Die Epoche betreffend ist »Ruhm« ein Text der Gegenwartsliteratur und damit keiner abgeschlossenen historischen Epoche zuzuordnen. Grundsätzlich ließe sich sagen, dass »Ruhm« der Literatur des wiedervereinigten Deutschlands entspringt, wobei damit allerdings unterschlagen würde, dass es sich bei Daniel Kehlmann auch um einen österreichischen Autor handelt. Die Gegenwartsliteratur zeichnet sich dadurch aus, dass die Charakteristika, die eine Epoche ausmachen würden, noch im Werden begriffen sind. Das erschwert die Einordnung.

Was sich allerdings sagen lässt, ist, dass sich »Ruhm« einer bestimmten Tradition verdankt. Es sind vor allem die Romane des Österreichers Leo Perutz, der Anfang des 20. Jahrhunderts Texte schrieb, die »Ruhm« ähneln (vgl. Gasser 2010, S. 135). Vor allem »Nachts unter der steinernen Brücke« sei in diesem Zusammenhang genannt. Eine weitere Parallele zieht Gasser zu Jorge Luis Borges, einem argentinischen Schriftsteller, der teilweise surrealistisch anmutende, vor allem aber metafiktionale Texte geschrieben hat (vgl. ebd.). Auch nicht von der Hand zu weisen ist ein gewisser kafkaesker Einschlag. Parallelen ließen sich ferner zu Italo Calvino ziehen.

Der Unterschied zu diesen Autoren ist, dass sie allesamt schon tot waren, als das Handy sich auf dem Massenmarkt etabliert hat. Genau das ist neu an Kehlmanns Text. Der formale Teil war also bereits vorweggenommen, der Inhalt allerdings ist neu. Der historische Hintergrund besteht also vor allem darin, dass Internet und Mobiltelefonie bereits gängige Kommunikationsmedien geworden sind. Ihre Einflüsse auf das Leben von Menschen werden in »Ruhm« – teilweise in recht ausgeprägter satirischer Absicht – vorgestellt.

»Ruhm« ist also ein Text, der nicht nur aufgrund seiner Entstehungszeit der Gegenwartsliteratur angehört, sondern in seiner besonderen Art und Weise überhaupt nur in der Gegenwart hat entstehen können.