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Das Haus in der Dorotheenstraße

Sprache und Stil

In der Novelle wird ein narrativer Rahmen durch einen auktorialen Erzähler gesetzt. Der Erzähler gibt zu Beginn eine geographische Beschreibung von Gottfrieds und Xenias Haus in der Dorotheenstraße im südwestlichen Berlin. Zum Ende der Novelle greift der Erzähler wieder die lokale Einordnung auf. Die Erzählung endet durch einen Wechsel von einer internen Fokalisierung zu einer Externen. Dadurch wird dem Leser erschwert, die Situation gänzlich nachzuvollziehen.

Vor diesem Hintergrund kann der Erzähler nicht als auktorial, nicht als allwissend bezeichnet werden. Er kommentiert das Ende nämlich mit folgenden Worten: »Was letztendlich geschah, wir wissen es nicht.« (S. 92). Das »wir« bezieht der Erzähler vermutlich auf sich und die Leser. Die Handlung wird neben den kurzen Kommentaren des Erzählers sowie seinem Ausblick am Ende der Novelle grundsätzlich aus Gottfrieds Perspektive wiedergegeben. Xenias Sichtweise und Gedanken bleiben dem Leser vorenthalten, weshalb dem Leser die Bewertung der Geschehnisse erschwert wird. Gottfried selbst tritt größtenteils durch wörtliche Rede in Form von inneren Monologen sowie in Form von erlebter Rede auf, hingegen gibt es nur indirekte Rede von Xenia.

Langes Novelle ist in Prosa verfasst. Ermöglicht wird dadurch eine natürliche Ausdrucksweise der Figuren und des Erzählers, wie es für eine Novelle üblich ist. Zudem wird das Tempus des (epischen) Präteritums verwendet. Die Syntax ist eher einfach gehalten, wie exemplarisch im folgenden sichtbar wird: »Und dann dieses sprichwörtlich schlechte Wetter, das jetzt, Ende März, obwohl Klausen darauf vorbereitet war, seine Unzufriedenheit steigerte!« (S. 76).

Auch verzichtet der Autor mehrheitlich auf rhetorische Stilmittel bis auf wenige Ellipsen, Anaphern und Wiederholungen. Im Allgemeinen ist die Sprache der Narration simpel gehalten, sodass die Handlung durch die sprachliche Umsetzung an Spannung nichts hinzugewinnt.

Die beiden »Othello«-Aufführungen erweitern die semantische Spannweite der Novelle. Hier wird ein intertextueller Bezug hergestellt. So dient das Stück nicht bloß als freizeitliche Unternehmung Gottfrieds, sondern führt im Verlauf der Handlung zur Beeinflussung Gottfrieds und zu seiner Verkörperung Othellos. Die Aussage »Put out the light« wird insgesamt viermal erwähnt und kennzeichnet den Moment, in dem das Leben der Frau genommen wird. Gottfried versteht dies als Aufforderung.

Prägnante Motive der Novelle sind die Eifersucht und die Untreue. Dass der Autor Xenias Sichtweise verschweigt und zeitliche Lücken innerhalb der Handlung auftreten lässt, in denen der Leser nicht weiß, was passiert, führt zur Bewertung des Geschehenen durch den Leser: Ist Gottfried wahnsinnig und bildet sich die Untreue ein, oder betrügt Xenia ihn wirklich?

Weitere Motive, die der Autor aufgreift, sind Vertrautheit und Geborgenheit. Zu Beginn der Handlung werden die Leser durch den fiktiven Südwesten Berlins entlang des Teltowkanals geführt. In der Dorotheenstraße steht idyllisch eine Villa am Ufer, umgeben von Buchen und Fichten. Überdies wohnt hier ein Ehepaar, welches sich seit der Schulzeit kennt und welches »miteinander vertraut« (S. 73) ist. Sie überlegen, ihr Grundstück zu erwerben. Gemalt wird das Bild eines stereotypisch glücklich verheirateten Ehepaars in Deutschland.  

Schließlich ist auch der Vulkan ein wiederkehrendes Symbol. Der Vulkanausbruch in Island geschieht als Höhepunkt innerhalb der Handlung. Es kennzeichnet den Moment, in dem Gottfried verwehrt wird, nach Berlin zurückzukehren. Der Vulkanausbruch markiert den Bruch der Ehe von Xenia und Gottfried. Auch am Ende der Novelle will Gottfried sich das Aschefeld auf Island angucken. Dadurch wirkt es, als würde er sich die Ruinen seiner Beziehung vor Augen halten und man möchte meinen, dass sie nicht mehr zu retten ist.

Veröffentlicht am 13. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2023.