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Der Richter und sein Henker

Inhaltsangabe

Schauplatz des Romans »Der Richter und sein Henker« ist die beschauliche Schweizer Landschaft rund um den Bielersee, nicht weit von der Hauptstadt Bern entfernt. Hier ereignet sich in der Nacht des 3. November 1948 ein Mord in der Nähe des Dorfes Lamboing, der in den frühen Morgenstunden vom Dorfpolizisten Clenin entdeckt wird. Bei der Leiche handelt es sich um den Polizeileutnant der Stadt Bern, Ulrich Schmied, der in dieser Nacht in seinem Wagen erschossen wurde.

Kommissar Bärlach, ein 60-jähriger international erfahrener Kriminalist, wird von seinem Chef, dem Untersuchungsrichter Dr. Lucius Lutz, mit der Lösung des Mordfalls beauftragt. Aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung – er leidet an Magenkrebs – erbittet Bärlach die Unterstützung seines Kollegen Tschanz.

Ihre Ermittlungen ergeben, dass Schmied mehrfach an dubiosen Abendgesellschaften eines erfolgreichen Geschäftsmanns namens Gastmann in dessen Haus im Dorf Lamboing teilgenommen hat. Bei diesen regelmäßigen Treffen tätigt die Schweizer Wirtschaftselite mit Vertretern ausländischer Staaten ihre Milliardengeschäfte. Es stellt sich heraus, dass Schmied unter einer falschen Identität, und zwar unter dem Namen Dr. Prantl, dort häufig zu Gast war.

Als Bärlach und Tschanz im Zuge ihrer Ermittlungen eines Abends Gastmann einen Besuch abstatten, kommt es vor dessen Haus zu einem Schusswechsel. Bärlach wird von Gastmanns Hund angefallen, der von Tschanz erschossen wird. Anschließend treffen sie auf den Nationalrat und Oberst von Schwendi, der anfänglich ein Attentat von Kommunisten vermutet, bevor er gewahr wird, dass er hier auf zwei Polizisten gestoßen ist. Als Gastmanns Anwalt sucht der Nationalrat am nächsten Tag Bärlachs Vorgesetzten auf, der ein Parteikollege von ihm ist. Mit Verweis auf die wichtigen Geschäfte, die bei diesen Veranstaltungen getätigt werden, besteht er darauf, dass sein Klient Gastmann nicht in die Ermittlungen der Polizei mit einbezogen wird.

Bei Schmieds Beerdigung tauchen zwei betrunkene Männer auf, die die Trauerrede des Dr. Lutz mit ihrem Gegröle unterbrechen und einen Kranz niederlegen, der einem Dr. Prantl gewidmet ist.

Bärlach, der nach Schmieds Beerdigung in seine Wohnung zurückkehrt, findet dort Gastmann vor. In einem Gespräch, das die beiden miteinander führen, kommt heraus, dass sich die beiden Männer vor vierzig Jahren in Konstantinopel (Istanbul) kennengelernt haben. Damals schlossen sie in einer Kneipe eine Wette ab, durch die sie ein Leben lang aneinander gekettet wurden. Gastmann vertrat die These, dass er in Gegenwart Bärlachs ein Verbrechen begehen könne, ohne dass er dafür zur Rechenschaft gezogen werden könne. Denn er glaube daran, dass die meisten Verbrechen im Chaos dieser Welt nicht aufgedeckt werden könnten. Bärlach hingegen hält dagegen, dass dies nicht möglich sei, denn jedes Vergehen komme schließlich irgendwann ans Licht, da das menschliche Leben nicht durch die Planbarkeit, sondern durch den Zufall bestimmt werde.

Gastmann bewies ihm damals sofort, dass er Recht hatte und stieß im Beisein Bärlachs einen Geschäftsmann in einen Fluss, ohne dass diese Tat ihm nachgewiesen werden konnte. Seitdem begeht Gastmann ein Verbrechen nach dem anderen, während Bärlach sein Leben damit zubringt, ihm auf die Spur zu kommen. Dabei bleibt er leider immer wieder erfolglos.

Tschanz` Ermittlungen konzentrieren sich weiterhin auf den Geschäftsmann Gastmann, Bärlach hingegen unterläuft diese jedoch immer wieder. Der Leserschaft erscheint dies verständlich, da es zu einer Aussprache zwischen Lutz und Bärlach kommt, in der die brisante Rolle Gastmanns in der Schweizer Geschäftswelt erläutert wird.

Bärlach fällt eines Nachts fast einem gefährlichen Attentat in seiner Wohnung zum Opfer. Danach kommt es zu einem weiteren, letzten Zusammentreffen zwischen Gastmann und Bärlach. Der Kommissar deutet in diesem Gespräch seinem Kontrahenten seinen Plan an, den er verfolgt: Er will Gastmann des Mordes am Polizisten Schmied überführen, obwohl er weiß, dass jener diese Tat nicht begangen hat. Diese Überführung soll stellvertretend für all die Verbrechen stehen, die Gastmann nicht nachgewiesen werden konnten. Der Kommissar  bezeichnet sich dabei selbst als »Richter« und kündigt Gastmann einen »Henker« an, den er ihm schicken wird, um ihn zu richten.

Tatsächlich macht sich Tschanz am nächsten Tag auf den Weg zu Gastmanns Villa und erschießt diesen und dessen Diener. Damit scheint der Mordfall Schmied abgeschlossen zu sein.

Zum Schluss lädt der todkranke Bärlach Tschanz zu sich nach Hause ein, und es kommt zu einer grotesk anmutenden »Henkersmahlzeit«. Bei diesem Essen offenbart er Tschanz, dass es sich um ein von Bärlach geschickt eingefädeltes Spiel gehandelt hat. Schmied war im Auftrag von Bärlach auf Gastmann und dessen Verbrechen angesetzt worden, um den Kommissar letztendlich doch noch zum Gewinner der Wette werden zu lassen. Tschanz durchkreuzte jedoch Bärlachs Plan, da er selbst aus Missgunst und Eifersucht zum Mörder seines Kollegen Schmied wurde.

Um von sich selbst abzulenken, versuchte Tschanz daraufhin, Gastmann als Täter zu überführen, was ihm misslang. Bärlach war sich jedoch über all die Zeit bewusst, dass Tschanz das Verbrechen begangen hatte und nutzte dieses Wissen, um ihn für seine Zwecke zu manipulieren. Tschanz blieb schließlich keine andere Wahl, als Gastmann zu erschießen, um nicht selbst in Verdacht zu geraten.

Um doch noch in die Genugtuung zu kommen, die Wette zu gewinnen, spielt sich Bärlach nun als »Richter« auf. Mithilfe seines von ihm auserwählten »Henkers« Tschanz bringt er seinen Widersacher Gastmann doch noch zur Strecke, allerdings für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Tschanz, der von ihm nicht gerichtet wird, begeht Selbstmord, während sich Bärlach nun endlich in medizinische Behandlung begibt, um noch ein weiteres Jahr überleben zu können.

Veröffentlicht am 3. März 2024. Zuletzt aktualisiert am 3. März 2024.