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Der Trafikant

Aufbau des Werkes

Der Roman umfasst den Zeitraum vom Spätsommer 1937 bis zum 07. Juni 1938, dem Tag der Verhaftung von Franz Huchel, und wird weitestgehend chronologisch erzählt. Das Ende des Romans fokussiert Anezka nach einem Zeitsprung von fast sieben Jahren. Sie nimmt am 12. März 1945 den Traumzettel von der Fensterscheibe der Trafik, den Franz am Tag seiner Verhaftung dort angebracht hat. Dem Zettel lässt sich die verstrichene Zeit deutlich ansehen. Ein Teil davon ist abgerissen, wodurch der abrupte Abbruch des Lebens von Franz Huchel sowie vielen weiteren Opfern verdeutlicht wird. 

Abgesehen von diesem langen Zeitsprung beschränken sich die Zeitsprünge innerhalb des Romans auf einen Tag bis wenige Wochen. Verfolgt werden demnach verschiedene Handlungsstränge, welche Franz' persönliche Entwicklungen, die erste große Liebe, ebenso wie politische Entwicklungen vor dem Hintergrund seines Heranwachsens und der Arbeit in einer Wiener Trafik, im aufkeimenden Nationalsozialismus, betrachten.

»Der Trafikant« ist nicht in Kapitel gegliedert, die Handlung findet jedoch an verschiedenen Schauplätzen statt und lässt sich in mehrere Erzählabschnitte einteilen, die dem Roman eine Struktur verleihen. Sie alle haben einen besondere Bedeutung. Während Franz’ Heimat für seine alte Persönlichkeit steht, repräsentiert Wien seine maßgebliche Persönlichkeitsentwicklung. 

Viele der politischen Szenen, welche den erstarkenden Nationalsozialismus zu der Zeit widerspiegeln, ereignen sich an dem Schauplatz der Trafik. In diesen Szenen wird die Entwicklung der Persönlichkeit von Franz besonders deutlich. Weitere Erfahrungen sammelt er auf dem Wiener Prater, im Varieté sowie dem gelben Haus in der Rotensterngasse, in welchem Anezka wohnt. Diese Schauplätze stehen demnach für die schwierige Beziehung zwischen ihnen und die Gefühle, mit denen Franz durch sein erstes Verliebtsein in Kontakt tritt. Die Berggasse 19, das Zuhause Sigmund Freuds, repräsentiert die besondere Freundschaft der beiden Romanfiguren. 

Die zugrunde liegende chronologische Erzählweise wird zeitweise durch Analepsen (Rückblenden) unterbrochen, in welchen die Vergangenheit und Franz' Heimat durch Erinnerungen mit der Gegenwart und der Stadt Wien verwoben werden. Weitere Unterbrechungen des Erzählflusses kennzeichnen sich durch Postkarten, Briefe oder Traumnotizen. Diese Textstellen werden deutlich hervorgehoben und verleihen dem Roman eine besondere Struktur. 

Weiterhin werden viele Teile des Romans zeitdeckend erzählt, was bedeutet, dass die Erzählzeit und die erzählte Zeit von gleicher Dauer sind. Mit Hilfe vieler Dialoge gewinnt der Roman an Lebendigkeit und der Leser erlangt die Möglichkeit, mehr über die einzelnen Figuren zu erfahren. 

In zeitraffenden Teilen des Romans, in welchen die Erzählzeit schneller ist als die erzählte Zeit, lässt sich der Erzähler deutlicher wahrnehmen. Es handelt sich vorherrschend um einen personalen Erzähler. Gelegentlich wird in kurzen Abschnitten aus der Sicht der Nebenfiguren erzählt, wie z. B. aus dem Blickwinkel Alois Preiningers, der von den Ereignissen, die zu seinem schicksalhaften Tod geführt haben, erzählt. In großen Teilen ist der Roman jedoch aus der Perspektive von Franz Huchel erzählt. Der Leser erlangt viele Einblicke in seine Gefühlswelt und Gedanken. Diese Teile des Romans werden zeitdehnend erzählt, da die Erzählzeit länger ist als die erzählte Zeit. 

Veröffentlicht am 13. Juni 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. Juni 2023.