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Frühlings Erwachen

Aufbau des Werkes

»Frühlings Erwachen« ist in einem klassischen Drei-Akt-Schema aufgebaut. Innerhalb der Akte erfolgt eine Unterteilung in viele Einzelszenen: fünf im ersten Akt und jeweils sieben im zweiten und dritten Akt.

Der erste Akt bietet eine Darstellung der zentralen Themen des Dramas. Pubertäre Veränderungen, Grübeleien, Selbstmordgedanken, Leistungsdruck und Sexualität werden fokussiert. Der zweite Akt setzt sich intensiv mit den vorgestellten Themen auseinander. Die zentralen Ereignisse des Dramas finden statt. Moritz' Selbstmord und Wendlas Schwängerung bilden die Höhepunkte. Innerhalb des dritten Aktes werden die Folgen beleuchtet. Die Erwachsenen reagieren auf die Geschehnisse, wodurch ihr alleiniger Fokus auf Moral und Ansehen deutlich wird, der wiederum für die Jugendlichen erhebliche Konsequenzen mit sich bringt.

Weiterhin handelt es sich bei Wedekinds Werk um ein offenes Drama. Es ist chronologisch erzählt, kennzeichnet sich jedoch durch Zeitsprünge, Ortswechsel und verschiedene, nicht zusammenhängende Handlungsstränge. So gelingt es, eine längere Zeitspanne anhand weniger Szenen darzustellen. 

Darüber hinaus ist ein Merkmal des offenen Dramas eine hohe Personenzahl, die auch in »Frühlings Erwachen« vorzufinden ist. Die Protagonisten kommen nicht in jeder Szene vor. Es treten ebenfalls häufig Nebenfiguren auf, die die Gruppe der Jugendlichen oder die der Erwachsenen repräsentieren. Diese Szenen stehen für sich und tragen nichts zu dem Fortgang der Handlung bei. Sie dienen lediglich der Vertiefung eines zentralen Tabuthemas. 

Das Ende des Dramas bietet Anlass zu hoffen, dass Melchiors Leben einen besseren Ausgang findet als das von Moritz und Wendla. Dennoch bleibt es offen. Es lässt sich demnach festhalten, dass nicht von einem zentralen Handlungsstrang die Rede sein kann. Innerhalb des Dramas finden sich mehrere parallele Handlungsstränge. Ebenfalls ist nicht ein Protagonist im Fokus, sondern drei zentrale Figuren mit ihren eigenen Geschichten. Insbesondere die Schicksale von Melchior, Moritz und Wendla stehen im Mittelpunkt. Eine wichtige Rolle nehmen daher auch die Eltern dieser drei Figuren ein. Melchior hat vor diesem Hintergrund die Funktion eines Bindeglieds. Sein Schicksal ist sowohl mit dem von Moritz als auch mit Wendlas verwoben. 

Darüber hinaus zeichnet sich die Offenheit von »Frühlings Erwachen« durch die für ein Drama ungewöhnlich lange Zeitspanne von etwa einem halben Jahr aus. Passend zum Titel beginnt es im Frühling, an Wendlas 14. Geburtstag, der das pubertäre Alter unterstreicht. Das Drama entwickelt sich mit den Jahreszeiten. Der Frühling (1. Akt) ist geprägt von Beginn und Veränderung, im Sommer (2. Akt) findet die Haupthandlung statt und im Herbst (3. Akt) zeigen sich die Folgen in Form von Leid und Tod. 

Veröffentlicht am 20. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 20. November 2023.