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Corpus Delicti

Rezeption und Kritik

Bereits das Theaterstück »Corpus Delicti«, welches dem gleichnamigen Roman vorausging, wurde mit positiver Kritik aufgenommen. Zwei Jahre später (2009) folgte die Buchveröffentlichung. Bereits im ersten Jahr wurden 50.000 Exemplare verkauft sowie zahlreiche Neuauflagen vorgenommen. Die Zahlen allein sprechen vom Erfolg der Erzählung (Möbius, 112).

Als bereits bekannte deutsche Schriftstellerin wurde Julia Zehs Werk gleich nach seinem Erscheinen im Feuilleton diskutiert. Hier begegneten ihr ebenfalls vorwiegend positive Stimmen. Grund dafür lieferte vor allem der Bezug zum hochaktuellen Zeitgeschehen. Die thematisierte Gefahr für die Demokratie und die Gesellschaft innerhalb des dystopischen Settings wurde erkannt und lobend rezensiert, so zum Beispiel in Evelyn Fingers Rezension »Das Buch der Stunde«, die 2009 in der »Zeit« erschien (Leis und Alan, 90). Christopher Schmidt ordnet das Werk in der »Süddeutschen Zeitung« als »politische Entwicklungsliteratur ein« (Möbius, 113).

Allerdings äußerten sich einige Kritiken auch enttäuscht über die unausgereifte Darstellung der Figuren oder mangelnde Stilmittel, wie zum Beispiel Rainer Moritz in der »Neue[n] Zürcher Zeitung« mit den Worten: »Der stilistische Aufwand hält sich in Grenzen« (Leis und Alan, 89).

In den darauffolgenden Jahren rückte der Roman immer wieder in den Fokus von Literaturwissenschaftler*innen, ohne dass daraus neue Erkenntnisse entstanden. Einen abermaligen Aufschwung erhielt Zehs Werk mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 und den damit verbundenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Die erneute Auseinandersetzung mit der Thematik kam zu dem Ergebnis, dass die Beschlüsse der Regierung keineswegs mit denen einer Gesundheitsdiktatur gleichzusetzen seien (Leis und Alan 93f.). Anne Fleig macht in ihrem Blogartikel »Santé / Literatur als Möglichkeitsraum: Julia Zehs Corpus Delicti. Ein Prozess.« aus dem Jahr 2020 allerdings auf »die Einschränkung der Grundrechte, die die Normalisierung von Gesundheit in ein gleißendes Licht rückt« aufmerksam (Leis und Alan, 95).

Das Deutsche Theater Göttingen machte sich die hochaktuelle Materie zu Nutze und inszenierte eine adaptierte Version des Werkes unter dem Titel »Die Methode«. Die Tiefgarage des Schauspielhauses wurde zum Drive-In-Theater, das sich am Prinzip eines Autokinos orientierte. Das Theater schuf dadurch eine Möglichkeit, das Stück dem Publikum  trotz Lockdown zuzuführen und zu einer eindringlichen Erfahrungen werden zu lassen. Das Angebot wurde dankend angenommen, was sich in monatelangen ausverkauften Vorstellungen zeigte (Leis und Alan, 96).

Doch nicht nur im Theater wurde die Thematik aufgegriffen. Bereits 2009 arbeitete die Autorin mit der Ingolstädter Band »Slut« zusammen, woraus eine Vertonung unter dem Titel »Schallnovelle« entstand (Tigchelaar, online).

Veröffentlicht am 7. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 7. April 2023.