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Der Richter und sein Henker

Rezeption und Kritik

In den 50er-Jahren galt die Gattung des Kriminalromans in literarischen Fachkreisen als seichte Unterhaltungsliteratur, sodass sie kaum zur Kenntnis genommen wurde. So war Dürrenmatts Roman »Der Richter und sein Henker« nach seiner Erstveröffentlichung in Buchform 1952 einer kritischen Betrachtung nicht würdig. Es dauerte seine Zeit, bis das Werk ernst genommen wurde. In den 60er-Jahren entdeckten die Literaturkritikerinnen und -kritiker, wenn auch nur langsam, den doch sehr eigenen Umgang Dürrenmatts mit dem Genre der Kriminalliteratur, sodass sich das Blatt zu seinen Gunsten änderte.

Die Tatsache, dass der Autor mit seiner Geschichte in einer als trivial eingestuften literarischen Gattung seiner Leserschaft durchaus auch tiefgründige Botschaften mitzuteilen vermochte, bewirkte selbst bei den skeptischen Stimmen in den 70er-Jahren schließlich ein Umdenken. Sie mussten anerkennen, dass es Dürrenmatt brillant gelungen war, unter dem Deckmantel der einfach gestrickten Unterhaltungsliteratur hoch philosophische Fragestellungen aufzugreifen, mit denen er Begriffe der menschlichen Ordnung, wie Recht und Gesetz, Gerechtigkeit, Schuld und Sühne in den Mittelpunkt stellte, die seine Leserschaft noch weit über die Lösung des Mordfalles hinaus zur Reflexion anregte. Aus diesem Grund hielt sein Roman schließlich auch als Unterrichtslektüre in die deutschen Gymnasien Einzug. 

1957 wurde der Romanstoff zum ersten Mal filmisch verarbeitet. Er war der erste Spielfilm, den das Fernsehen produzierte, und insofern galt er damals als eine Sensation. Die anschließende zweite Verfilmung unter der Regie von Maximilian Schell mit einer Besetzung internationaler Stars wie Jacqueline Bisset, Robert Shaw und Donald Sutherland, die 1975 in die deutschen Kinos kam, wurde in San Sebastian (Spanien) mit dem Internationalen Filmpreis ausgezeichnet. Hier übernahm Dürrenmatt sogar selbst eine Nebenrolle, und zwar als Schriftsteller. Der Film verhalf dem Roman schließlich zu weltweitem Ruhm. 

Der Roman »Der Richter und sein Henker« wurde in 24 Sprachen übersetzt und ständig neu aufgelegt, wobei die Gesamtauflage heute bei über fünf Millionen verkaufter Exemplare liegt. Dies beweist, dass Dürrenmatt mit diesem Werk auch auf der internationalen Bühne des Literaturbetriebs einen durchschlagenden Erfolg hatte und seinen Themen eine gewisse Zeitlosigkeit anhaftet.

Veröffentlicht am 3. März 2024. Zuletzt aktualisiert am 3. März 2024.