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Der zerbrochne Krug

Inhaltsangabe

An einem 1. Februar des späten siebzehnten Jahrhunderts – es ist ein Dienstag – kündigt der Gerichtsschreiber Licht im fiktiven, niederländischen Dorf Huisum bei Utrecht dem Dorfrichter Adam morgens den Besuch des neuen Gerichtsrats Walter an. Dieser sei unterwegs, um die dörfliche Gerichtsbarkeit zu überprüfen.

Der Richter ist übel zugerichtet: Er hat zwei große Kopfwunden, ein verrenktes Bein und Kratzspuren am ganzen Leib. Seine Hosen hat er zum Trocknen beim Ofen aufgehängt und seine Perücke fehlt. Seinem Schreiber erzählt er, dass er eben beim Aufstehen aus dem Bett über seine Füße gestolpert und gestürzt sei, und muss auf seine Kopfwunden überhaupt erst durch Licht aufmerksam gemacht werden.

Mit Hilfe der Mägde versucht Adam hastig, sich auf den Besuch des Gerichtsrats vorzubereiten. Der Versuch, sich beim Küster eine Perücke zu leihen, misslingt. Ein Bedienter des Gerichtsrats bestätigt die Nachricht Lichts. Diesem teilt Adam mit, dass er böse geträumt habe: Er sei zugleich Beklagter und Richter gewesen, und habe sich als Richter selbst verurteilt.

Gegenüber dem eingetroffenen Gerichtsrat geht Adam gleich in die Defensive: Er versucht die Unterscheidung von Gewohnheits- und formalem Recht für die eigene Praxis zu etablieren und beteuert, von Walter, wenn dieser auch nicht alles in Ordnung fände, lernen zu wollen. Dieser möchte dem heutigen Gerichtstag beiwohnen und später die Kassen prüfen.

Während sich Adam fertig macht, betreten die Parteien des anstehenden Prozesses die Gerichtsstube. Frau Marthe Rull befindet sich mit Veit Tümpel im Streit wegen eines zerbrochenen Kruges. Veit möchte diesen gerne ersetzen, doch Martha streicht eloquent die Unwiederbringlichkeit des zerstörten Gutes heraus. Bei ihnen sind Marthas Tochter Eve und Veits Sohn Ruprecht. Die beiden sind eigentlich verlobt, doch Ruprecht bricht in Beschimpfungen gegen Eve heraus, die ihn und ihre Mutter zu beschwichtigen sucht. Marthe deutet an, dass es im Prozess eigentlich nicht um den Krug, sondern um die bedrohte Ehre ihrer Tochter gehe: Denn der Zerstörer des Kruges müsse mit demjenigen identisch sein, der Eve gestern Abend unerlaubt besuchte.

Der Prozess beginnt nun unter Adams Vorsitz und Walters Überwachung. Nachdem Adam mit dem Versuch gescheitert ist, im Eilverfahren die Schuld Ruprechts festzustellen, erfolgen die ordentlichen Aussagen der Klägerin Marthe, dann des Beschuldigten Ruprecht und der Zeugin Eve. Als Eve Ruprecht und den mittlerweile als möglichen Schuldigen ins Spiel gebrachten Lebrecht – einen Rivalen Ruprechts – entlastet, ruft Marthe, um ihre Anklage gegen Ruprecht doch noch aufrechtzuerhalten, eine andere Dorfbewohnerin, Frau Brigitte, ins Spiel, die vom Schreiber zuerst geholt werden muss. Während Licht unterwegs ist, kommt es zu einer Verhandlungspause, in der Adam den Gerichtsrat mit Wein traktiert und selbst von Walter unauffällig über seine Wunden und sein Verhältnis zu dem Hause Marthe Rulls befragt wird. 

Frau Brigittes Aussage strotzt von abergläubischen Fehldeutungen, der Schreiber Licht aber verhindert, dass ihre Aussage deswegen disqualifiziert wird. Er hat mit ihr unterwegs weitere Indizien gesammelt, die nun eindeutig auf den Richter deuten. Walter versucht, um die Ehre des Gerichts zu retten, noch eine formale Schließung des Verfahrens und – so will es Adam – eine vorläufige, in einem Berufungsverfahren sogleich zu kassierende Verurteilung Ruprechts zu erwirken, doch angesichts dieser Ungerechtigkeit bricht Eve ihr Schweigen und bezichtigt Adam offen seiner Schuld. Dieser flieht den tätlichen Angriff Ruprechts, und die Zurückgebliebenen klären letzte Fragen. Die Bestrafung Adams soll milde ausfallen, das Liebespaar an Pfingsten heiraten.

Der aufgedeckte Sachverhalt aber, den der Zuschauer dank mannigfacher Indizien schon früh zu rekonstruieren in die Lage versetzt wird, ist dieser: Dass Ruprecht bald zum Militärdienst eingezogen wird, nutzt Adam um Eve vorzuschwindeln, ihr Verlobter werde nicht, wie vorgegeben, im Inland eingesetzt, sondern nach Ostindien verbracht werden und dort gewiss an einer tropischen Krankheit sterben, sofern nicht er, Adam, ein Attest fälsche, das Ruprecht vom Militärdienst befreit. Eve schenkt ihm Glauben und am Abend geht Adam nach zehn Uhr unter einigen Vorwänden zu ihr nach Hause und gar, um dort die Unterschrift unter das Attest zu setzen, in ihre Kammer. Hier eröffnet er ihr nach zweiminütigem Anstarren, welche erotische Gegenleistung er von ihr für das Attest verlangt, wird aber sogleich von ihr abgewiesen. Ruprecht, der etwas später als gewohnt bei Eve einsprechen möchte und den Besucher, ohne ihn zu erkennen, bemerkt hatte, bricht in die Kammer und schlägt Adam, der seine Perücke auf einem auf dem Fenstersims stehenden Krug abgelegt hatte, in die Flucht. Adam stürzt bei dem Sprung durch das Fenster den Krug zu Boden, wo dieser zerspringt. Ruprecht fügt dem Flüchtigen, immer noch ohne ihn zu erkennen, mit der abgerissenen Klinke zwei Kopfwunden zu, bekommt aber von diesem Sand in die Augen geworfen und bleibt zurück. Eves Mutter Marthe betritt die Kammer und klagt Ruprecht wegen des zerbrochenen Kruges an. Eve bestätigt verhalten die Beschuldigung. Der flüchtige Adam bekommt auf seiner Flucht Durchfall und wird von Frau Brigitte gesehen, die ihn wegen seines Klumpfußes und wegen des Gestanks für den Teufel hält. Er hinterlässt Spuren im Schnee, die seine Bewegungen noch am Folgetag nachvollziehbar machen. Seine Perücke ist im Weinrankenspalier unter Eves Fenster hängen geblieben.

Veröffentlicht am 2. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 2. Juli 2023.