Das Stilmittel Metapher gehört zu den Tropen: Das eigentliche Wort (oder eine Wortgruppe) wird durch einen bildhaften Ausdruck aus einer anderen Begriffswelt ersetzt. Eine Metapher ist deshalb nicht immer eindeutig. Sie muss interpretiert werden. Metaphern können zwar durch Umschreibung erklärt werden, dabei kann jedoch ein Teil ihrer Wirkung und/oder Bedeutung verloren gehen.
Der berühmte altgriechische Philosoph und Naturwissenschaftler Aristoteles (384–322 v. Chr.) begründete in seinen Werken »Rhetorik« und »Poetik« den Begriff der metaphorá. Übersetzt bedeutet er Übertragung (von griechisch metà phérein = woanders hintragen). Das klassische Beispiel aus Aristoteles‘ Theorie lautet »Achill ist ein Löwe.« Die Attribute eines Löwen, nämlich Stärke und Mut, werden in diesem Satz auf den Menschen Achill übertragen.
Anders als zum Beispiel die Alliteration oder die Anapher hat die Metapher keine eindeutigen Merkmale. Daher ist es hilfreich, sich Beispiele einzuprägen. Mit etwas Übung lassen sich Metaphern dann immer sicherer erkennen.
Metaphern entstehen durch
Viele Metaphern sind im Lauf der Zeit zum festen Bestandteil unserer Alltagssprache geworden. Wir verwenden sie unbewusst. Der Gebrauch einiger solcher Sinnbilder ist sogar notwendig, da es keine anderen Bezeichnungen für den jeweiligen Gegenstand gibt. Sie füllen Lücken in der Sprache. Ein solches Wort wird auch als tote Metapher oder Katachrese (von griechisch katachresis = Missbrauch) bezeichnet, denn eine Bedeutungsübertragung findet nicht statt.
Zu den unbewussten Metaphern gehören auch jene Bilder, die durch häufigen Gebrauch verblasst sind. Zwar ließen sich für sie auch andere Bezeichnungen finden, die Verwendung der Sinnbilder ist jedoch zur Gewohnheit geworden. Die Metapher ist somit ein Synonym für den anderen Begriff.
Auf der anderen Seite existiert die bewusste, echte Metapher. Sie wird beim Reden oder Erzählen gezielt eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Eine solche Übertragung ist absolut neu. Das Publikum wird durch den bildlichen Ausdruck überrascht.
Ob in Geschichten, Gedichten oder im Schauspiel, die Metaphorik als rhetorische Figur spielt in allen Literaturformen eine wichtige Rolle. Neben Metaphern, die den Lesern aus dem Alltag vertraut sind, werden übertragene Ausdrücke häufig vom Autor erschaffen. Diese Begriffe sind also zunächst unbekannt. Der Bedeutungszusammenhang ist je nach Vorwissen leicht oder schwer zu erfassen. Gelingt die Interpretation, tragen Metaphern zum Textverständnis bei. Die anschauliche Umschreibung schafft die Möglichkeit, das Gemeinte ohne umständliche Erklärungen besser zu verstehen. Insbesondere die gefühlsmäßige Bedeutung kann leichter erfasst werden.
Eine gut verständliche Metapher macht einen Text leicht lesbar, unterhaltsam und einprägsam. Ist ihr Sinn dagegen nur unter Schwierigkeiten zu entschlüsseln, wird eine Aussage schwer verständlich.
Metaphern steigern die Poetik von Texten, indem sie mit Worten Bilder zeichnen. Folglich sind sie besonders für die Lyrik unverzichtbar. Man denke nur an des Frühlings »blaues Band« bei Eduard Mörike. Bei einer Gedichtanalyse kommt der Deutung von Metaphern stets eine wichtige Rolle zu. Poetische Metaphern sind auch der »blank geputzte Himmel« oder das »Meer von Tränen«.
Moderne Autoren setzen Metaphern oft so ein, dass sie schwer oder gar nicht zu entschlüsseln sind. Das unverständliche Bild zwingt beim Lesen zum Innehalten. Der Sinn will sich nicht erschließen. Dann ist oft die Textumgebung, in der die Metapher steht, wichtiger als die Bedeutung des übertragenen Ausdrucks.
Auch in der politischen Rhetorik werden gern Metaphern verwendet. Sie machen Reden einprägsam und interessant und lassen in den Köpfen der Zuhörer Bilder entstehen. So sprechen Politiker angesichts der Finanzkrise zum Beispiel vom »Gezeitenwechsel«. Indem sich die Zuhörer eine bildliche Vorstellung machen, können sie einen komplizierter Sachverhalt oder Vorgang leichter erfassen.
In der Werbung sind Metaphern unverzichtbar, da sie besonders gut Gefühle transportieren. Das ist hilfreich, um Verbraucher zum Kauf anzuregen. Außerdem merkt sich der Zuschauer und potentielle Kunde einprägsame Bilder und allegorische Formulierungen besser als ein sprachliches Statement.
Eine Metapher erkennt man daran, dass sie ohne weitere Erklärung oder Vergleichswörter eingesetzt wird. Sie spricht für sich, und der Leser oder Zuhörer muss die Beziehung zwischen den beiden Begriffswelten selbst erschließen. Bei einem Vergleich dagegen wird dieser Zusammenhang durch Worte, häufig durch »wie«, dargestellt.
Eine Metapher überträgt den eigentlichen Begriff in einen fremden Bedeutungsbereich. Zwischen beiden Begriffswelten besteht ursprünglich kein Zusammenhang: Metapher für verliebt = auf Wolken schweben. Bei der Metonymie dagegen steht ein Wort für ein benachbartes anderes: Das Leder traf den Pfosten; Leder = der Fußball. (Hier steht das Material für das Objekt.)
George Lakoff und Mark Johnson haben eine anerkannte Metapherntheorie entwickelt. In ihren Arbeiten weisen sie nach, dass die Bedeutung von Metaphern weit über die Literatur und andere bekannte Kontexte hinausgeht. Die Autoren untersuchen insbesondere das Phänomen von Metaphern im allgemeinen Sprachgebrauch. Sie legen verständlich dar, wie unsere Sprache, unser Denken und damit unser ganzes Leben von Metaphern beeinflusst wird.
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