, einem amerikanischen Model, das er eigentlich kaum kennt. Er bewegt sich in einer Welt der Technik und Statistik, zu seinen Emotionen hat er keinen Zugang. So versucht der Hauptprotagonist, das Leben aus seiner technokratischen Weltsicht heraus auf Messbares zu reduzieren. Max Frisch zeigt in seinem Roman nun auf, inwiefern Fabers Identität an der Realität und den Verstrickungen seines eigenen Lebens scheitert.

Zu Beginn der Geschichte befindet sich Walter Faber auf einem Flug von New York nach Caracas/Venezuela, da er dort einen Arbeitseinsatz hat. Durch den Absturz des Flugzeugs wird er jedoch an der Ausführung seiner Tätigkeit gehindert. Schon im Flugzeug macht er Bekanntschaft mit einem deutschen Jungunternehmer, Herbert Hencke, der in Guatemala eine Tabakplantage ausbauen möchte. Aus der anfänglichen Abneigung zu Herbert entwickelt sich nach der Notlandung in der Wüste eine Freundschaft. Durch Zufall stellt sich heraus, dass es sich bei ihm um den Bruder seines Jugendfreundes Joachim Hencke handelt, der jetzt auf der Plantage lebt. 

Kurzerhand beschließt Faber, seine Arbeit zu unterbrechen und mit Herbert nach Guatemala zu fliegen, um Joachim einen Besuch abzustatten. Auf der Reise erfährt Faber von Herbert weitere Einzelheiten über Hanna. Nach ihrer Trennung heiratete sie Joachim, von dem sie sich wieder scheiden ließ. Zudem hat sie eine Tochter.

In Guatemala/Palenque angekommen, gelingt es ihnen mithilfe Marcels, einem Musiker und Amerikaner französischer Abstammung, mit einem Jeep zur Tabakplantage zu fahren. Hier müssen sie feststellen, dass Joachim sich in seiner Hütte erhängt hat. Während Herbert beschließt, vor Ort zu bleiben, um die Arbeit seines Bruders fortzusetzen, kehren Marcel und Faber zurück.

Wieder in New York, trennt sich Faber nun endgültig von seiner Geliebten Ivy, der er nach der Notlandung in der Wüste schon einen Abschiedsbrief geschrieben hatte. Faber beschließt kurzerhand, mit dem Schiff nach Europa zu fahren und lernt auf dieser Reise durch einen weiteren Zufall die 20-jährige Studentin Sabeth kennen und lieben, ohne zu wissen, dass es sich um seine Tochter handelt. In Paris treffen sich die beiden wieder und reisen schließlich gemeinsam mit dem Auto durch Frankreich und Italien nach Griechenland, denn Sabeth möchte in Athen ihre Mutter besuchen.

In Frankreich kommt es bei einer Mondfinsternis in Avignon zu einer Liebesnacht zwischen beiden. Sabeth hegt eine tiefe Begeisterung für Kunst und Kultur, sodass sie in Italien in den Museen ihrer Leidenschaft nachgeht, während Faber sich eher für technische Dinge wie den Straßen- und Brückenbau in Rom interessiert. Bei einem gemeinsamen Spaziergang auf der Via Appia erfährt Faber, dass Hanna, seine Jugendliebe, ihre Mutter ist. 

Später in Griechenland beschließen sie, bei einem nächtlichen Spaziergang im Freien zu übernachten. Am nächsten Morgen kommt es durch die Verkettung unglücklicher Umstände zu einem tragischen Unfall. Sabeth wird am Strand von einer Schlange gebissen. Als Faber, der sich noch im Wasser befindet, zu ihr eilt, steht er plötzlich nackt vor ihr, sodass sie vor Schrecken einen Abhang hinabstürzt und dabei mit dem Hinterkopf aufschlägt. Faber gelingt es, sie rechtzeitig ins Krankenhaus zu bringen, damit sie dort das notwendige Serum gegen den Schlangenbiss erhält.

Faber wird nochmals von seiner längst vergessenen Vergangenheit eingeholt: Hanna, die Anfang der 30er-Jahre als Jüdin aus Deutschland emigrieren musste, begann ein Studium in Zürich, wo sie sich an der Universität kennenlernten. Als sie von Faber ein Kind erwartete, zeigte er wenig Begeisterung und war noch nicht bereit, eine Vaterrolle zu übernehmen. So kam keine Heirat zustande, da Hanna sich weigerte, ihn unter diesen Umständen zu heiraten. Schließlich trennte sich Hanna von ihm, und Faber ging anschließend nach Bagdad, um dort seine berufliche Karriere weiter zu verfolgen. Vorher beschloss das Paar noch einvernehmlich, das Kind abtreiben zu lassen. Hanna entschied später jedoch, das Kind zu bekommen und heiratete seinen Jugendfreund Joachim. 

Im Krankenhaus in Athen begegnen sich Faber und Hanna nach dem Unfall ihrer gemeinsamen Tochter nach 20 Jahren wieder. Faber erfährt schließlich von Hanna, dass Sabeth seine Tochter ist. Als sie an den Folgen des Unfalls stirbt, werden sich beide ihrer Schuld bewusst: Hanna hat Schuld auf sich geladen, weil sie Faber jahrelang die Existenz seiner Tochter verschwiegen hat. Faber trägt nicht nur für den Tod seiner Tochter Verantwortung, da er gegenüber den Ärzten den genauen Unfallhergang verschwiegen hat,  sondern er muss auch damit leben, mit Sabeth ein inzestuöses Verhältnis eingegangen zu sein. 

Die Begegnung mit Sabeth hat Fabers rationales Weltbild nicht nur erschüttert, sondern gänzlich zu Fall gebracht und in seinem Innern auch einen Bewusstwerdungsprozess ausgelöst. Nach Sabeths Tod reist er nach Kuba und spürt zum ersten Mal wieder Lebensfreude in sich. Er nimmt Kontakt mit den Menschen auf, genießt seine Spaziergänge durch die Straßen Havannas in vollen Zügen und kann sich auch auf das Nichtstun einlassen. Er beschließt, ein neues Leben zu beginnen, kündigt seinen Job und trägt sich mit dem Gedanken, Hanna zu heiraten, um mit ihr in Athen zu leben. Dazu kommt es jedoch nicht mehr, denn es kann angenommen werden, dass Faber, der sich in Athen einer Krebsoperation unterzogen hat, diese nicht überlebt. 

Veröffentlicht am 17. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 17. Juli 2023.