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Synekdoche

Die Synekdoche ist eine rhetorische Figur. Das eigentlich gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt. Ausgangswort und Ersatzwort stammen bei der Synekdoche aus demselben Begriffsfeld. Die Wörter unterscheiden sich nicht im Begriffsinhalt, sondern im Begriffsumfang.

Was ist eine Synekdoche? (Definition)

Die Synekdoche gehört zu den Tropen. Das eigentlich gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt. Dabei kann die Ersetzung ein Oberbegriff oder Unterbegriff des eigentlichen Worts sein.

Beispiele
  • »Für das Gartenfest rechne ich zwei Bratwürste pro Nase«. – Gemeint ist ein Gast, also ein Mensch; das gemeinsame Begriffsfeld ist der menschliche Körper.
  • »Hör‘ mal das Zwitschern: Die Natur erwacht!« – Gemeint sind die ersten Vögel, die im Frühling zu hören sind, also nur ein Teil der umfassenden Natur.

Eine Synekdoche kann also ein engerer Begriff sein, der einen umfassenden meint (Nase = Mensch) oder umgekehrt (Natur = Vögel). Es handelt sich immer um eine Veränderung im Umfang des Begriffs (Vereinzelung oder Zusammenfassung).

Der Begriff »Synekdoche« leitet sich ab vom griechischen synekdoché = Mitverstehen, Mitaufnehmen (eines Ausdrucks durch einen anderen).

Varianten der Synekdoche

Die bekanntesten Formen der Synekdoche sind Pars pro toto und Totum pro parte. In enger Beziehung dazu steht Singularis pro plurali.

1. Teil steht für Ganzes (Pars pro toto)

Das Ersatzwort hat fast immer eine engere Bedeutung gegenüber dem Ausgangswort. Hier spricht man von Pars pro toto, also einem Teil, der eigentlich das Ganze meint.

Beispiele
  • »Zum Vortrag kamen nur sieben Köpfe.«. – Köpfe = Personen
  • »Er muss vier hungrige Mäuler ernähren.« – Mäuler = Kinder
  • »Sie leben unter einem Dach.« – Dach = Haus

2. Ganzes steht für Teil (Totum pro parte)

Mitunter kann bei der Synekdoche aber auch ein größerer Begriff für einen kleineren aus demselben Feld stehen. Dies kommt deutlich seltener vor. Deshalb ist die Bezeichnung Totum pro parte unbekannter und wird weniger häufig verwendet.

Beispiele
  • »Ich will keine Chemie zum Putzen verwenden.«. – Chemie = Putzmittel mit giftigen Chemikalien
  • »Vor der Bescherung zünden wir den Weihnachtsbaum an.« – Weihnachtsbaum = Weihnachtsbaumkerzen

3. Einzahl steht für Mehrzahl (Singularis pro plurali)

In Dichtung oder Werbung taucht häufig die Ersetzung des Vielfachen durch das Einfache auf. Damit wird die Wirkung der Aussage verstärkt bzw. ihre Allgemeingültigkeit unterstrichen.

Beispiele
  • »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.« (Goethe) – Mensch = die Gesamtheit aller Menschen
  • »Meica macht das Würstchen.« (Meica Fleischwarenfabrik) – Würstchen = die für den Markt relevanten Wurstwaren

Weitere Unterarten der Synekdoche können sein:

  • Plural steht für Singular (Pluralis pro singulari): »Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen«
  • Gattung steht für Art (Genus pro specie): »Die Sterblichen und die Götter«
  • Art steht für Gattung (species pro genere): »Unser täglich Brot (= lebensnotwendige Nahrung
  • Das Folgende steht für das Vorhergehende: »Wein ersetzt Most«
  • Das Vorhergehende steht für das Folgende: »Hopfen und Malz stehen für Bier«
  • Eine bestimmte Zahl steht für eine besonders große Zahl: »Ich habe tausend Dinge zu erledigen.«
  • Material für Endprodukt: »Er spielt mit dem Eisen (= Waffe).«

Abgrenzung zu anderen Stilmitteln

Synekdoche und Metapher

Die Gefahr einer Verwechslung der Synekdoche mit der Metapher ist gering. Die Metapher ersetzt den eigentlich gemeinten Begriff durch einen aus einem anderen Begriffsfeld.

Beispiele
  • »Wüstenschiff« für Kamel – aus dem Bereich der Nautik
  • »Flut von Verordnungen« für ein umfassendes Regelwerk – aus dem Bereich der Naturerscheinungen

Synekdoche und Metonymie

Die Synekdoche ist eng verwandt mit der Metonymie. Die Übergänge sind fließend. Für beide trifft zu, dass der eigentliche Begriff aus demselben Zusammenhang stammt wie die Ersetzung. Handelt es sich um Ober- und Unterbegriff, liegt eine Synekdoche vor. Stehen Ausgangs- und Ersatzwort in einem anderen realen Verhältnis zueinander, ist das Stilmittel eine Metonymie. Die Beziehung kann zum Beispiel zeitlich, räumlich oder ursächlich sein.

Beispiele
  • »Die Gotik schuf Bauwerke zur Ehre Gottes.« – Gotik meint die Menschen jener Epoche
  • »Berlin äußert sich nicht zu dem Thema.« – Berlin meint die Mitglieder der Regierung.
  • »Er zitiert gern aus seinem Schiller.« – Schiller meint das Werk (= Folge) des Dichters (= Ursache)

Mitunter werden Synekdochen auch als Sonderformen der Metonymie betrachtet.

Antonomasie als Sonderfall der Synekdoche

Bei der Antonomasie wird der Eigenname einer historischen oder bekannten Person zur Gattungsbezeichnung; der Name steht für Menschen mit denselben Eigenschaften wie der ursprüngliche typische Vertreter.

Beispiele
  • »Demosthenes« = große Redner
  • »Krösus« = reicher und freigiebiger Mann
  • »Rockefeller« = Milliardär
  • »Herkules« = starker Mensch
  • »Salomon« = weiser Richter
Seite veröffentlicht am 14.04.2018. Letzte Aktualisierung am 03.09.2020.