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Die Alliteration ist heute ein rhetorisches Stilmittel, das im Alltag, in der Literatur und in der Sprache der Werbung und der Medien häufig verwendet wird. Dabei werden zwei oder mehr Wörter mit gleichen Anfangsbuchstaben kurz hintereinander in einem Satz verwendet. Beispiele bekannter Alliterationen in der Alltagssprache sind etwa die Formulierungen »durch dick und dünn« oder »bei Nacht und Nebel«
Man nimmt an, dass der Ursprung dieser Stilfigur im Bereich magischer und beschwörender Formeln liegt. Der Begriff Alliteration wurde um 1500 geprägt. Er stammt aus dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus »ad« (»zu«) und »littera« (»Buchstabe«).
In der Alltagssprache finden sich zahlreiche Alliterationen. Sie unterstreichen mitunter die Zusammengehörigkeit miteinander verknüpfter Ausdrücke. Einige Alliterationen sind als feste Wendungen Bestandteil des deutschen Wortschatzes. Manche haben nahezu bildhaften Charakter angenommen. So beschreibt zum Beispiel »bei Nacht und Nebel« eine Dunkelheit, die als besonders unwirtlich oder bedrohlich wahrgenommen wird. Andere Alliterationen verstärken eine Aussage wie beispielsweise »mit Schimpf und Schande«.
Sogenannte Zungenbrecher sind Sätze, die schwer auszusprechen sind. Das liegt an der Folge ähnlicher oder gleicher Silben. Alliterationen werden dafür gezielt eingesetzt. Wer hat sich nicht schon einmal an »Fischers Fritze« versucht!
Auch Kinderreime verdanken ihren Charme mitunter Alliterationen. Ein beliebtes Beispiel für einen Anlautreim stammt aus dem Märchen »Hänsel und Gretel«.
In Prosatexten und Gedichten bewirkt eine Alliteration eine größere Einprägsamkeit, aber auch ein Innehalten und Aufmerken der Leser. Zudem können Aussagen durch den Einsatz mehrerer gleicher Anfangsbuchstaben je nach Textart und Textstelle eine besondere Dramatik oder Ironie erhalten. Wenn Clemens Brentano schreibt »Komm Kühle, komm küsse den Kummer«, erhöht die Alliteration die poetische Wirkung und die emotionale Tiefe dieser Textstelle.
Für literarische Texte erschaffen Autoren häufig vollkommen neue Alliterationen, die den Lesern nicht aus der Umgangssprache bekannt sind und deshalb einen besonderen Eindruck hinterlassen.
Durch den Einsatz von Alliterationen in Werbetexten erreicht man eine große Einprägsamkeit und die besondere Aufmerksamkeit der Leser. Diese Funktionen machen sie auch zu einem beliebten Stilmittel in der Werbung. Beispielsweise kennt fast jeder den Slogan »Geiz ist geil«.
Ein Spruch aus der Werbung der Fünfzigerjahre, an den sich heute noch zahlreiche Menschen erinnern können, lautet: »Milch macht müde Männer munter.« Diese Einprägsamkeit über die Jahrzehnte verdankt der Werbeslogan zu einem großen Teil der Alliteration, hier in der Sonderform des Tautogramms.
Auch Journalisten in Presse, Rundfunk und Fernsehen setzen häufig Alliterationen ein. Besonders im Boulevardjournalismus werden Ereignisse in vielen Fällen dramatisiert, um sie interessanter und damit verkäuflicher zu machen. Eine Schlagzeile, in der alle oder fast alle Wörter mit demselben Anlaut beginnen, fällt schon rein optisch besonders ins Auge. Hinzu kommt die Aufmerksamkeit, die die sich wiederholenden Anlauten beim Lesen erregen. Auf diese Weise werden Alliterationen beispielsweise zum Kaufargument für eine Boulevardzeitung am Kiosk. Als Schrift auf dem Bildschirm, aber auch in einer gesprochenen Formulierung, wecken sie das Interesse der Zuschauer eines Unterhaltungsmagazins im Fernsehen.
Selbstverständlich nutzt auch die Politik für ihre Werbeslogans die gute Einprägsamkeit, die sich mit Hilfe einer Alliteration erzielen lässt.
Der Stabreim ist ein Sonderfall der Alliteration: Anlaute in alliterativen Versen werden nach bestimmten Regeln benutzt und wiederholt. Heute als Stilmittel bekannt, war der Stabreim in der altgermanischen Dichtung die gebräuchliche Reimform: Die betonten Stammsilben eines Verses wurden durch denselben Anlaut hervorgehoben. Überliefert ist die Reimform zum Beispiel im althochdeutschen (um 800) »Hildebrandslied«. Später wurde der Stabreim (als Reimform) durch den Endreim ersetzt. Eines der ersten Beispiele dafür ist das mittelhochdeutsche (um 1200) Nibelungenlied.
Unbedingt zu beachten ist die Betonung der Stammsilbe: »Vernunft und Verzicht« ist eine Alliteration, aber kein Stabreim!
Eine besondere Form der literarischen Alliteration ist das Tautogramm. Dabei handelt es sich um einen Text, in dem sämtliche Wörter mit dem gleichen Anlaut beginnen. Im Mittelalter gab es Tautogramme zunächst ausschließlich in Gedichtform. Später nutzte man dieses Stilmittel auch für literarische Prosatexte und inzwischen hat es zusätzlich Eingang in andere Sprachbereiche, etwa die Werbung, gefunden.
Eine Zwillingsformel oder Paarformel ist eine Alliteration, die aus zwei Wörtern mit gleichem Anlaut besteht. Die Alltagssprache kennt eine Vielzahl solcher Wendungen.
Eine weitere Besonderheit ist die Alliteration in »zickzack« oder »Bimmelbahn«: Hier findet sich derselbe Anfangslaut innerhalb eines Wortes.
Im deutschen Schriftsystem werden Buchstaben nicht ausschließlich nach der Phonetik, also ihrem Klang, geschrieben. So klingen etwa die Buchstaben V und F oder I und Y gleich. Deshalb sind auch Alliterationen mit verschiedenen Anfangsbuchstaben möglich.
Alliteration und Assonanz sind verwandte Stilmittel. Beide zählen zu den Klangfiguren. Alliterative Verse entstehen durch den Gebrauch derselben Konsonanten. Eine Assonanz dagegen bezeichnet den Gleichklang der Vokale in den betonten Silben von zwei oder mehreren Wörtern.
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