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Sarkasmus

Was ist Sarkasmus?

Das rhetorische Stilmittel des Sarkasmus zeichnet sich durch beißende Schärfe, Hohn und Boshaftigkeit aus. Ziel des Sarkasmus ist es, eine Person oder eine gegnerische Position zu verspotten und lächerlich zu machen.

Der Sarkasmus ist dabei keine rhetorische Figur im engeren Sinne. Er bezeichnet eher Tonart und Wirkungsabsicht eines Textes. Um das Stilmittel Sarkasmus zu erkennen, braucht man daher Wissen über Kontext und Hintergrund des dargestellten Sachverhaltes. Verwandte Stilmittel sind Ironie und Zynismus.

Wortbedeutung

Der Begriff Sarkasmus wird von dem griechischen Wort sarkasmós abgeleitet, was wörtlich soviel wie »Zerfleischung« bedeutet. Die Absicht desjenigen, der das Stilmittel Sarkasmus verwendet, ist es mit Worten zu zerfleischen, also zu verletzen.

Sarkasmus in der Literatur: Die Satire

In der Literatur findet sich das Stilmittel des Sarkasmus am häufigsten in der Satire. Sarkasmus wird hier verwendet, um Kritik auszudrücken. Dies ist vor allem in der politischen Satire der Fall: Bitterer Hohn und beißender Spott dienen dazu, gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu entlarven.

Ein berühmtes literarisches Beispiel für Sarkasmus ist Jonathan Swifts Satire »A Modest Proposal« (1729). Swift macht darin der Regierung den »bescheidenen Vorschlag«, sich der armen Kinder Irlands zu entledigen, indem man sie esse. So löse man gleichzeitig die Probleme von Hunger und Überbevölkerung. Zielscheibe von Swifts Sarkasmus ist die herrschende englische Oberschicht.

Sarkasmus in Journalismus und Politik: Die Polemik

Bei Polemik handelt es sich um verbale Angriffe, die scharf, direkt und oft beleidigend sind. Man findet sie in politischen Debatten und journalistischen Beiträgen. Häufig fehlen sachliche Argumente, dafür wird mitunter auf persönliche Schwächen des Gegners angespielt. Die Kränkung ist dabei beabsichtigt. Sarkasmus ist daher eines der wichtigsten Stilmittel in der Polemik.

Beispiel

Der Publizist Henryk M. Broder lehnt das Atomabkommen mit dem Iran ab. Über das Treffen des iranischen Machthabers Rouhani mit dem deutschen Vizekanzler Gabriel schreibt er:

»So sieht es aus, wenn sich ein Monarch dazu herablässt, einen Handelsvertreter zu empfangen.« (Quelle)

Mit dem Begriff »Handelsvertreter« (= Gabriel) degradiert er den hochrangigen Politiker zum Erfüllungsgehilfen wirtschaftlicher Interessen. »Der Monarch« (= Rouhani) »lässt sich herab«. Es gibt also ein Machtgefälle. Mit Mitteln des Sarkasmus bringt Broder seine Kritik an der deutschen Politik zum Ausdruck.

Dichterstreit und Sarkasmus

Auch Auseinandersetzungen zwischen Dichtern enden manchmal in Polemik. Ziel ist es, den Gegner oder sein Werk lächerlich zu machen. In der bekannten Goethe-Polemik des deutschen Kritikers Wolfgang Menzel (1798 – 1873) finden sich viele Beispiele für Sarkasmus.

Beispiel: Wolfgang Menzel

»Goethe hat keinen anderen Schmerz empfunden, als den beleidigter Eitelkeit.«

Die Kritik ist unsachlich und bezieht sich nicht auf Goethes Arbeit. Stattdessen zielt sie auf eine unterstellte persönliche Schwäche des Dichters ab – ein typisches Merkmal des Sarkasmus.

Der Romantiker Novalis (1772 – 1801) äußert sich ebenfalls sarkastisch, allerdings nicht über Goethes Person. Die Aussage bezieht sich auf dessen Roman »Wilhelm Meisters Lehrjahre«:

Beispiel: Novalis

»[…] ein fatales und albernes Buch. Die Freude, daß es nun aus ist, empfindet man am Schlusse im vollen Maße. Das ganze ist ein nobilitierter Roman. Wilhelm Meisters Lehrjahre, oder die Wallfahrt nach dem Adelsdiplom.«

Abgrenzung zur Ironie

Sarkasmus wird häufig mit Ironie verwechselt. Zwar sind beide Stilmittel miteinander verwandt, zugleich aber deutlich voneinander abzugrenzen.

Ironie ist zunächst wertneutral: Mit dem Gesagten wird das Gegenteil des eigentlich Gemeinten ausgedrückt. Ironie kann Spott und Hohn (1), aber auch umgekehrt Lob (2) bedeuten. In dieser Weise wird sie oft von Sprechern verwendet, die ungern ihre Gefühle äußern. Ein Ironiker fürchtet möglicherweise eine zu »blumige«, sentimentale Ausdrucksweise.

Beispiel (1): Ironie als Element des Sarkasmus

Anja berichtet ihrer Freundin Tabea von einem Date mit einem langweiligen Kommilitonen. Sie sagt: »Der Abend mit ihm war echt aufregend.«

Anja will den Kommilitonen mit einer sarkastischen Bemerkung herabsetzen und verwendet dabei Ironie. Sie fand das Treffen wenig unterhaltsam, behauptet aber »ironisch« das Gegenteil. Ironie kann also ein Element des Sarkasmus sein. Man spricht hier von indirektem Sarkasmus.

Direkter Sarkasmus wäre in diesem Beispiel eine unzweideutige Herabsetzung des Kommilitonen, z. B.: »Der Abend mit ihm war schlimmer als ein Zahnarztbesuch.«

Beispiel (2): Ironie ohne Sarkasmus

Anja besucht Tabea, die hervorragend kochen kann und mit der sie sich gut versteht. Zum Abschied sagt sie: »Dein Essen war wie immer schrecklich.«

Anja will ihrer Freundin für den Abend danken und ihr ein Kompliment für ihre Kochkünste machen. Die Aussage ist ironisch, aber nicht sarkastisch. Sie ist vielmehr als liebevoller Witz gemeint.

Abgrenzung zum Zynismus

Die Grenzziehung zwischen Zynismus und Sarkasmus ist schwieriger als die zwischen Ironie und Sarkasmus. Während die Ironie eine echte Redefigur ist, ist der Zynismus ebenso wie der Sarkasmus Ausdruck einer bestimmten Sprechhaltung.

Sarkasmus und Zynismus lassen sich nur identifizieren, wenn man weiß, in welchem Kontext und mit welcher Zielsetzung sie verwendet werden.

Zum Sarkasmus gehört stets die spöttische Haltung des Sprechenden oder Schreibenden gegenüber dem Adressaten. Dabei kann Sarkasmus punktuell eingesetzt werden. Der Sprecher bzw. Autor muss keine generell pessimistische Weltanschauung oder zwingend negative Grundeinstellung zu seinem Sujet haben.

Beispiel: Sarkasmus

»Wer eine gute, verständige und schöne Frau sucht, sucht nicht eine, sondern drei.« (Oscar Wilde)

Das Zitat ist boshaft und witzig zugleich. Wilde scheint die Bemerkung eher aus Lust an der gelungenen Pointe als aus einer allgemein frauenverachtenden Haltung heraus zu machen. Da es in seinem Leben Frauen gab, die er bewunderte und liebte, liegt diese Deutung nahe. Die Kenntnis seiner Biografie macht es möglich, diesen Satz als Sarkasmus zu interpretieren.

Die Verwendung von Zynismus hingegen weist auf eine destruktive bis menschenverachtende Weltanschauung hin. Ein Zyniker greift gesellschaftliche Werte an oder verletzt moralische Konventionen. Der Tabubruch geht oft mit Zynismus einher.

Beispiel: Zynismus

»Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das Schöne zu nennen, konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt fertigbringen.« (Arthur Schopenhauer)

Aus dieser Aussage spricht Verachtung, ja Abscheu gegenüber Frauen. Schopenhauer, als »Frauenhasser« in die Philosophiegeschichte eingegangen, verhöhnt Frauen mit diesem Satz. Das Zitat ist nicht bissig, sondern gemein. Leichtigkeit und Witz sucht man vergebens; sie gehen zugunsten der vernichtenden Kränkung verloren. Darum spricht man hier von Zynismus.

Seite veröffentlicht am 06.09.2015. Letzte Aktualisierung am 03.09.2020.