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Homo faber

Rezeption und Kritik

Mit seinen drei Romanen »Stiller« (1954), »Homo faber« (1957) und »Mein Name sei Gantenbein« (1964), die als eine Art Romantrilogie angesehen werden können, erzielte der Autor Max Frisch nicht nur in der deutschsprachigen Literaturszene durchschlagende Erfolge; es gelang ihm auch, sich damit auf der weltliterarischen Bühne zu etablieren.

Dabei ist der »Bericht«, wie er den Roman »Homo faber« im Untertitel nennt, wohl die bekannteste der drei Geschichten, was durch die hohen Verkaufszahlen belegt werden kann, die mittlerweile über die vier Millionen hinausgehen. Zudem wurde der Roman in über 20 Sprachen übersetzt und gehört zu den am besten verkauften Titeln des Suhrkamp Verlages in den deutschsprachigen Ländern.

Dies deutet darauf hin, dass der Roman schon nach seinem Erscheinen im Jahr 1957 nicht nur von der Leserschaft, sondern auch in der Literaturszene überwiegend positiv aufgenommen wurde. In seiner Geschichte konfrontiert Frisch seine Leserschaft mit einer modernen Erzähltechnik, die vor allem durch die Auflösung der zeitlichen Kontinuität gekennzeichnet ist. Damit provoziert er, macht aber gleichzeitig auch neugierig auf den Stoff, der, fernab von der aktuellen Tagespolitik, sowohl individuelle als auch gesellschaftspolitische Fragen in den Mittelpunkt stellt. Es sind Themen, wie die Suche nach der eigenen Identität, die Frage nach der modernen menschlichen Existenz, die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen sowie die Kritik an der fortschreitenden Technisierung der Gesellschaft, die Millionen von Lesenden in ihren Bann ziehen.

Ebenso mag die Kulisse, in der er seine Figuren in der Geschichte agieren lässt, zum Erfolg beigetragen haben. Denn mit den internationalen Schauplätzen brachte der Autor nach dem Zweiten Weltkrieg einen Hauch der großen weiten Welt in die Wohnzimmer der schweizerischen und deutschen Bevölkerung.

In der Sendung »Das Literarische Quartett« vom 06.05.1991 gab es jedoch auch kritische Stimmen, die vor allem bemängelten, dass Frisch mit seinem Ich-Erzähler Faber eine überdimensionierte männliche Figur geschaffen hatte. Dieser Überfigur verlieh der Autor die alleinige Herrschaft über die thematische Setzung im Roman, sodass diese damit das gesamte Geschehen beherrscht. Dementsprechend haben insbesondere seine weiblichen Figuren weniger Raum zu ihrer Entfaltung bekommen (Text und Bühne, 2015, 4:00–9:50).

Der Roman »Homo faber« wurde 34 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung vom Regisseur Volker Schlöndorff verfilmt. An den Dreharbeiten war Max Frisch noch beteiligt, die Premiere, die 1991 stattfand, hat er jedoch nicht mehr erleben können, da er vorher verstarb. Der Film lief 19 Wochen lang in den deutschen Kinos und hatte somit beim Publikum einen sensationellen Erfolg. Bei Filmkritikern und -kritikerinnen stieß er jedoch auf harte Kritik, die hauptsächlich darauf abzielte, dass Schlöndorff den Roman auf eine reine Liebesgeschichte reduzierte. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass diese Reduzierung mit Frischs Einverständnis geschah, da er in einem regen Austausch mit dem Regisseur stand und an den Vorarbeiten zum Film noch teilgenommen hatte.

Veröffentlicht am 18. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 18. Juli 2023.