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Das Haus in der Dorotheenstraße

Inhaltsangabe

Der Wirtschaftsjournalist Gottfried Klausen zieht beruflich von Berlin nach London um. Dieser Umzug zieht für die Beziehung zu seiner Frau Xenia zerstörerische Konsequenzen nach sich.

Gottfried lebt mit seiner Frau Xenia in einer alten Villa. Diese befindet sich in der Dorotheenstraße, in der Nähe des Teltowkanals in Berlin. Gottfried arbeitet als Redakteur bei einer überregionalen Tageszeitung. Seine Arbeit verrichtet er präzise und genau, außerdem spricht er diverse Sprachen. Aufgrund dieser Eigenschaften reiste er bereits in der Vergangenheit dienstlich nach Rom und Madrid. Nun bittet ihn der Chefredakteur, die Vertretung in London zu übernehmen. Gottfried nimmt das Angebot an. Mit seiner Frau plant er, eine geeignete Wohnung in London zu suchen. Doch Xenia bleibt zunächst in Berlin. Sie verabschieden sich am Flughafen.

In London bezieht Gottfried eine Zweizimmerwohnung. Er lebt sich einige Wochen ein. Über das Telefon hält er Kontakt zu seiner Frau. Neben der Arbeit geht Gottfried auf der Brücke spazieren oder isst in der Nähe etwas. Das schlechte Wetter in London wirkt sich negativ auf seine Gemütslage aus. Eines Tages besucht Gottfried auf Empfehlung eine Aufführung des berühmten Theaterensembles »The Royal Shakespeare Company«. Sie spielen das Stück »The Tragedy of Othello, the Moor of Venice«. Es handelt von einem eifersüchtigen Mann, der seine Frau fälschlich verdächtigt, untreu zu sein. Obwohl sie ihre Unschuld beteuert, ermordet er sie. Gottfried findet die Handlung zwar unglaubwürdig, doch beeindruckt ihn das Schauspiel. Als er wieder in seiner Wohnung ist, ruft er Xenia an. Sie sind zum Telefonat verabredet, aber seine Frau ist nicht erreichbar. Es ist spät, deshalb legt sich Gottfried schlafen. Er wacht in der Nacht verwirrt auf und fragt sich, wo er sei und warum Xenia nicht anruft.

Am nächsten Tag telefonieren Gottfried und Xenia. Er erzählt ihr von einer Dreizimmerwohnung, die sich die beiden ansehen sollen: Der Vertrag müsse in wenigen Wochen unterschrieben werden. Xenia entschuldigt sich, die telefonische Verabredung verpasst zu haben, nennt aber für ihre Unerreichbarkeit keinen Grund. Sie vereinbaren, dass Xenia am kommenden Sonntag nach London fliegen soll. Am Sonntag wartet Gottfried aufgeregt am Flughafen. Doch Xenia kommt nicht. Er ruft sie an und hört am Apparat die Stimme eines Mannes. So legt er schnell auf. Sein Handy klingelt, aber Gottfried ignoriert es. Er sucht Erklärungen für das Geschehene. Als er schließlich mit Xenia telefoniert, stellt er sich als Schuldigen dar. Er habe Xenia gedrängt, nach London zu kommen. Deshalb fasst er die Absicht, selbst zu ihr nach Berlin zu fliegen.

Bei der Arbeit bemüht sich Gottfried, schnell alle Aufträge abzuarbeiten, um länger Urlaub nehmen zu können. Am Abend vor seiner Abreise bemerkt er draußen den Geruch von Brand, doch vermutet er ihn in weiter Ferne. Am nächsten Tag begibt sich Gottfried zum Flughafen. Dort ist der Flugverkehr eingestellt worden, denn in Island ist der Vulkan Grimsvötn ausgebrochen. Sein Flug wird gestrichen. Gottfried ruft Xenia an, um sie zu informieren. Doch wieder hört er eine Männerstimme am Apparat. Der Mann am Telefon fragt, wer er sei und Gottfried gibt sich als Xenias Mann zu erkennen. Aber er hört nur ein Flüstern und ein Lachen, das er als Xenias Lachen erkennt. Xenia meldet sich nicht mehr.

Gottfried ist bestürzt. Er sucht Erklärungen für das Geschehene. Dabei vermutet er, Xenia sei untreu. Daraufhin besucht er nochmal das Stück »The Tragedy of Othello, the Moor of Venice«. Im Laufe der Vorführung hinterfragt er sein Handeln. Sich in seiner jetzigen Situation mit Xenia die Ermordung einer unschuldigen Frau in einem Theaterstück anzuschauen, sieht er als besorgniserregend an. Er verlässt das Theater frühzeitig. In der nächsten Zeit bleibt ihm der Satz »Put out the light«, den Othello kurz vor der Ermordung Desdemonas spricht, im Gedächtnis. Bei der Arbeit fängt er an, schlampig zu recherchieren und über unbedeutende Themen zu schreiben. Sein Chefredakteur stellt ihn zur Rede. Gottfried bittet dann, aus London versetzt zu werden. Nach einem langen Gespräch willigt der Chefredakteur ein und fragt, wohin Gottfried versetzt werden möchte: Der schlägt vor, für eine Reportage über den Vulkanausbruch des Grimsvötn nach Island zu fahren.

Die Novelle endet mit einem durch mehrere perspektivische Verrückungen relativierten Ausblick des Erzählers auf die Rückkehr Gottfrieds in die Villa der Dorotheenstraße im Sommer: Jemand, der sich gut auskennt, führe nachts vor, beträte mit eigenem Schlüssel das Haus, riefe »Put out the light« – dann gingen die Lichter aus.

Veröffentlicht am 13. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2023.