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Der Untertan

Inhaltsangabe

Diederich Heßling wächst als »weiches« Kind, das viel an den Ohren leidet, in der preußischen Kleinstadt Netzig mit seinen beiden Schwestern Emmi und Magda auf. Er erfährt durch seinen Vater, einen Papierfabrikbesitzer, eine strenge Erziehung, zu der auch körperliche Züchtigung gehört. Diederich fürchtet und respektiert seinen Vater, während er seine Mutter in ihrer Hilflosigkeit nicht achtet – auch, weil sie ihm von Wesen her zu ähnlich ist. Auch in der Schule erfährt er die Auswirkungen der Macht durch die Lehrer und lernt zum ersten mal, die Macht für seine eigenen Zwecke zu nutzen, indem er sich ihr unterwirft, ihren Regeln folgt und seine Mitschüler denunziert. 

Nach dem Abitur geht Diederich für ein Chemiestudium nach Berlin und findet in der Familie eines ehemaligen Netzigers, dem Zellulosefabrikanten Göppel, Anschluss. Dort lernt er dessen Tochter Agnes kennen, wird jedoch von einem Rivalen an einer Beziehung mit ihr gehindert. Diederich wird in die Studentenverbindung »Neuteutonia« aufgenommen, in der er Kameradschaft und die Macht der Masse kennenlernt. Als sein Vater im Sterben liegt, wird er von seiner Mutter nach Hause gerufen und nach dessen Tod zusammen mit dem Buchhalter Sötbier zum Vormund seiner beiden Schwestern ernannt. Danach geht er zurück nach Berlin, um zu promovieren. Seine Militärzeit bricht er nach kurzer Zeit ab, indem er ein Fußleiden simuliert und sich durch Verbindungen ausmustern lässt.

Er kehrt nach Netzig zurück und begegnet während einer Demonstration der Arbeitslosen dem Kaiser. Vor lauter Ehrfurcht fällt er in eine Pfütze und wird vom Kaiser ausgelacht. Nach der Begegnung mit dem Kaiser trifft er in einem Park auf Agnes Göppel, mit der er eine Liebschaft anfängt. Auch die sonntäglichen Besuche bei den Göppels nimmt er wieder auf. Als er sich von Agnes jedoch bei seiner Karriere gehindert fühlt, trennt er sich von ihr und fordert sogar ihren Vater zum Duell auf, als dieser ihn darauf anspricht. Schließlich lässt er sich in kaiserlicher Manier den Schnurrbart frisieren und gleicht sich nun auch optisch Wilhelm II. an. 

Im Zug zurück nach Netzig begegnet Diederich Guste Daimchen, die mit seinem alten Schulfreund Wolfgang Buck verlobt ist und obendrein sehr viel Geld geerbt hat. Sie gefällt ihm, doch durch ihre Verlobung kommt er bei ihr nicht weit. Zu Hause nimmt er die Rolle des Patriarchen an und greift auch in der Papierfabrik hart durch, trotz der Warnungen durch den besonnenen Buchhalter Sötbier, der bereits für seinen Vater gearbeitet hat. Er macht Antrittsbesuche bei dem geachteten alten Buck, dem Vater von Wolfgang Buck, dem Bürgermeister Scheffelweis, bei dem er auch den Assessor Jadassohn trifft und bei Pastor Zillich. Hierbei knüpft er erste politische Bande, die in einer Kneipe in der Nähe des Regierungsgebäudes gefestigt werden.

Im Laufe des Abends erschießt ein Wachsoldat vor dem Regierungsgebäude einen Arbeiter, den Diederich morgens entlassen hatte und von dem er sich provoziert fühlte. Der ebenfalls anwesende Arzt Dr. Heuteuffel stellt den Tod des Arbeiters fest und nimmt seine Braut in Schutz, die Diederich und seine Freunde verhaftet wissen wollen. Später am Abend lässt sich der Fabrikbesitzer Lauer von Diederich zu einer vermeintlichen Majestätsbeleidigung provozieren. Jadassohn will daraufhin Klage erheben mit Diederich als Zeugen. Durch die Ereignisse des Abends aufgeputscht nötigen sie den Redakteur Nothgroschen, eine Ergebenheitsdepesche und ein angeblich vom Kaiser verfasstes Telegramm in der »Netziger Zeitung« abzudrucken. 

Die gute Stimmung kippt schnell, als Diederich die neu bestellte Maschine für seine Fabrik, einen sogenannten Holländer, nicht bezahlen kann und die Firma die Maschine nicht zurücknehmen will. Zudem werden er und seine Schwestern wegen dem bevorstehenden Prozess gegen Lauer, in dem Wolfgang Buck die Verteidigung übernehmen wird, von der Netziger Gesellschaft gemieden und ausgeschlossen.

Doch das Blatt wendet sich, als sein »kaiserliches« Telegramm durch den Kaiser selbst bestätigt wird und er die Maschine doch noch zurückgeben kann, weil der Prokurist Kienast Gefallen an seiner Schwester Magda findet. Auch während des Prozesses kippt die Stimmung letztlich zu seinen Gunsten: Lauer wird zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und verliert dazu seine öffentlichen Ämter, die nun neu zu besetzen sind. Diederich ist somit in den Augen der Netziger Gesellschaft aufgestiegen, auch seine Schwestern dürfen in einem Stück von Frau von Wulckow, der Frau des Regierungspräsidenten von Wulckow, Rollen übernehmen.

Diederich verbreitet das Gerücht, dass Wolfgang Buck und Guste Daimchen Halbgeschwister seien, was Wolfgang Buck zum Anlass nimmt, seine Verlobung mit Guste zu lösen und nach Berlin zu gehen, um dort Schauspieler zu werden. Diederich nimmt sich Guste und ihres Erbes widerwillig an. Auch politisch mischt Diederich mit und trifft Absprachen mit seinem Maschinenmeister und Sozialdemokraten Napoleon Fischer. 

Auf seiner Hochzeitsreise nach Zürich erfährt Diederich von der bevorstehenden Reise des Kaisers nach Rom und ändert kurzfristig seine Pläne, um dem Kaiser hinterher zu reisen. In Rom angekommen, folgt Diederich dem Kaiser zu jedem seiner Termine und jubelt ihm zu, wacht unter seinem Fenster und überwältigt vermeintliche Attentäter. Als der Kaiser den Reichstag auflöst und abreist, reisen auch Diederich und Guste ab.

Der Landgerichtsrat Kühlemann hinterlässt der Stadt Netzig ein beachtliches Erbe, das es nun zu verteilen gilt. Die Freisinnigen wollen ein Säuglingsheim, die Sozialdemokraten ein Gewerkschaftshaus und Diederich ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Mit Diederichs Hilfe wird Fischer in den Reichstag gewählt und Diederich bekommt als Gegenleistung sein Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Bei der Enthüllung des Denkmals darf er die Festrede halten. Auch wirtschaftlich läuft es für Diederich bestens – er wird Großaktionär der Papierfabrik in Gausenfeld und führt sie schließlich mit seiner Fabrik zusammen. Auf der Einweihungsfeier des Denkmals bricht während seiner Rede ein Gewitter aus und die Feier wird abgebrochen. Dennoch erhält Diederich einen Wilhelm-Orden und kehrt auf dem Weg nach Hause beim alten Buck ein. Dieser liegt im Sterben und als er Diederich erblickt, verstirbt er.

Veröffentlicht am 18. August 2022. Zuletzt aktualisiert am 10. Oktober 2022.