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Corpus Delicti

Prüfungsfragen

  • Erläutere anhand von Beispielen, warum es sich bei der METHODE um einen Kontrollstaat handelt.

    Die METHODE hat Gesundheit zur Norm und zum natürlichen Streben eines jeden Menschen erhoben, das sich somit auf die gesamte Gesellschaft, Politik und Recht ausweitet. Um diesen Zustand zu erreichen und vor allem aufrechtzuerhalten, ist eine lückenlose Kontrolle der Bevölkerung bezüglich ihrer körperlichen Verfassung notwendig. Die Bürger*innen sind demnach zum Beispiel verpflichtet, Schlaf- und Ernährungsberichte oder Urinwerte zu dokumentieren und zu melden. Einem Versäumnis dieser Pflicht wird nachgegangen. Die Partnersuche findet über die »Zentrale Partnervermittlung« statt, die dafür sorgt, dass nur genetisch kompatible Paare zueinander finden und somit gesunde Nachkommen zeugen. Liebschaften außerhalb dieser Regelung sind verboten. Die Menschen tragen einen Chip im Oberarm, welcher ihr komplettes Gesundheitsprofil speichert. Letztendlich ruft Kramer im Hinblick auf die wachsende Widerstandsbewegung zum gegenseitigen Misstrauen und Ausspionieren auf.

  • Charakterisiere Mia Holl anhand ihrer Entwicklung.

    Mia Holl wächst im System der METHODE auf, der sie besonders durch die vollständige Heilung ihres Bruders vertraut. Seinen rebellischen Gedanken kann sie zunächst nichts abgewinnen und lässt sich stattdessen von Vernunft und Rationalität leiten. Nach Moritz’ Verurteilung und Tod überkommen sie Zweifel. Mia steht zwischen dem Verrat am System oder ihrem Bruder und kann sich für keine der beiden Seiten entscheiden. Sie sehnt sich vor allem nach Ruhe und Passivität, gelangt allerdings immer tiefer in die Fänge der juristischen Gewalt. Als Moritz’ Unschuld aufgedeckt wird, haben ihre Zweifel endlich ein Ende. Mia bekennt sich zu ihrem Bruder und zum Gefühl. Ihre Meinung tut sie in einer Proklamation kund und kommt somit ins Handeln. Sie entwickelt sich von einer Methodenanhängerin zur Methodengegnerin. Ihre Überzeugung geht so weit, dass sie bereit ist, als Märtyrerin zu sterben, was ihr jedoch verwehrt bleibt.

  • Was bedeutet die Aufhebung des Urteils für Mia?

    Mia durchläuft die Entwicklung von einer Befürworterin zur Gegnerin der METHODE. Damit bekennt sie sich zu ihrem Bruder und fühlt sich ihm verbunden. Ihre Proklamation ist in der Bevölkerung auf Gehör gestoßen. Doch selbst als die Proteste verstummen und Mia gefoltert wird, bleibt sie ihren Überzeugungen treu. Sie lehnt das System ab. Daher ist sie auch nicht bereit, Kramers Angebot von Privilegien im Austausch für ihr Geständnis anzunehmen. An ihrem letzten Verhandlungstag betrachtet sie sich als Siegerin. Mit der Begnadigung verliert sie jedoch den Status der Märtyrerin, den sie bereit zu tragen war. Stattdessen ist sie nur eine Figur im intriganten Spiel der METHODE, bei dem es für Mia nun kein Entkommen mehr gibt. Sie ist im Kampf gegen die METHODE gescheitert. Ihre neu gewonnen Werte werden ihre Bedeutung verlieren, da ihr jegliche Chance genommen wird, nach diesen zu leben.

  • Welche Rolle spielt die »ideale Geliebte« in dem Roman?

    Die »ideale Geliebte« ist ein Fantasiewesen, das Moritz seiner Schwester vor seinem Selbstmord übergibt. Sie soll seine Gedanken in Mia wachhalten, was sie auch tut. Die »ideale Geliebte« fordert Mia immer wieder heraus und drängt sie vor allem zu einer Entscheidung, sich hinter eine der Seiten zu stellen. Nachdem sich Mia schließlich als Methodengegnerin positioniert hat, ist die Aufgabe der »idealen Geliebten« erfüllt und sie verabschiedet sich.

  • Welcher narrativen Struktur folgt der Roman?

    »Corpus Delicti« wird in einer Rahmenhandlung erzählt, die von Mias Urteil bis zu dessen Vollstreckung reicht. Dazwischen liegt die Haupthandlung, die als Rückblick eingeschoben wird und zum Schluss in die Urteilsvollstreckung und -aufhebung übergeht. Dabei ist diese von weiteren Rückblicken unterbrochen, welche die Beziehung zwischen Mia und ihrem Bruder darstellen und in die Zeit vor seinem Tod zurückreichen. Diese Erzählform wird auch Episodenstil genannt.

  • Handelt es sich bei »Corpus Delicti« um eine Dystopie? Begründe deine Meinung.

    Die Dystopie kehrt die Merkmale einer Utopie um. Unter einer Utopie versteht man ein unerreichbares Idealbild. Das in der Zukunft angesiedelte System der METHODE könnte oberflächlich als Utopie verstanden werden, indem es der Gesellschaft Gesundheit, Allgemeinwohl und die Abwesenheit von körperlichen Leiden verspricht.

    Jedoch überwiegen die negativen Aspekte in dem vorherrschenden System in »Corpus Delicti«. Hinter dem perfekten Schein verbirgt sich ein faschistischer Kontrollstaat. Als die Protagonistin Mia Holl diesem ihr Vertrauen entsagt, kann sie sich dennoch nicht dessen Macht entziehen. Ihre Auflehnung scheitert. Die Handlung endet in einer Katastrophe. »Corpus Delicti« stellt somit eine Gesellschaftsordnung dar, die düster oder nicht wünschenswert erscheint und ist daher als Dystopie zu bezeichnen.

  • Worin unterscheiden sich Mia Holl und Heinrich Kramer? Worin sind sie sich ähnlich?

    Zu Beginn ihrer Entwicklung sind sowohl Mia als auch Heinrich Kramer der Vernunft und Rationalität verschrieben. Beide haben einen scharfen Intellekt, den sie sprachlich einsetzen. Als Mia sich jedoch zu ihrem Bruder bekennt, lässt sie ihre rationale Seite hinter sich und bekennt sich zu einem Handeln, das sich am Gefühl orientiert. Dies macht den größten Unterschied zwischen den beiden aus: Vernunft gegen Gefühl. Dennoch ähneln sich die beiden in ihren festen Überzeugungen und der Bereitschaft, alles dafür nötige zu tun.

  • Inwiefern zeigt die METHODE Züge der Aufklärung?

    Zur Zeit der Aufklärung wurden die Menschen dazu aufgerufen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Rationalität und Vernunft bildeten dabei die Leitmotive. Die METHODE bezeichnet sich »als eine logische Folge der Aufklärung« (84), indem sie diesen Leitmotiven folgt und gepaart mit der Berufung auf den gesunden Menschenverstand ihre Gesundheitsnorm legitimiert.

  • Welche Beziehung besteht zwischen Mia und ihrem Bruder Moritz?

    Dass Moritz seine Schwester liebt, zeigt sich unter anderem darin, dass er als Kind alles Mögliche nach ihr benannte. Auch als junger Mann teilt er offen seine Gedanken mit ihr und nimmt sie mit an seinen Lieblingsort am Fluss. Mia fühlt sich ihrem Bruder ebenfalls eng verbunden, hat jedoch Schwierigkeiten, seine Ansichten nachzuvollziehen. Wegen ihrer Gegensätze geraten sie oft aneinander. Trotzdem besucht sie ihn im Gefängnis. Nach seinem Tod sucht Mia nach Wegen, mit ihrer Trauer und Sehnsucht umzugehen. Mit Hilfe der »idealen Geliebten« kommt sie Moritz immer näher, bis sie sich schließlich ganz zu ihm bekennt und in seinem Sinne handelt.

  • Welche Folgen hat die Aufdeckung des Justizirrtums bezüglich Moritz’ Mordanklage für den weiteren Handlungsverlauf?

    Als der Strafverteidiger Rosentreter aufdeckt, dass Moritz Holl dasselbe Erbgut wie sein Stammzellspender besitzt und somit dieser als potenzieller Mörder in Frage kommt, stellt er die Unfehlbarkeit der METHODE in Frage. Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt. Mia wandelt sich von einer Befürworterin der METHODE zur Gegnerin und teilt ihr Misstrauen in einem öffentlichen Schreiben mit. Das belebt den Widerstand, für den Mia zu einer Art Galionsfigur wird. Um sie unter Kontrolle zu halten, wird sie festgenommen. Heinrich Kramer verschleiert die Geschehnisse in einer erfundenen Geschichte, um das Bestehen der METHODE zu wahren. Dies geht so weit, dass sogar Mias Urteil zurückgezogen wird, um sie nicht zur Märtyrerin werden zu lassen.

Veröffentlicht am 7. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 7. April 2023.