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Das Haus in der Dorotheenstraße

Kapitel 1

Zusammenfassung

Die Novelle beginnt damit, dass die in vorangegangenen Novellen begonnene Beschreibung des Teltowkanals wieder aufgegriffen wird. Dieser verläuft durch den Süden Berlins. Nahe der Mündung des Kanals in den Griebnitzsee befindet sich die Dorotheenstraße. Hier wohnt Gottfried Klausen in einem Haus mit seiner Frau Xenia. Die beiden kennen sich seit der Schulzeit. Obwohl das Haus einige Makel aufweist, überlegen die beiden, das Grundstück in der Dorotheenstraße zu erwerben.

Gottfried arbeitet als Korrespondent bei einer überregionalen Tageszeitung. Er verrichtet seine Arbeit und Recherche präzise und detailgetreu. Zudem spricht er diverse Sprachen. Er wird schließlich beauftragt, die Vertretung in London zu übernehmen. Gottfried und Xenia überlegen, wie sie ihre gemeinsame Zukunft planen können, doch zunächst bleibt Xenia im Haus in der Dorotheenstraße zurück. Das Paar verabschiedet sich am Flughafen mit einer langen Umarmung.

Analyse

Das erste Kapitel dient der Einführung in die Lebenswelt des Protagonisten Gottfried Klausen. Zu Beginn wird dem Leser eine detaillierte lokale Beschreibung der Wohngegend am Teltowkanal sowie der Villa der Klausens geboten. Das Haus in der Dorotheenstraße symbolisiert im Verlauf der Novelle nicht bloß einen Ort, sondern die Vertrautheit. Der Leser wird durch den Erzähler an diesen vertrauten Ort geführt.

Anschließend folgt die Vorstellung des Ehepaars Klausen. Sie werden noch nicht mit Vornamen genannt, denn zunächst dient ihre Erwähnung der Kulisse der Vertrautheit. Dabei werden die beiden als ein stereotypisch glückliches Ehepaar illustriert, welches sich bereits seit der Schulzeit kennt. Sie überlegen, das Grundstück ihrer Villa zu erwerben. Das Haus sowie der Garten werden mit diversen Mängeln beschrieben, wie etwa einem verwilderten Garten oder abgebröckeltem Putz. Im Allgemeinen werden wenige Informationen zur Ehe der Klausens gegeben, dafür mehr zu ihrem Wohnort und ihrem Haus. Es entfernt den Fokus von den Figuren und rückt ihn, gemäß des Titels der Novelle, auf Lokalitäten.

Für eine Interpretation käme die Übertragung der Eigenschaften des Lokals auf die Figuren und ihr Verhältnis zueinander in Frage. Das vertraute Haus mit seinen Mängeln stünde für die Ehe zwischen Gottfried und Xenia. Die beiden kennen sich seit der Schulzeit und eventuell haben sich in den Jahren miteinander einige Probleme angehäuft. Es lässt sich die Frage stellen, ob es lohnend ist, das Haus mit den vielen Mängeln zu restaurieren sowie die Ehe mit den Mängeln noch zu retten. Auch kann dies als ein Vorbote gesehen werden, denn die glückliche Ehe der Klausen und dessen Stabilität sollen im weiteren Verlauf der Handlung geprüft werden.

Bei der Beschreibung Klausens werden wichtige personenspezifische Informationen ausgelassen, wie etwa sein Alter oder sein Aussehen. Er wird durch seine Arbeit als Wirtschaftsjournalist charakterisiert und erscheint als eine Person mit hohen Erwartungen an sich selbst, denn er recherchiert präzise und nimmt seine Arbeit ernst. Er erscheint als eine gewissenhafte, disziplinierte und rationale Person, da er sich viel mit Fakten umgibt. Im weiteren Verlauf der Handlung kann eine Änderung dieser Eigenschaft beobachtet werden.

Auch, dass Klausen das Angebot der Übernahme der Londoner Vertretung annimmt, zeigt, wie wichtig ihm seine Karriere ist. Er möchte sich diese Aufstiegschance nicht entgehen lassen und zeigt sich bereitwillig, seine Frau zunächst zurückzulassen. Gottfried sagt zu Xenia: »Und falls es mir in London gefällt und wir eine passende Wohnung finden, kommst du einfach nach« (S. 75) Damit verlangt er von ihr, das vertraute Heim in der Dorotheenstraße aufzugeben und aufgrund seiner Karriere nach London zu ziehen und das, »obwohl seine Frau erklärte, dass sie fürs Erste in Kohlhasenbrück, genauer, in dem Haus an der Dorotheenstraße, bleiben würde.« (S. 75). Offenbar sieht sich Gottfried in der Position desjenigen, der die Lebensentscheidungen für sich und seine Frau treffen darf.

Die lange Umarmung am Flughafen erscheint als eine zu erwartende Verabschiedung eines Ehepaars. Obwohl die beiden sich beratschlagen, »… den Zustand der Trennung, der unmittelbar bevorstand, möglichst rasch [zu] beenden…« (S. 75), ist dies das letzte Mal, dass sich Xenia und Gottfried innerhalb der Handlung physisch gegenüberstehen.

Veröffentlicht am 13. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2023.