Skip to main content

Das Haus in der Dorotheenstraße

Prüfungsfragen

  • Vergleiche Gottfrieds ersten und zweiten Theaterbesuch von »The Tragedy of Othello, the Moor of Venice«.

    Als Gottfried sich das Stück zum ersten Mal anschaut, bewertet er die Handlung als unglaubwürdig. Das Schauspiel beeindruckt ihn zwar, aber dass Othello seiner Frau keinen Glauben schenkt und sie schließlich ermordet, bedeutet für Gottfried, dass Othello seine Frau nicht bedingungslos lieben kann. Gottfrieds rationaler Charakter tritt zum Vorschein, denn normalerweise umgibt er sich mit Fakten, sodass diese illusionäre Welt für ihn einen Kontrast zu seinem gewohnten Leben darstellt.

    Bei seinem zweiten Besuch des Stücks erscheint Gottfried wie gewandelt. Er besucht nämlich das Stück, nachdem er Xenia unterstellt, fremdgegangen zu sein. Somit dürfte sich – unbewusst oder bewusst – die Absicht Gottfrieds beim Besuch des Theaters verschoben haben. Gottfried hinterfragt seine Intention selbst. Die Ermordung der wehrlosen Frau verbindet er mit seiner Situation mit Xenia. Dass sein Handeln absurd sei, erkennt der vernünftige Teil seiner selbst und er verlässt vorzeitig das Theater. Es wirkt, als befürchte er, die Handlung des Stücks könnte ihn negativ beeinflussen.

  • Welche Motive der Gegenwartsliteratur lassen sich in »Das Haus in der Dorotheenstraße« wiederfinden?

    Hartmut Lange thematisiert in seiner Novelle die moderne und globale Arbeitswelt. So verlässt Gottfried sein Heim und seine Frau, um in London die Vertretung zu übernehmen. Ihren Kontakt halten sie über das Telefon. Überdies sind auch individuelle Beziehungen mitsamt ihrer Krisen ein Motiv für die Literatur der Epoche. In der Novelle leidet die Ehe der Klausens und zerbricht.. Dies kann als eine Konsequenz von Gottfrieds Umzug nach London gedeutet werden.

  • Inwiefern kann der Vulkanausbruch Grimsvötn symbolisch für die Ehe von Gottfried gedeutet werden?

    Der Vulkanausbruch wird in dem Kapitel erwähnt, in dem Gottfried zum zweiten Mal mit dem fremden Mann am Flughafen spricht. Es kennzeichnet einen eskalativen Moment für die Ehe der Klausens. Einerseits ist der Vulkanausbruch der Grund dafür, dass Gottfried nicht nach Berlin fliegen kann und als Resultat versucht, Xenia zu erreichen. Andererseits steht eben dieser Vulkan als Symbol für den Bruch der Ehe, denn nach diesem Ereignis finden Gottfried und Xenia nicht mehr zueinander. Gottfried realisiert zum ersten Mal, dass er das Geschehene nicht gutreden kann. Er verdrängt als Konsequenz die Situation gänzlich.

  • Xenia betrügt Gottfried. Diskutieren Sie diese These.

    Dieser These kann sowohl zugestimmt als auch widersprochen werden. Zunächst kann angenommen werden, dass Xenia ihren Mann betrügt. Er hat sie nämlich aus Karrieregründen zurückgelassen in Berlin. Vermutlich fühlt sie sich einsam, denn Gottfried muss sie am Telefon wegen einer gemeinsamen Wohnung vertrösten. Wenn sie mit Gottfried wiedervereint werden möchte, dann muss sie ihr Leben in Berlin zurücklassen und nach London ziehen. Auch spricht für ihren Betrug, dass Gottfried zweimal mit einem fremden Mann gesprochen hat, als Gottfried versucht hat, sie zu erreichen. Eventuell hat Xenia sich so einsam gefühlt, dass sie sich einen neuen Partner gesucht hat. Es erscheint jedenfalls suspekt, dass sie sich nach dem Vulkanausbruch nicht mehr bei Gottfried meldet.

    Was dieser These widerspricht, ist vor allem die Verschwiegenheit über Xenias Sichtweise und Antworten innerhalb der Novelle. Sie tritt nicht mit Figurenrede auf und wenn sie mit Gottfried spricht, werden ihre Antworten nicht explizit genannt. Außerdem ist die Erzählung so aufgebaut, dass der Leser zur Verdächtigung Xenias geführt wird. Vor dem Hintergrund der diversen Lücken, in denen der Leser nicht weiß, wie der Kontakt zwischen dem Ehepaar läuft, ist eine Bewertung schwierig. Zudem scheint Gottfrieds mentaler Zustand ab einem gewissen Zeitpunkt sehr labil und wahnhaft, sodass seiner Einschätzung als Leser nicht gänzlich Vertrauen geschenkt werden kann.

  • An welchen Stellen lässt sich beobachten, dass Gottfrieds Psyche instabil wird?

    Bereits im zweiten Kapitel ist festzustellen, dass Gottfrieds neues Leben in London, die Trennung von seiner Frau Xenia sowie das schlechte Wetter ihm zusetzen (S. 76). Es zeigt sich eine allgemeine Unzufriedenheit. Als Gottfried dann das Theater besucht und am Abend seine Frau nicht erreicht, wacht er in der Nacht auf und wirkt desorientiert. Nachdem Xenia nicht nach London geflogen ist und Gottfried einen fremden Mann am Telefon hört, verdrängt Gottfried letztlich das Geschehene (S. 82f.). Dadurch verschlechtert sich sein Zustand noch nicht offensichtlich, doch trägt der Umstand später dazu bei, dass sich seine psychische Verfassung rapider destabilisiert.

    Der Höhepunkt ist nach dem zweiten Telefonat mit dem fremden Mann festzustellen, weil sich Gottfried danach wie betäubt fühlt. Auch verdächtigt er dann Xenia des Betruges, woraufhin er das Theater besucht, eventuell mit der Intention - wie er sich selbst unterstellt -, sich die Ermordung einer wehrlosen Frau anzuschauen. Sodann bleibt ihm die Aufforderung »Put out the light« im Kopf (S. 90). Seine depressive Verstimmung wirkt sich auch auf seine Arbeit aus und schließlich möchte er der Krise entfliehen, indem er London verlässt.

  • Die Ehe von Gottfried und Xenia scheiterte aufgrund von Gottfrieds Karriere. Diskutieren Sie diese These.

    Es erscheint plausibel, dass die Ehe der Klausens aufgrund von Gottfrieds Entscheidung, nach London versetzt zu werden, gescheitert ist. Wie im ersten Kapitel beschrieben wird, ist Gottfried bereits öfter beruflich verreist. Dies bedeutet, Xenia ist es vermutlich gewohnt, alleine in Berlin zurückzubleiben. Der Umzug nach London bedeutet diesmal aber, dass Xenia mitkommen soll. Das Haus in der Dorotheenstraße, welches Geborgenheit bedeutet, soll aufgegeben werden und stattdessen eine 3-Zimmer-Wohnung in einer fremden Stadt mit schlechtem Wetter bezogen werden.

    Weil Xenia zu Beginn lieber in Berlin geblieben ist und sich danach zögerlich zeigt, nachzuziehen und nicht nach London fliegt wie verabredet, kann argumentiert werden, dass sie in Berlin bleiben möchte. Gottfried scheint sie zu bedrängen, zu ihm zu ziehen. Doch in Berlin zu bleiben bedeutet auch, dass das Ehepaar getrennt ist und nur über das Telefon in Kontakt bleiben kann. Schließlich zeigt sich, dass die egoistische Entscheidung, für seine Karriere nach London zu ziehen und von seiner Frau zu verlangen, entwurzelt zu werden, eine Beziehungskrise auslöste. Diese Krise konnte das Ehepaar Klausen nicht überwinden.

  • Analysiere das erste Kapitel hinsichtlich der Motive Vertrautheit und Geborgenheit.

    Der Erzähler führt den Leser im ersten Kapitel in die Welt der Klausen. Dabei wird zunächst eine geografische Beschreibung des Wohnortes präsentiert. Es handelt sich um eine Villa an einem Ufer im Südwesten der Hauptstadt Berlin. Die Villa ist umgeben von Buchen und Fichten. Ein idyllisches Bild wird skizziert. Dann erwähnt der Erzähler das Ehepaar Klausen. Das Paar kenne sich seit der Schulzeit und sei miteinander vertraut. Vor diesem Hintergrund scheint das Paar eine stereotypisch glückliche Beziehung zu führen. Sie überlegen, das Haus, in dem sie leben, zu erwerben.

    Auch der gemeinsame Hauserwerb erweist sich als ein Stereotyp für verheiratete Paare. Zuletzt trennen sich die beiden in einer langen Umarmung am Flughafen. Demzufolge wird im ersten Kapitel das Ehepaar Klausen eingeführt in einem Setting der Vertrautheit und Geborgenheit. Nach dieser Einführung vermutet der Leser, dass die Trennung am Flughafen nur eine kurze ist und die Klausens schnell wieder vereint werden.

  • Charakterisiere die Figur Gottfrieds anhand des ersten Kapitels.

    Gottfried erscheint als ein mittelständischer deutscher Mann. Sein Alter und sein Aussehen werden nicht erwähnt. Es ist zu vermuten, dass er mittleren Alters ist. Überdies ist er verheiratet mit Xenia Klausen, die er seit der Schulzeit kennt und gemeinsam wohnen sie in einer Villa in der Dorotheenstraße.

    Gottfried arbeitet bei einer überregionalen Tageszeitung als Wirtschaftsjournalist. Seine Arbeit nimmt er ernst und recherchiert präzise. Zudem spricht er diverse Sprachen, weshalb er beruflich öfter verreist. Nun zieht er nach London, um dort die Vertretung zu übernehmen. Seine Frau lässt er fürs Erste zurück in Berlin. Seine Karriere ist ihm also wichtig. Er ist bereit, sein vertrautes Heim und seine Frau hierfür zurückzulassen.

  • Inwiefern kann eine Verkörperung Othellos durch Gottfried festgestellt werden?

    Nach dem ersten Theaterbesuch ist noch kein Zusammenhang zwischen den beiden Figuren festzustellen. Überdies weist Gottfried Othellos Verhalten ab und sieht es kritisch. Über den gesamten Handlungsverlauf verändert sich Gottfried allerdings. Nachdem er Xenia unterstellt, ihn betrogen zu haben, verlässt ihn seine Vernunft, ähnlich wie bei Othello. Gottfried geht der Konfrontation mit Xenia aus dem Weg und stellt nicht die entsprechenden Fragen, um seine Zweifel zu beruhigen. Stattdessen besucht er das Theaterstück noch einmal und der Satz »Put out the light« beeinflusst ihn. Er befürchtet, ähnlich wie Othello zu handeln.

    Doch Gottfried entscheidet sich letztlich anders. Er lässt sich nach Island versetzen, um seinen Konflikt zu lösen. Am Ende der Novelle wird ein Gewaltakt an Xenia vom Erzähler angedeutet, jedoch bleibt ungewiss, inwiefern dies der Realität entspricht. Auch bleibt ungeklärt, ob Xenia unschuldig ist wie Desdemona. Somit ist festzuhalten, dass Gottfried zwar durch Othello beeinflusst wird und ähnlich wie er ohne Vernunft agiert, doch ist eine Verkörperung Othellos nicht nachzuweisen.

  • Inwiefern beeinflusst das Motiv der Eifersucht den Handlungsverlauf?

    Das Motiv der Eifersucht findet erstmals Erwähnung in dem Theaterstück »The Tragedy of Othello, the Moor of Venice«. Othello wird durch eine Intrige getäuscht und vermutet, seine Frau sei ihm untreu. Als Konsequenz ermordet er seine Frau. Die Geschehnisse innerhalb der Novelle bleiben zunächst unberührt von Eifersucht. Erst, als Gottfried im vierten Kapitel zum zweiten Mal mit dem fremden Mann am Telefon spricht, kommt Gottfried zu dem Schluss, dass Xenia ihn betrügt. Dies verletzt ihn in solch einem Ausmaß, dass er sich die nächste Zeit verliert und nicht weiß, wie er handeln soll.

    Nochmals wird die Eifersucht thematisiert, als Gottfried zum zweiten Mal das Theater besucht. Dass Eifersucht einen tragischen Ausgang als Konsequenz haben kann, wird durch das Othello-Stück ersichtlich. Demzufolge ist der hypothetische Zukunftsausblick am Ende der Novelle ein Beispiel dafür, wohin die Eifersucht auch Gottfried treiben könnte.

Veröffentlicht am 13. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2023.