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Ruhm

Sprache und Stil

Die Sprache ist durchaus von einer gewissen Stilpluralität gekennzeichnet. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die Erzählung Mollwitz’ anschaut und sie in Beziehung zu den anderen setzt. Auch »Rosalie geht sterben« unterscheidet sich durch den Tonfall von den anderen Erzählungen. Insgesamt aber ist der Stilpluralismus nicht besonders ausgeprägt. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass der Stil insgesamt sehr unauffällig ist. Es kommt nur in Ausnahmefällen zu einer Art lyrischem Tonfall. Die Sätze sind vielleicht nicht gerade von »steriler Brillanz«, sondern eher von einer gewissen Unmarkiertheit, und genau deswegen fällt es auch eher schwer, von einem distinkten Stil zu sprechen. Fast ließe sich sagen, die Sprache des Textes glänze eher durch eine gewisse Abwesenheit von Stil.

Dies ist allerdings streng exklusive der Erzählung von Mollwitz zu verstehen. Außerdem soll die Feststellung auch nicht implizieren, es handele sich um eine defizitäre Sprache. Die Sprache ist allerdings auf den Kern beschränkt, die Sätze sind in der Regel kurz, nur vereinzelt wird dieses Muster durch längere Satzgefüge unterbrochen. Diese werden dann aber auch als genau solche wahrgenommen, eben weil die überwiegende Mehrheit der Sätze klar, stringent und kurz ist.

Auch die Fremdwortdichte ist äußerst gering. Dies alles sorgt für einen niedrigschwelligen Stil. Der Text lässt sich – so ließe es sich etwas salopp formulieren – sehr gut lesen. Durch die Einfachheit der Sprache bleiben außerdem Kapazitäten frei, sich auf das Geschehen selbst zu fokussieren – bei einem Text, der mit verschiedenen Diegese-Ebene spielt, ein nicht unerheblicher Vorteil. Wäre die Sprache komplizierter, würde auch deutlich mehr von Rezipienten verlangt werden.

Veröffentlicht am 19. September 2023. Zuletzt aktualisiert am 19. September 2023.