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Frühlings Erwachen

2. Akt, Szene 6-7

Zusammenfassung

In der sechsten Szene tritt Wendla auf, die den Garten durchstreift. Sie schwelgt in Erinnerungen an die Begegnung mit Melchior. Wendla bedauert, niemandem von dem schönen Erlebnis auf dem Heuboden erzählen zu können.

Die letzte Szene des zweiten Aktes spielt in der Natur. Moritz sucht nach einem stillen Ort, um sich das Leben zu nehmen. Er hat das Gefühl, nicht in diese Welt zu passen.

Moritz denkt an seine Eltern, denen er jedoch keine Schuld gibt. Auch über das Sterben und sein eigenes Begräbnis sinniert er. Moritz empfindet keine Bitterkeit. Er blickt auf die schönen Momente mit Melchior zurück und möchte beim Sterben an den süßen Geschmack von Schlagsahne denken.

Plötzlich taucht Ilse auf, erschreckt Moritz und möchte wissen, was er dort sucht. Ilse war vier Tage lang nicht zuhause. Sie erzählt von den Orten, an denen sie war, und dass sie dort von verschiedenen Künstlern gemalt wird.

Selbst Ilses Geschichten und das zwanglose Gespräch können Moritz nicht von seinem Plan abbringen. Er verbrennt den Brief von Frau Gabor, als Ilse fort ist, und beschließt, nicht mehr nach Hause zu gehen, da es nun dunkel ist.

Analyse

Die sechste Szene ist vergleichsweise sehr kurz. In ihrem Monolog wird Wendlas Verwirrung und Überforderung deutlich. Dass sie so positiv an die intime Begegnung mit Melchior zurückdenkt, kann gegen eine Vergewaltigung sprechen: »Weil mich Mutter lächeln sieht. - Warum bringst du auch die Lippen nicht mehr zusammen?« (2,6).

Wendla weiß, dass man ihr mit Abwertung begegnen würde, wenn sie ihre Erfahrung mit jemandem teilt. »Ach Gott, wenn jemand käme, dem ich um den Hals fallen und erzählen könnte!« (2,6). Es lässt sich interpretieren, dass sie sich fragt, wie etwas, das sich so schön anfühlt, falsch sein soll.

In der letzten Szene des Aktes zieht sich Moritz zurück, um seine Ankündigungen in die Tat umzusetzen. Er sieht den Fehler bei sich selbst und nicht in den äußeren Umständen: »Ich passe nicht hinein« (2,7).

Die Metapher der Tür verdeutlicht, dass er aus dem Leben gehen möchte, das sich für ihn wie ein Gefängnis anfühlt, um seinen Wunsch nach Freiheit zu erfüllen: »Ich ziehe die Tür hinter mir zu und trete ins Freie. - Ich gebe nicht soviel darum, mich herumdrücken zu lassen« (2,7).

Das Auftauchen Ilses lässt sich als letzter Versuch deuten, Moritz von seinen Selbstmordplänen abzubringen. Sie tritt frei und fröhlich auf. In der Szene steht sie für das Leben und Moritz für den Tod. Das Leben versucht, ihn zu verführen, doch Moritz bleibt standhaft, was die Tiefe seiner Verzweiflung untermauert. Das Verbrennen von Frau Gabors Brief zeigt die Ausweglosigkeit der Situation aus Moritz’ Sicht. Durch die fehlende finanzielle Unterstützung kann Moritz nur vollständig aus dem Leben flüchten.

Veröffentlicht am 20. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 20. November 2023.