Skip to main content

Corpus Delicti

Titel
Corpus Delicti
Autor
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
2009
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

»Corpus Delicti. Ein Prozess« von Juli Zeh erschien 2009 als Roman. Die Autorin war zu diesem Zeitpunkt durch vorherige Werke wie »Adler und Engel« (2001) oder »Spieltrieb« (2004) bereits als renommierte Schriftstellerin im deutschsprachigen Raum bekannt. Der Buchversion ging zunächst ein Theaterstück voraus, an dem sich der Roman noch eng orientiert. Dies zeigt sich vor allem im Aufbau sowie anhand der geringen Figurenanzahl, dem in Innenräumen ausgetragenen Handlungsgeschehen und der Präsenz an Dialogen.

Wie es sich für einen Science-Fiction-Roman gehört, spielt die Erzählung in der Zukunft, etwa Mitte des 21. Jahrhunderts. Ort des Geschehens ist eine Stadt in Deutschland. Weder Zeit noch Ort werden genau bestimmt, allerdings kann man von einem mehrwöchigen Zeitraum im Sommer ausgehen. Mehrere Rückblicke kreieren einen Spannungsbogen und treiben das Geschehen voran. 

In diesem Zukunftsszenario hat sich das diktatorische System der METHODE etabliert, das Gesundheit zur obersten Norm erklärt hat und dem sich die Protagonistin Mia Holl nach dem Verlust ihres Bruders entgegenstellt. Ihr Scheitern begründet, neben den im Buch beschriebenen Kontroll- und Überwachungsmethoden, die Einordnung des Romans als Dystopie. Die politische Intention wurde von der Autorin bewusst gewählt und entsprang aus ihrer Sorge bei der Beobachtung der zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen in Folge von Terroranschlägen, sowie der rasant fortschreitenden Digitalisierung. Zeh möchte auf die Einschränkung von Bürgerrechten sowie die Gefahr von Diktaturen und Ideologien aufmerksam machen. Politische Veränderungen erfolgen schleichend. Darum ruft sie zum kritischen Hinterfragen und politischem Engagement auf. 

Der Titel »Corpus Delicti. Ein Prozess« weist bereits auf den juristischen Bezug des Romans hin. Dieser lässt sich auch in der Biografie der Autorin finden: Zeh studierte Jura und promovierte 2010 in Völkerrecht.

Von Literaturwissenschaftler*innen wurde das Werk gelobt, insbesondere hinsichtlich der Kritik am politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen. Mit dem Ausbruch der Corona Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen gewann Zehs Roman 2020 erneut an Aufmerksamkeit und liefert bis heute reichlich Diskussionsmaterial.

Veröffentlicht am 20. Juli 2014. Zuletzt aktualisiert am 7. April 2023.

Diese Werke könnten dich auch interessieren