Skip to main content

Torquato Tasso

Figuren

Figurenkonstellation

Torquato Tasso – Figurenkonstellation
  • Torquato Tasso

    Torquato Tasso genießt am Hof von Ferrara unter dem Schutz des Herzogs Alphons die Freiheit, sich ganz seinem poetischen Schaffen zu widmen. Seine Eltern hatten ein unglückliches Schicksal, doch er kam als Jüngling an den Hof von Ferrara, wo er zum ersten Mal die große Welt kennenlernte. Seine Schwester wohnt in Sorrent.

    Tasso ist eitel und kann schlecht für sich sorgen. Er scheut die große Gesellschaft und entwickelt selbst in der intimen höfischen Geselligkeit immer wieder großes Misstrauen. Die Schwester des Herzogs liebt er, ihrer Hofdame Leonore Sanvitale traut er nicht, wiewohl er zu Anfang geneigt war, die Zuneigung, die sie bekundete, für echt zu halten.

    Tasso hat über Jahre an einem großen Epos gearbeitet, dem »Befreiten Jerusalem«. Das Werk steht kurz vor der Vollendung – doch gerade dieser Schritt fällt ihm, der immer wieder überarbeitet und korrigiert, schwer.

    Dass er sich in der öffentlichen Sphäre und als Mensch der Tat noch nicht hat beweisen können, schmerzt Tasso. Antonio, der erprobte herzogliche Staatssekretär, stellt sich ihm als Verkörperung dessen dar, was ihm mangelt.

  • Alphons, der Zweite, Herzog von Ferrara

    Alphons sieht sich als Herzog von Ferrara in der Pflicht, sich um die größten Talente Italiens zu bemühen und seinen Hof damit zu schmücken. Tasso an einen konkurrierenden Hof zu verlieren, täte ihm deshalb sehr leid. Er gesteht dem Dichter umfassende Freiheiten zu und begegnet seinen Charakterschwächen, seinem Misstrauen und seiner Genusssucht, mit Toleranz. Dabei sieht er sich für die charakterliche Bildung seines Schützlings verantwortlich: Er plant, ihn nach der Vollendung seines Epos in die Welt zu führen, um ihn für das gesellschaftliche Leben resilienter zu machen. Im Stück zeigt er sich durchgehend nachgiebig. Selbst den offenen Gesetzesverstoß Tassos ahndet er nicht, wie er müsste, ja er erlässt ihm noch am selben Tag die abgemilderte Strafe. Und er lässt ihn – auf die Gefahr hin, ihn als Hofdichter zu verlieren – nach Rom ziehen. Auch bei der abermaligen, diesmal erotischen Grenzüberschreitung Tassos trägt er Antonio auf, Tasso zu stützen.

  • Leonore von Este, die Prinzessin

    Die Prinzessin hegt für Tasso eine heimliche Neigung, wiewohl sie die Schwächen seines Charakters deutlich sieht. Sie wünschte, er fände ein harmonischeres Selbstverhältnis und könnte sich dann besser in die höfische Gesellschaft eingliedern. Sie sieht sich von ihrer Mutter in der Gelehrsamkeit und von ihrer Schwester, die sie schmerzlich vermisst, im Talent zur Geselligkeit übertroffen. Ihr fällt es schwer, für die eigenen Anliegen und für die Anliegen ihrer Freunde einzustehen – so setzt sie dem Plan ihrer Hofdame Leonore Sanvitale, Tasso nach Florenz mitzunehmen, nichts entgegen. Immerhin ringt sie sich zu einem beinahe ausdrücklichen Liebesgeständnis Tasso gegenüber durch. Dabei darf Tasso die Grenzen des Schicklichen nicht übertreten. Die Liebeskommunikation muss innerhalb und im Rahmen der höfischen Kommunikation erfolgen und ohne körperliche Dimension bleiben. So kann Tasso ihr seine Liebe in Gedichten erklären, und kann diese Gedichte öffentlich ausstellen – aber umarmen darf er sie nicht.

  • Leonore Sanvitale

    Gräfin Leonore Sanvitale ist die Hofdame und Freundin der Prinzessin Leonore von Este. Sie ist die Frau des Grafen von Scandiano, der mit ihrem gemeinsamen Sohn in Florenz lebt. Ihr Plan ist es, Tasso mit nach Florenz zu nehmen und sich dort mit seiner Dichtung zu schmücken. Sie liebt ihn nicht, hat aber im höfischen Rahmen latent erotische Kommunikation mit ihm durchaus gepflegt. Ihre Eitelkeit und ihre Bereitschaft zur Intrige treten erst im Laufe des Stücks als dominante Charaktermerkmale hervor: Zu Beginn erscheint sie in der Gegenüberstellung mit der Prinzessin als sinnlichere und lebensfrohere, als weniger ernste Frau.

  • Antonio Montecatino

    Der Staatssekretär gehört zu den wichtigsten Beamten am Ferrareser Hof und genießt das volle herzogliche Vertrauen. Er war lange auf einer diplomatischen Mission in Rom beschäftigt und hat sie zur Zufriedenheit des Herzogs ausgeführt. Poetische Versuche sind ihm eher missglückt. Er ist ein Mensch der Tat, des hohen diplomatischen Parketts, der Staats- und Regierungskunst – und dabei auf Tassos Geschick im ästhetischen Bereich und seine Erfolge durchaus neidisch. Alphons wird gänzlich ohne erotische Regung dargestellt, Antonio immerhin packt, als er Tasso bei seiner Rückkehr von den beiden Damen geehrt sieht, eine gewisse Eifersucht. Dabei ist er reflektiert, zu rascher Einkehr, ja zur Selbstüberwindung bereit. Tasso sieht in ihm zu unrecht seinen Hauptfeind, und am Ende ist er es, der Tasso in seinem verzweifelten Wahn beisteht.

Veröffentlicht am 13. April 2024. Zuletzt aktualisiert am 13. April 2024.