Skip to main content

Der Trafikant

Rezeption und Kritik

Die Reaktionen auf Robert Seethalers Roman »Der Trafikant« fielen in großen Teilen positiv aus. Nur vereinzelte Aspekte wurden kritisiert. Insbesondere die authentische und bildhafte Sprache des Autors sowie das hervorgehende politische Engagement wurden vermehrt positiv erwähnt.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung reagierte als eine der ersten Quelle auf den Roman. Erfasst werden die vielen verschiedenen Aspekte, die Seethaler in diesem aufgreift: »Die große Stadt lehrt ihn [Franz] die Menschen kennen und erkennen, Liebe und Hass, Politik und Freundschaft. Und Sigmund Freud« (Platthaus, 2012).

Positiv hervorgehoben wurde weiterhin die Nähe an der Realität, mit welcher Seethaler die Vorgänge im Österreich des Jahres 1938 schildert: »Der Roman beschönigt nichts; es gibt keine Rettung aus dem Wiener Totentanz des Jahres 1938« (ebd.).

Dem Roman wohnt demnach, dieser ersten Rezension zur Folge, ein Zauber inne, der gleichzeitig auch ehrlich und böse ist.

Eine Kritik an dem Hinzuziehen der historisch realen Figur des Sigmund Freud wurde in weiteren Rezensionen wiederholt deutlich. In der Neuen Züricher Zeitung wird die Entscheidung Seethalers, eine reale Person in einem fiktiven Roman zu etablieren, als »gefährlich« (Papst, 2013) bezeichnet. Dieser Rezension zur Folge sind die Teile des Romans, in denen Sigmund Freud zu Wort kommt, deutlich schwächer als die anderen Passagen des Werkes:

    1. In ihrer Saloppheit wirken die Dialoge indes ein wenig aufgesetzt. Dass Freud ausgerechnet gegenüber einem Kioskgehilfen eine launige, selbstironische Summe seiner Lehre ziehen soll, erscheint kaum glaubhaft – zumal Lockerheit in eigener Sache gerade nicht zu den verlässlich überlieferten Zügen seines Charakters zählt (ebd.).

    Demnach wird in Bezug auf die Figur Sigmund Freud insbesondere die realitätsferne Darstellung seiner Persönlichkeit sowie das Auslassen seiner Forschung kritisiert. Betont werden sollte jedoch, dass Freud sich zu der Zeit, in welcher der Roman spielt, nicht mehr in den Hochzeiten seiner Wissenschaft befindet. Er ist alt, krank und schwach. Ebenfalls ist er nur eine Nebenfigur des Romans, seine Person und seine Wissenschaft sollen nicht im Fokus stehen. Seine Funktion ist es, die Persönlichkeitsentwicklung des Protagonisten zu unterstützen und zu fördern.

    Weiterhin wird durch sein reales Vorbild das Schicksal der Wiener Juden besonders deutlich. In einer Rezension des Literaturhauses Wien wird der Umgang mit der Figur Sigmund Freud weiterhin als »ein wenig zu leichtfertig« (Tiefenbacher, 2013) ausgemacht. Auch hier wird hinterfragt, wie viel die Darstellung Seethalers mit der historisch realen Person gemein hat. Dennoch wurde die Erzählweise des Autoren äußerst positiv hervorgehoben:

      Über individuelle Katastrophen in einer politisch repressiven Zeit berichtet dieser Roman einiges. Und er tut es auf recht spannende Weise, weil Seethaler weiß, wie man schreiben muss, um politische Bedrohung und die Bosheit der Menschen spürbar zu machen (ebd.).

    »Der Trafikant« ist der erste Roman von Robert Seethaler, der zu einem großen Erfolg wurde. Seethaler entwickelte zudem selbst eine Bühnenfassung, deren Uraufführung im Oktober 2016 an der Württembergischen Landesbühne Esslingen stattfand. Es folgten weitere Aufführungen im südwestlichen Raum Deutschlands. In der Stuttgarter Zeitung lässt sich eine äußerst positive Reaktion auf die Uraufführung der Bühnenfassung finden:

      Die Transkription ist ihm voll und ganz geglückt. Wer das Buch mag, der sollte sich auch dieses Stück ansehen. Die Balance zwischen Leichtigkeit und Schwere, die Kunst, eine Biografie in Zeitgeschichte einzubetten und dabei sowohl dem Einzelnen als auch dem großen Ganzen gerecht zu werden, das ist Seethaler auch in der dramatisierten Version gelungen (Schöpfer, 2016).

    Ende 2018 kam darüber hinaus eine Verfilmung des Romans, unter der Regie Nikolaus Leytners, in die Kinos. Die Darstellung erfolgte nah an der Romanvorlage, die Rezensionen fielen dabei jedoch eher durchwachsen aus:

    1. Üppig ausgestattet, gut gespielt, thematisch relevant, aber am Ende doch ein wenig beliebig und vor allem arg bieder. Dass die Verfilmung des Bestsellers von Robert Seethaler dabei der x-te Film ist, der eine Episode aus dem Dritten Reich bebildert, macht ihn fraglos zu einer gut gemeinten Angelegenheit. Aber die Macher gehen einfach viel zu behutsam vor, um dem Thema etwas tatsächlich Neues hinzuzufügen (Meyns, 2018).
Veröffentlicht am 13. Juni 2023. Zuletzt aktualisiert am 13. Juni 2023.