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Traumnovelle

5. Kapitel

Zusammenfassung

Es ist schon beinahe wieder hell, als Fridolin zu Hause eintrifft, sein Mönchskostüm versteckt und zu Bett gehen will. Da seine Frau offensichtlich einen Albtraum hat, weckt er sie und will von ihr ihren Traum hören: Albertine berichtet von einer Hochzeitsreise der beiden. Nach einem Flug über den Wörthersee und einer leidenschaftlichen Nacht wollte Fridolin am nächsten Tag neue Kleidung besorgen. Gleichzeitig seien die dänische Affäre von Albertine und viele andere Liebespaare erschienen. Während sich alle ihren geheimen erotischen Wünschen hingaben, sei der Arzt verhaftet und gefoltert worden. Die Liebschaft aus dem ersten Kapitel sei erschienen und habe Fridolin dazu aufgefordert, sich ebenfalls seinen erotischen Fantasien hinzugeben. Als er das ablehnte, sollte er gekreuzigt werden. Albertine habe dabei kein Mitleid für Fridolin empfunden, sondern ihn ausgelacht.

Nach diesen Schilderungen ist Fridolin entsetzt und hält seine Ehe für gescheitert, weil er die Ereignisse im Traum realen Geschehnissen gleichsetzt. Er beschließt zunächst, die Hintergründe des lasziven Maskenballs zu recherchieren, bevor er seiner Frau davon erzählt.

Analyse

Die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen und Fridolin ist sich nicht sicher, ob er die Geschehnisse tatsächlich erlebt oder aber nur geträumt hat. Verstärkt werden diese Verwirrungen zusätzlich durch den Traum, von dem Albertine ihrem Ehemann berichtet. Dieser Traum dient als Spiegel des Gesprächs der beiden Ehepartner im ersten Kapitel sowie der Geschehnisse, die Fridolin in der Nacht zuvor erlebt hat. Der Traum führt darüber hinaus vor Augen, dass Albertine auf ihre geheimen Begierden zugreifen kann und über die Phantasie Erfüllung findet, die Fridolin verwehrt bleibt, da dieser lediglich Scham empfindet und unerfüllt bleibt.

Außerdem erhält der Leser den Eindruck, dass Albertine direkt auf Fridolins Psyche und seine Gedankenwelt zugreifen kann, weil Fridolins Erlebnisse in Albertines Traum parallel auftauchen. Im Gegensatz zu Fridolins nächtlichem Ausflug kann man in Albertines Traum klar das Geträumte vom Erzählten beziehungsweise der Realität unterscheiden, was unter anderem durch die Verwendung von erlebter Rede oder Vergleichen bewirkt wird. Des Weiteren enthält Albertines Traum den Vorwurf an Fridolin, dass dieser primär nach gesellschaftlichen Erwartungen handle und ihnen beispielsweise sexuelle Wünsche und Bedürfnisse unterwerfe, was die Scham Fridolins weiter intensiviert. Innerlich erklärt Fridolin die Ehe für gescheitert und plant seine Rache, um auf diese Weise die Scham verarbeiten zu können.

Veröffentlicht am 6. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 7. Oktober 2022.